Druckartikel: An Bambergs Schillerplatz: Blick auf alte Klostermauern

An Bambergs Schillerplatz: Blick auf alte Klostermauern


Autor: Jutta Behr-Groh

Bamberg, Sonntag, 24. Juli 2016

Enen Blick auf Fundamentreste des ehemaligen Klarissenklosters ermöglichen die archäologischen Grabungen, die am Schillerplatz in Bamberg laufen.
Die frei gelegten Grundmauern gehörten zum Kreuzgang und Konventgebäude des ehemaligen Klarissenklosters. Foto: Matthias Hoch


Vor 25 Jahren gab es zuletzt die Möglichkeit, Reste des ehemaligen Klarissenklosters zu sehen. Damals fanden die Grabungen in Verbindung mit dem Parkplatz statt, den der Landkreis am Schillerplatz baute. Er bedeckt weite Teile des alten Kirchenschiffs und viele Grabstätten. Um die Bodendenkmäler zu erhalten, schüttete man das Areal etwas auf.

Seit ein paar Wochen legen Archäologen wieder Reste des einstigen Nonnenklosters (1340 bis 1803) frei. Diesmal arbeiten sie auf dem bisherigen Behördenparkplatz am Schillerplatz, der an den öffentlichen Parkplatz grenzte.


Millionenprojekt folgt

Anders als 1991 werden die Bodendenkmäler nun genau dokumentiert, weil sie bald zerstört werden.
Sie fallen einem Vorhaben des Freistaats zum Opfer: Die Universität bekommt an dieser Stelle ein neues Büro- und Seminargebäude. Baubeginn für das 6,5-Millionen-Euro-Projekt ist im Herbst.

Bis dahin wollen Jochen Scherbaum und einige Mitarbeiter aus seinem Bamberger Büro für archäologische Dokumentation versuchen, sich "durch die Schichten zu arbeiten" und alle Informationen festzuhalten, die der Boden preis gibt. Überraschungen erwartet Scherbaum nicht.

Zu viele Veränderungenhabe das Kloster nach der Säkularisation erfahren. Er geht davon aus, dass es 1803 "gründlich durchgekehrt" wurde. Anschließend wurde es als Kaserne genutzt, 1876 zum Beispiel ein Reitstall gebaut. Was davon übrig war, ist der Steinhaufen, den man gerade im eingezäunten Grabungsfeld sieht.

Daneben türmt sich ein kleines Gebirge aus Erdreich, das ein Bagger oberflächlich weggeräumt hat. Mit kleinem Gerät haben sich die Archäologen anschließend tiefer in den Boden gearbeitet und verschiedene Fundamente freigelegt. Auffallend sind zwei parallel verlaufende Sandsteinmauern. Es sind Reste des ehemaligen Kreuzgangs. Die Mauerteile daneben gehörten zum Konventbau.

Der Zaun um die Grabungsstätte markiert etwa die Fläche, auf der später eine Tiefgarage entsteht. Das Gebäude selbst falle kleiner aus, versichern für das Staatliche Bauamt dessen Leiter Jürgen König sowie Dagmar Steuer-Flieser, die Kanzlerin der Otto-Friedrich-Universität. In der Hochschule freut man sich auf das neue Haus mit zwei Hörsälen, Büros und Besprechungsräumen für etwa 30 Professoren und Mitarbeiter.

Die Lage des Neubaus sei mit Bedacht gewählt, betont König: Die Grundmauern der Klosterkirche, die in Ost-West-Richtung stand, würden "kaum berührt". Was zerstört wird, seien Mauern "von ehedem dienenden Gebäuden" und von Bauten, die nach der Säkularisation errichtet wurden.

Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege (LfD) und die Stadtarchäologie begleiten das Uni-Projekt. Andreas Büttner (LfD) begrüßt ausdrücklich, dass der Neubau auf die sensibelsten Stellen des Bodendenkmals Rücksicht nimmt.

Stadtarchäologe Stefan Pfaffenberger spricht von einem inneren Zwiespalt, den Bodendenkmalpfleger immer aushalten müssten: Grabungen gingen oft einer Zerstörung voraus, doch sei der Erkenntnisgewinn durch die Arbeit der Archäologen ganz enorm: "Er hilft in der stadtgeschichtlichen Forschung weiter".

Entscheidend ist laut Büttner, dass "fachgerecht und auf der Höhe der Zeit dokumentiert wird", was nicht zu halten ist. Das sei am Schillerplatz der Fall.