Ein 46-Jähriger soll zwei Jungen seine Pornosammlung gezeigt und die Jugendlichen dazu aufgefordert haben, ein Medikament zu rauchen. Außerdem soll er ihnen eine Intimmassage angeboten haben. Der Mann beteuert: Die Jungen würden durch Gerüchte sein Leben ruinieren wollen.
Dieser Prozesstag ging anders aus als erwartet. Eigentlich hätten vor dem Bamberger Amtsgericht am Donnerstag nicht nur ein Polizeibeamter, sondern auch weitere Zeugen aussagen sollen. Doch ein Antrag von Staatsanwalt Thomas Förster hatte einen Beschluss des Gerichts zur Folge, der für die Aussetzung des Verfahrens sorgte: "Wir beauftragen einen Sachverständigen, der ein Gutachten zur verminderten Schuldfähigkeit und Schuldfähigkeit des Angeklagten erstellen soll", begründete Richter Martin Waschner.
Was ist die Vorgeschichte? Dem 46-jährigen Gerhard M. (Name geändert) aus dem Landkreis Bamberg werden in der Anklageschrift drei Punkte zur Last gelegt. Erstens: Er soll im Jahr 2014 zwei Jugendlichen, die er aus dem Verein kannte, seine Sammlung pornografischer Videos gezeigt haben. Insbesondere geht es um das Titelbild der Hülle einer bestimmten DVD. Zweitens soll M.
die heute 14-jährigen Jungen dazu aufgefordert haben, eine seiner Beruhigungstabletten zu zerstoßen, mit Tabak zu vermischen und zu rauchen. Drittens soll der Angeklagte den beiden Jungen, als diese ihn erneut besuchten, eine Intimmassage angeboten haben.
Strafbar sind diese drei Punkte als
Verbreitung pornografischer Schriften,
Körperverletzung und
sexueller Missbrauch von Kindern. Gerade den letzten Punkt bestritt der 46-Jährige vehement, er stellte auch grundsätzlich die Glaubwürdigkeit der Aussagen der Jungen infrage. Zumal es nicht die erste Sache sei, die ihm unterstellt werde.
"Die setzen Gerüchte in die Welt und wollen mein Leben ruinieren!", sagte der Angeklagte.
Teilweise eingeräumt Er gab zwar zu, dass er den Jugendlichen das Titelbild eines bestimmten Pornofilmes gezeigt habe. Das habe sich aber aus der Situation ergeben, weil man "über das Thema geredet" habe. Ebenfalls räumte er ein, über Tabletten gesprochen zu haben. Doch auch das habe sich "ergeben". "Wir sind auf das Thema Drogen gekommen, da hab ich aus Spaß gesagt: Ich nehm ja legale Drogen, nämlich Psychopharmaka", sagte Gerhard M. vor Gericht.
Er leidet nach eigener Aussage und der seiner Psychotherapeutin an Depressionen sowie Angst- und Panikzuständen. Die Jungs hätten das Medikament sehen wollen, doch niemals hätte er sie aufgefordert, etwas davon zu sich zu nehmen, wie M. weiter ausführte. Das Angebot einer Intimmassage bestritt er.
"Aber warum redet man über eine Intimmassage?", wollte Richter Waschner wissen. Weil jeder wisse, dass er auch Masseur sei, antwortete M. Und, weil es von einem der Jungen gewisse Anspielungen gegeben habe.
Ihre Sicht der Dinge werden die Jugendlichen erst an einem der folgenden Prozesstermine darstellen. Wann das genau sein wird, hängt vom Gutachten des Sachverständigen ab. Ein Polizist, der am Donnerstag als einziger Zeuge vernommen wurde, gab an, dass die beiden Jungen bei ihrer Vernehmung durchaus den Eindruck gemacht hätten, als hätten sie von "Erlebtem" berichtet.
Das Gericht wird sich bei deren Aussage ein eigenes Bild machen. Doch vorher wird die Frage der Schuldfähigkeit von Gerhard M. geklärt. Wie Staatsanwalt Thomas Förster anmerkte, habe M. den Jungen bei anderer Gelegenheit Alkohol und Zigaretten besorgt und später "mit ihnen über Intimmassage gesprochen.
Er führt ungesunde Beziehungen mit Jugendlichen". Gleichzeitig rede der Angeklagte von Angstzuständen und würde sich verfolgt fühlen.
Da vom Vertreter der Nebenklage und M.s Verteidiger keine Einwände kamen, lässt das Gericht nun ein Gutachten zur Frage der Schuldfähigkeit erstellen.