Drei Monate vor dem Start der Intendantin Sibylle Broll-Pape haben nicht wenige langjährige Theaterbesucher ihr Abo zurückgegeben. Stadt und Intendanz hoffen dennoch auf einen langfristigen Erfolg der künstlerischen Neuausrichtung.
"Die Nibelungen." Ein klangvoller Einstieg. Mit dem Stück von Friedrich Hebbel startet die neue Bamberger Theater-Intendantin Sibylle Broll-Pape am 16. Oktober in eine mit Spannung erwartete Saison. Freilich: Die Umstände sind für die aus Bochum kommende Theatermacherin nicht eben günstig.
Die Zahl der Theaterabonnnements befindet sich im Sinkflug, nicht erst, seit sie mit dem Totalumbau des Ensembles viele Bamberger aufschreckte. In den letzten Jahren lag der "natürliche Schwund" bei den besonders treuen Theaterbesuchern bei ca. 70 pro Saison. Dadurch sank die Zahl der Dauergäste von 3016 in der Saison 2010/2011 auf 2638 in der zu Ende gehenden Spielzeit.
Der Wechsel vom langjährigen Intendanten Rainer Lewandowski zu Broll-Pape scheint diesen Trend noch einmal zu verschärfen. 181 Abonnenten haben ihre Kündigung bis zum gestrigen Montag bei der Stadt erklärt, mehr als doppelt so viele wie in früheren Jahren. Dies, obwohl die Frist, das Abo zu widerrufen, noch einige Wochen laufen soll.
Einer, der seine Meinung schon lange gebildet hat, ist Egbert Müller aus Bamberg, früher Latein- und Deutschlehrer. Müller hat sein Abo zurückgegeben, als bekannt wurde, dass Broll-Pape die Verträge der meisten Schauspieler nicht verlängert. "Ich halte ein derart rigoroses Verhalten für unethisch. Theater hat auch etwas mit Humanität zu tun."
Deutlich rückläufig sind die Zahlen auch bei der Volkshochschule Bamberg-Land, die über ihre ehrenamtlichen Theatergruppenbetreuer seit Jahren ein erfolgreiches Theaterabo anbietet. Wie der Leiter der Bildungseinrichtung, Joachim Schön, auf Nachfrage sagte, haben 128 Abo-Inhaber der VHS ihre Dauerkarte auslaufen lassen. Er spricht von einem Rückgang von 17 Prozent. Dadurch verringert sich die Zahl der VHS-Theaterbesucher in der kommenden Saison von 725 auf 597. Bei der VHS ist der Anmeldeschluss bereits verstrichen.
Aus den Rückmeldungen der Betreuer vor Ort kennt Schön die Gründe, die zu der Kündigungswelle geführt haben. "Viele Abo-Inhaber haben ihren Unmut über die Nichtverlängerung der Schauspielerverträge formuliert", sagt Schön. Der Umbruch im Ensemble sei offenkundig nicht von allen Besuchern gebilligt worden. Auch werde im neuen Spielplan die "leichte Muse"mit Opern, Operetten und Musicals vermisst, was manche langjährigen Theaterfreunde offenbar mit dem Entzug der Einzugsermächtigung bestrafen. Schön findet den Rückgang in dieser Höhe auffällig und natürlich bedauerlich. Umso mehr, als der Leiter der VHS-Land das Programm der neuen Spielzeit als "sehr spannend und interessant" beurteilt.
Defizit bei 2,8 Millionen Kulturbürgermeister Christian Lange (CSU) warb am Montag dafür, die "gegenwärtigen Minus-Zahlen" nicht überzubewerten. Lange sagte, dass man als Stadt bei einer budgetfinanzierten Einrichtung selbstverständlich auch die Abozahlen im Blick haben müsse - das Theater hat ein Defizit von 2,8 Millionen Euro. Er verwies deshalb auch auf die neue Abostruktur, die das Theaterkuratorium beschlossen habe. So wurde das seit Jahren rückläufige Jugendabo durch das neue Wahl-Abo "4+4" ersetzt, mit dem man besonders die jungen Leute ansprechen wolle. "Den Erfolg dieses und anderer Angebote werden wir natürlich erst in ein, zwei Jahren sehen", sagt Lange und empfiehlt Kritikern der Neuausrichtung des Schauspielhauses sich erst ein Bild von der Saison zu machen, ehe sie ein Urteil fällen.
Positive Effekte erwartet Sibylle Broll-Pape kannte die Zahlen aus der Stadtverwaltung noch nicht und wollte sie, von dieser Zeitung damit konfrontiert, im ersten Moment nicht kommentieren. Eine Berichterstattung über dieses Thema hält sie für verfrüht. Es sei doch klar, dass es bei dem Wechsel einen Rückgang geben werde, sagte sie. Man müsse dem neuen Ensemble und ihr eine Chance geben, sich zu beweisen.
Dafür macht sich auch Ulrike Siebenhaar stark. Die Pressesprecherin der Stadt ist guter Dinge, dass die Bilanz für das Bamberger Theater am Ende gut ausfallen wird, weil den Kritikern viele Neugierige gegenüberstehen. "Ich glaube, dass dieser Effekt am Ende überwiegen wird."
Diese Abos bietet das Bamberge Theater an
Acht Abos In der kommenden Spielzeit bietet das E.T.A.- Hoffmann Theater insgesamt acht Abos an. Das Premierenabo umfasst sechs der sieben Premieren auf der Großen Bühne sowie die Premiere der Calderón-Spiele. Besonderheit: Im Anschluss an jede Premiere wird es eine Feier geben mit Diskussionsmöglichkeit.
Abos B bis E Für alle Theaterbesucher, die gerne einen festen Tag für ihren Besuch einplanen wollen, bieten sich die Abos B (immer freitags), C (immer samstags), D (immer donnerstags) und E (immer mittwochs) an. Sie alle umfassen sechs Aufführungen auf der Großen Bühne und weitere Ergänzungen, wie zwei Studiobesuche (Abo D/E), den Besuch einer Calderón-Vorstellung (Abo C) oder beides (Abo B).
Flexibles Abo Wer es gerne etwas flexibler mag, kann mit dem Abo A sechs Aufführungen auf der Großen Bühne an verschiedenen Wochenendtagen besuchen. Infos auf der Homepage des Theaters.
Wer fast alle Schauspieler entlässt, lauter neue Darsteller mitbringt, die vermutlich keinen finanziellen Spielraum mehr lassen, um auch die leichte Muse (Operette, Musical, Oper, Ballett), die seit dem ich denken kann im Bamberger Theater ihre - gut besuchte - Heimat hatten, aufzuführen, wer auch das Boulevardtheater komplett verbannt, der muss Probleme bekommen. Man schaue sich mal die Erfolgsbilanz im Theater Fürth an, dort brummen die Besucherzahlen, vor allem, weil man dort erkannt hat, dass Theater in erster Linie auch die Vielfalt ausmacht. Aber in 5 Jahren kann man ja wieder versuchen die Besucher zurück zu holen (nur wer einmal weg ist, bleibt normal lange weg). Schade um ein wunderschönes Theater, welches ohne jegliche Not momentan zum Einspartentheater wird. Na ja - und das Dezifit der Stadt Bamberg wird halt wesentlich höher ausfallen, aber das scheint niemenden zu stören. Schade.
...könnte es vielleicht auch daran liegen, dass immer mehr leute weniger geld in den taschen haben?!!!
Ausserdem werden theater, oper, ect. langfristig gesehen aussterben...ganz sicher...
Erst gehen die, die die grausamen Bühnenstücke und die Selbstinszenierungen des alten Intendanten nicht mehr ertrugen, und jetzt gehen die Fans des Intendanten, der sich selbst für den "größten, lebenden deutschen Dramatiker" hält. Die neue Intendantin wird sich ihr Publikum schon erobern! Auf die Freunde des platten Schenkelklopfertheaters und der Zotenaneinaderreihungen wird sie sicher gern verzichten. Werde mir wohl ein Abo kaufen müssen.