Alte Bilder neu in der Stephanskirche aufgehängt

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Stephan Albrecht, Pfarrer Hans-Helmuth Schneider und Annegret Reither stehen vor dem Bild "Stephan vor dem Hohen Rat". Foto: Ronald Rinklef
Stephan Albrecht, Pfarrer Hans-Helmuth Schneider und Annegret Reither stehen vor dem Bild "Stephan vor dem Hohen Rat". Foto: Ronald Rinklef

Zwei Jahre lang waren die Wände weiß, jetzt wurden die großen Ölgemälde wieder aufgehängt.

Böse formuliert: Nach den Wüstenbildern von Hartmut Pfeuffer hängen in der Stephanskirche jetzt wüste Bilder. Also monumentale, goldgerahmte Gemälde aus früheren Jahrhunderten, deren Motive dem protestantischen Betrachter teilweise fremd sind.

Etwa die "Mariae Himmelfahrt" als Ausdruck katholischer Frömmigkeit. Dieses Bild bringt sogar die Ökumene in Bedrängnis: Die muskelstarken Männer, die die himmelwärts strebende Gottesmutter wieder an die Kirchenwand genagelt haben, brachten sie in leichte Schieflage. Sprich: Dieses Bild hängt nicht gerade. Und obendrein an einem Nischenplatz, der nicht direkt ins Auge fällt.

Die Pfeufferschen Wüstenbilder hingen längere Zeit nach der Ausstellungseröffnung Anfang 2014. Danach blieben die Wände erst einmal weiß, bis der Kunstausschuss und der Kirchenvorstand von St.
Stephan beschlossen, die meisten der alten Bilder wieder aufzuhängen und damit der Stephanskirche ihr früheres Gesicht wiederzugeben. "Es gab immer mehr Stimmen in der Gemeinde, die die alten Bilder wieder sehen wollten", erklärte Pfarrer Hans-Helmuth Schneider an dem jetzigen Abend, an dem sich Interessierte von der Rückkehr der gewohnten Ausstattungsobjekte überzeugen konnten. "Die jetzige Generation von Pfarrern und Kirchenvorständen weiß von den Bildern, die seit 200 Jahren in der Kirche sind, nicht viel", räumte Pfarrer Schneider ein. Umso erfreulicher sei es, dass Professor Stephan Albrecht nun sagen könne, ob die Werke "etwas Besonders und Schätze sind oder nicht".

Stephan Albrecht, Kunsthistoriker und Lehrstuhlinhaber der Universität Bamberg sowie Gemeindemitglied von St. Stephan, fesselte den auch seine Zuhörer mit fundierten Erkenntnissen über die sieben Bilder. Annegret Reither, Vertrauensfrau des Kirchenvorstandes, ergänzte nach Rückfragen von Besuchern, dass die Werke nicht mehr an den ursprünglichen Plätzen zu sehen seien, weil diese nun thematisch angeordnet sind.
Also etwa die "Geißelung Christi" oder "Ecce homo" (beide von von Johann Joseph Scheubel) in die Nähe des Kreuzes gerückt wurden. Albrecht berichtete vor allem über die vier einstigen Altarblätter, die noch aus dem ursprünglichen Bildprogramm der barocken Stephanskirche stammen.

Bei der Übergabe des säkularisierten Gotteshauses an den evangelischen Kult 1807 seien die zehn Seitenaltäre abgebaut und sieben davon ohne Bildblätter verkauft worden. Ein Teil dieser Altarbilder habe einst und nun wieder an den Wänden Platz gefunden.

Der Kunsthistoriker bewertete die vier Bilder als ein "Zeugnis einer Hofkunst, die mit den Fürstbischöfen zu tun hat". Die "Kreuzabnahme und Beweinung" habe etwa Johann Rudolf Bys (1662-1738) geschaffen, der Kabinettmaler und Kammerdiener von Fürstbischof Lothar Franz von Schönborn. "Der konnte richtig was, der Bys", meinte Albrecht und verwies auf Schloss Pommersfelden, das der Künstler ausgemalt hatte.

Der Referent beleuchtete die Gemälde "Stephan vor dem Hohen Rat" (Melchior Steidl 1707), "Gefangennahme von Petrus und Paulus" (Johann Joseph Scheubel 1762) und die "Mariae Himmelfahrt" (Scheubel zugeschrieben). Albrecht sprach von einer "eigenen Qualität" dieses "größeren Ensembles". Er ging auf das älteste erhaltene Bild ein, die "Flucht nach Ägypten" von Giacomo Farelli (1624-1706), welches 1958 als Stiftung von Maria Freifrau von Thüngen in die Stephanskirche gelangt ist. "Über dieses Bild gibt es nichts, es müsste erforscht werden, wie es nach Bamberg kam", betonte Albrecht.