Als in Gerach der König richtete

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Der ganze Ort auf den Beinen: Fahnenweihe der Radfahrer in den 1920er-Jahren. Auch die Flaggen anderer Vereine wurden gesegnet. Adelheid Waschka widmet in der Chronik viele Seiten den Geracher Vereinen, die das Leben in der Gemeinde maßgeblich geprägt haben und bis heute prägen.
Der ganze Ort auf den Beinen: Fahnenweihe der Radfahrer in den 1920er-Jahren. Auch die Flaggen anderer Vereine wurden gesegnet. Adelheid Waschka widmet in der Chronik viele Seiten den Geracher Vereinen, die das Leben in der Gemeinde maßgeblich geprägt haben und bis heute prägen.
 
18. März 1951: Die Geracher hatten endlich ihre Glocken wieder, die im Zweiten Weltkrieg abgenommen und eingeschmolzen worden waren. Dekan Philipp Hablitz lobte sie, dass es "einer so sorgenvollen Gemeinde in dieser schweren Zeit gelungen ist, sich in einer vom Krieg umdrohten Welt ein solch schönes Geläut zu beschaffen" - ein Symbol des Friedens.
18. März 1951: Die Geracher hatten endlich ihre Glocken wieder, die im Zweiten Weltkrieg abgenommen und eingeschmolzen worden waren. Dekan Philipp Hablitz lobte sie, dass es "einer so sorgenvollen Gemeinde in dieser schweren Zeit gelungen ist, sich in einer vom Krieg umdrohten Welt ein solch schönes Geläut zu beschaffen" - ein Symbol des Friedens.
 
Schlachttag: Anfang der 1940er-Jahre war dieser kapitale Truthahn ein Erinnerungsfoto wert. Bilder von Kindern gibt es in der Chronik zu Hauf: zahlreiche Schulklassen samt Namenslisten.
Schlachttag: Anfang der 1940er-Jahre war dieser kapitale Truthahn ein Erinnerungsfoto wert. Bilder von Kindern gibt es in der Chronik zu Hauf: zahlreiche Schulklassen samt Namenslisten.
 
Kirchenburg St. Vitus in Gerach um das Jahr 1915. Der Kirchturm wurde einst als Wachturm errichtet und hat Schießscharten. Der Name deutet auf die königliche Richtstätte hin. Erst später wurde der Bau sakral. Zeichnung: Max Schnö
Kirchenburg St. Vitus in Gerach um das Jahr 1915. Der Kirchturm wurde einst als Wachturm errichtet und hat Schießscharten. Der Name deutet auf die königliche Richtstätte hin. Erst später wurde der Bau sakral.  Zeichnung: Max Schnö
 
Adelheid Waschka
Adelheid Waschka
 
Dunkle Zeiten: 1936 hatten jugendliche Schlägertrupps dafür gesorgt, dass die Wahl ganz nach dem Geschmack der Nazis ausfiel. In einem Schulchronikeintrag heißt es: "Die Gemeinde Gerach legte ein 100-prozentiges Treuebekenntnis für den Führer ab. Schon Tage vor der Wahl zogen die Schüler mit ihren Lehrern durch die Ortschaften und forderten die Leute auf, ihre Pflicht restlos zu erfüllen." Foto: Sammlung Böhnlein
Dunkle Zeiten: 1936 hatten jugendliche Schlägertrupps dafür gesorgt, dass die Wahl ganz nach dem Geschmack der Nazis ausfiel. In einem Schulchronikeintrag heißt es: "Die Gemeinde Gerach legte ein 100-prozentiges Treuebekenntnis für den Führer ab. Schon Tage vor der Wahl zogen die Schüler mit ihren Lehrern durch die Ortschaften und forderten die Leute auf, ihre Pflicht restlos zu erfüllen."  Foto: Sammlung Böhnlein
 
So sieht Lässigkeit aus: Hermann Lang auf einem Holzkarren. Das Foto entstand Anfang der 1950er-Jahre. Die Landwirtschaft war rund um Gerach in der Vergangenheit nur schwer möglich. "Es gab schon Bauern, aber der Großteil der Menschen war arm, die meisten haben in der Ziegelei gearbeitet", sagt Bürgermeister Gerhard Ellner. Foto: privat
So sieht Lässigkeit aus: Hermann Lang auf einem Holzkarren. Das Foto entstand Anfang der 1950er-Jahre. Die Landwirtschaft war rund um Gerach in der Vergangenheit nur schwer möglich. "Es gab schon Bauern, aber der Großteil der Menschen war arm, die meisten haben in der Ziegelei gearbeitet", sagt Bürgermeister Gerhard Ellner.  Foto: privat
 

Zwölf Jahre hat die Historikerin Adelheid Waschka gebraucht, um auf 1224 Seiten die über 1224 Jahre alte Geschichte Gerachs in einer Chronik zu verewigen.

Adelheid Waschka hat die Geracher Geschichte beschrieben - und umgeschrieben. In ihrer umfassenden Ortschronik hat die Historikerin nachgewiesen, dass Gerach noch viel älter ist, als angenommen. Zu Zeiten, als Bamberg noch Entwicklungsland war, zu Anfang des 8. Jahrhunderts, hat der König hier bereits Gericht gehalten - denn Gerach lag an der Hohen Straße, einer königlichen Verkehrsader. Einfach war das Leben der Menschen aber nicht. "Die Geracher waren immer arm", sagt Waschka. Der Boden gab nicht viel her - außer für ein paar Ziegel.

"Dürrobsthändler und Kesselflicker: Dafür sind die Geracher bekannt", sagt Bürgermeister Gerhard Ellner, der sich freut, nach zwölf Jahren die Geracher Chronik vorstellen zu dürfen. "Die Mitarbeit der Menschen im Ort war außergewöhnlich", berichtet Waschka beeindruckt. Herausgekommen ist eine bewegte Chronik, von den Fehden der Adelsgeschlechter, bis zum Leid der Bauern, von heidnischen Kultplätzen bis zu Hexenprozessen, von Kriegswirren bis zu großen Freudenfesten. Nachzulesen ist das alles in der Chronik, die am Freitag, 21. Dezember, um 14 Uhr im Rathaus präsentiert wird und dort und in weiteren Stellen erhältlich ist.

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