Es sind gar nicht so viele Auswärtige, die durch Hallstadt fahren. Das zeigen die aktuellen Zahlen zu der Verkehrsbelastung. Die wollte die Stadt, insbesondere vor Städtebau- und verkehrsberuhigenden Maßnahmen im Zentrum.
Zwar gab es am Ende der Sitzung für jeden ein Präsent: Kalender, Kulturboden-Gutschein und Glühweinzuckerl. Wesentlich mehr haben die Stadträte jedoch von den anderen "Gaben", mit denen sie sich sehr lange beschäftigen dürfen: Das 38-seitige Verkehrskonzept, das Helmuth Ammerl ihnen in einem knapp zweistündigen Parforceritt präsentierte und den 324 Seiten starken Haushaltsentwurf, den Kämmerer Markus Pflaum noch obendrauf packte. Auch dazu gab's noch ein Zuckerl: Der Durchgangsverkehr ist gemessen weitaus weniger intensiv als gefühlt.
Im kommenden Jahr wird im Rahmen der Städtebaumaßnahmen die Altstadtsanierung mit dem Bereich an Marktplatz und Lichtenfelser Straße, also eine ganz elementare Maßnahme, fortgesetzt. Wobei insbesondere eine Verkehrsberuhigung in diesem Bereich schon lange empfohlen wird und nun umgesetzt werden soll.
Gerade auch unter diesem Aspekt wollte die Stadt noch einmal genauen Aufschluss über den tatsächlichen Verkehr und mögliche Handlungsanleitungen bekommen. Dabei ließ man auch gleich weitere neuralgische Stellen vom Büro Obermeyer Planen + Beraten GmbH München untersuchen.
Schließlich ist für etliche geplante verkehrsbezogene Maßnahmen jeweils ein Gutachten Voraussetzung. So widmet sich das gut 50 000 Euro teure Werk (60 Prozent davon werden gefördert) auch dem Laubanger sowie der Kreuzung Emil-Kemmer-Straße/Dürrseestraße, also den Bereichen, wo's verkehrstechnisch ordentlich hakt.
"Da steckt sehr, sehr viel Arbeit drin", schickte Erster Bürgermeister Thomas Söder (CSU) der Powerpointpräsentation Ammerls voraus.
Die auf letztlich 78 Seiten zusammengetragenen Daten gliedern sich in eine Verkehrserhebung, deren Auswertung, eine daraus resultierende Prognose und einer darauf basierenden Empfehlung. In der Zeit von 20. bis 26. Juli wurde der Verkehr in Hallstadt, so Ammerl, "genau unter die Lupe genommen." Fast 10 000 Fahrzeuge wurden angehalten, fast 10 000 detaillierte Erhebungen gemacht. Überrascht reagierte das Gremium insbesondere auf die Aussage, dass beim Gesamtverkehrsaufkommen von täglich 40 000 Fahrzeugen täglich "nur" 30 Prozent Durchgangsverkehr ist. Beim Rest handelt es sich um Ziel- und Quell-Verkehr, letztlich also Hallstadter. Überraschend für das Gremium auch die Zahl des Schwerlastverkehrs mit lediglich 4 Prozent.
Seinerseits überrascht zeigte sich Ammerl vom hohen Anteil an Radfahrern: An einem Spitzentag waren das immerhin 600.
Auffällig sei zudem der hohe Wert an privaten Wegen und Einkäufen beim Verkehrsaufkommen - fast 50 Prozent.
Straßen im Kontext sehen
Deutlich wurde in Ammerls Ausführungen immer wieder, dass Verkehr im Kontext und nie eine Straße nur für sich zu sehen ist. Deswegen dürfen sich verkehrsberuhigende Maßnahmen nie nur auf die zu beruhigende Straße beschränken.
Mit im Schnitt 10 000 Fahrzeugen pro Tag ist die Lichtenfelser Straße hochbelastet, allerdings zeigt der Berliner Ring zwischenzeitlich doch eine gewisse Wirkung, weil sich die Zahl gegenüber der letzten Erhebung um 2000 reduziert hat.
Um doppelt so viele, also 4000 könnten verkehrsberuhigende Maßnahmen (Parkplätze, geringere Straßenbreite) die Lichtenfelser Straße entlasten.
Allerdings müssen diese vom Verkehrsteilnehmer als solche optisch erkennbar sein. "Ein Schild aufstellen reicht nicht". Ammerl brachte hier einen verkehrsberuhigten Geschäftsbereich mit Tempo 20 ins Spiel. Allerdings muss Sorge getragen werden, dass sich der Durchgangsverkehr nicht eine Umleitungsstrecke durch den Ort suchen kann.
Dem Gewerbegebiet Laubanger galt ein weiterer Schwerpunkt der Untersuchungen, insbesondere auch mit Blick auf die unfallträchtige Zufahrt von der B 26. Wie das Gutachten eruiert hat, gäbe es relativ schnell umzusetzende Maßnahmen, um selbst bei einer Verkehrszunahme um 20 Prozent für mehr Sicherheit und verbesserten Verkehrsfluss zu sorgen: Direkt an der Zufahrt von der B 26 wären eine Ampel und eine Abbiegespur nötig, das Gleiche in der Biegenhofstraße. Zudem müssten die Ampeln in der Emil-Kemmer-Straße synchronisiert und dreiphasig geschaltet werden.
Aufgrund des nahezu gleichen Abstands gut machbar.
Erfreuliches brachte die Untersuchung für einen weiteren neuralgischen Punkt zu Tage: die Kreuzung Emil-Kemmer-Straße Dürrseestraße: Auffahrtsäste (Rampen) bringen hier tatsächlich Entlastung.
Das Verkehrskonzept wird eine Handlungsgrundlage für weitere Entscheidungen bilden. Ebenso die Handreichung des Kämmerers, zu denen sich die Fraktionen bis zum Januar "Wünsche" überlegen können.
Bürgermeister Söder wird das Gutachten sicher den betroffenen Bürgern zugänglich machen.
Der Gutachter lobt das Ordnungsamt der Stadt Hallstadt nicht für wechselnde Vorfahrts- und Parkregelungen in den Anliegerstraßen in Hallstadt. Danke dafür!
Lieber Herr Gutachter, bitte würdigen Sie noch den Aspekt der Barrierefreiheit der Fußwege.
Beispiel: Fahrzeuge des Gewerbevereins Hallstadt blockieren die Fußwege nachhaltig und zwingen den Bürger auf die Straße. Bitte würdigen Sie auch die Rolle der zuständigen Polizeistellen bei der Verkehrsüberwachung.
Hallstadt ist „überrascht“, feststellen zu müssen, daß der Durchfahrverkehr nur einen Anteil von 30 % hat, mehr als zwei Drittel somit „hausgemacht“ sind? Gleiches gilt für den hohen Anteil für private Wege und Einkäufe - zusammen die Hälfte des Verkehrsaufkommens?
Die Zahlen sind für Leute, die sich mit dem Verkehrsthema beschäftigen, alles andere als ungewöhnlich. Nur - wirft man sie in die Debatte, um beispielsweise die Unsinnigkeit einer Umfahrungsstraße zu entlarven oder die Notwendigkeit des Autos auf so manchen Wegen in Frage zu stellen, wird man sofort polemisch niedergemacht. Denn die Fakten interessieren die meisten nicht wirklich. Das gilt für Kommunalpolitiker ganz besonders.
Nicht durchblicken kann ich bei folgender Relation: Auf eine Zahl von täglich 40000 Kraftfahrzeugen kommen an Spitzentagen 600 Radfahrer, was als überraschend hoher Wert angesehen wird. Ich bin geneigt anzunehmen, daß hier nicht vergleichbare Zahlen zusammengeworfen werden. Denn 1,5 % Fahrradanteil entsprechen ja beinahe schlimmsten Düsseldorfer Zeiten, als das Fahrrad in der autogerechten Metropole fast unbekannt war.
Interessant finde ich die Passage: „Schließlich ist für etliche geplante verkehrsbezogene Maßnahmen jeweils ein Gutachten Voraussetzung.“ Wurde das im Kreisrat nicht so kommentiert, daß nach Fertigstellung eines teuren Papiers noch nichts gemacht sei? Ach so - da ging es ja nur um den Radverkehr. Im jetzigen Beitrag wird das Fahrrad, obgleich grundsätzliche Verkehrsgestaltung Thema ist, ein einziges Mal erwähnt - und mit dieser Randnotiz immerhin öfter als der fußläufige Verkehr.
Ich denke, allein diese Gewichtung des nicht motorisierten Verkehrs spricht Bände. Dem öffentlichen Personenverkehr wird, das sei noch angemerkt, die gleiche Aufmerksamkeit wie den Fußgängern gewidmet.