1000 Tonnen Sperrmüll weniger in Bamberg

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So sah es noch 2014 aus: Allerorts in Bamberg waren stets zur Sperrmüllzeit die üblichen Sammler in ihren Kleinbussen unterwegs. Bilder wie dieses gehören der Vergangenheit an. Archivfoto: Sebastian Martin
So sah es noch 2014 aus: Allerorts in Bamberg waren stets zur Sperrmüllzeit die üblichen Sammler in ihren Kleinbussen unterwegs. Bilder wie dieses gehören der Vergangenheit an.   Archivfoto: Sebastian Martin

Seit Januar 2015 gilt das neue Entsorgungskonzept: Es gibt weniger zerwühlten Abfall auf den Straßen und der Sperrmülltourismus bleibt aus.

Der Sperrmüll ist um die Hälfte zurückgegangen - seit die Stadt 2015 ein neues Konzept eingeführt hat. Wie geht das? Tanja Simicic, stellvertretende Leiterin des Umweltamtes, klärt die Frage nach dem Zusammenhang: Früher, bei der halbjährlichen Sammlung in den Stadtbezirken, hatten die Bamberger auch Abfälle und Wertstoffe an die Straße gestellt, die gar kein Sperrmüll waren.

"Da die Abfälle keiner Person zugeordnet werden konnten, war der EBB gezwungen, diese zu entsorgen", erläuterte Simicic vor dem Umweltsenat. Der EBB (Entsorgungs- und Baubetrieb der Stadt Bamberg) nimmt heute dagegen nur noch das mit, was auf der Liste steht - die demjenigen zuzuordnen ist, der das Müllauto beantragt hat.

Der Ablauf: Wer seinen Sperrmüll loswerden will, meldet sich beim EBB. Auf einer Liste muss jeder seinen Sperrmüll aufzählen, es folgt eine Rückmeldung des EBB mit Abholtermin.
Am Tag der Abholung selbst herrscht Anwesenheitspflicht. Bis zu zwei Mal im Jahr kann jeder Bamberger seinen Sperrmüll loswerden, und zwar kostenlos.

2015 waren das rund 942 Tonnen, zum Vergleich: 2014 holte die Stadt noch satte 1902 Tonnen, 2013 waren es 1623. Noch ein paar mehr Zahlen: Vergangenes Jahr, erstmals mit den neuen Regeln, gab es 4123 "Abholungen". In 5,12 Prozent der Fälle, also 211 Abholungen, kam es zu Schwierigkeiten. "Entweder war zum Termin kein Sperrmüll bereit gestellt, es war niemand anwesend und falsche oder zu viele Güter waren bereit gestellt", zählt Tanja Simicic auf.

Apropos "zu viele Güter": Immer wieder kam es offenbar vor, dass Unbekannte oder Nachbarn zusätzliche Gegenstände zum eigenen Müllhaufen dazugestellt oder dies geplant hatten. Eine Erfahrung, die CSU-Stadtrat Gerhard Seitz bestätigte. Auch er habe Nachbarn von dieser Idee abbringen müssen.
In anderen Fällen, wenn etwa über Nacht der Spermüllhaufen wie von Geisterhand angewachsen war, blieben die Grundstückseigentümer auf den Teilen sitzen, die nicht angemeldet waren - und mussten sie selbst entsorgen.

Generell ist man in der Stadtverwaltung mit dem neuen Konzept jedoch zufrieden. Auch SPD-Stadtrat Sebastian Niedermaier findet: "Das Stadtbild ist viel angenehmer." In der Tat bleibt der Sperrmülltourismus aus. Die vertrauten Sammler in ihren Kleinbussen, die eigens zu den Sperrmüllzeiten im Frühjahr und Herbst angereist kamen, sind verschwunden. Und damit die zerwühlten Haufen an einschlägigen Plätzen im Stadtgebiet, an denen die Fahrer alles Unbrauchbare einfach vor Ort liegen gelassen - oder gar in Abflussschächte und Büsche gestopft - hatten.


Müll lag im Weg herum
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Außerdem hat sich aus Sicht der Stadt die Verkehrssicherheit erhöht. Im alten System hatte sich der Müll häufig schon Tage vor dem Abholtermin am Straßenrand getürmt und war Fußgängern, Radfahrern und teilweise sogar Autofahrern im Weg. Zudem waren öffentliche Grünanlagen stark verschmutzt.

Nach dem neuen Sperrmüllkonzept darf der Antragsteller maximal einen Tag vor Abholtermin seine Sachen vor die Türe stellen. Und: Ist der Kram weg, ist der Sperrmüll-Anmelder nach dem Verursacherprinzip anschließend für das Saubermachen zuständig.

Doch bei aller Zufriedenheit von städtischer Seite gibt es durchaus Kritik. So mussten vor allem im Frühjahr und Herbst einige Anmelder lange auf einen Termin warten. Das soll zukünftig verbessert werden.
Von den Grünen kam der Einwand, dass es durchaus noch "wilde Müllablagerungen" im Stadtgebiet gebe - was das Umweltamt laut Simicic wiederum nicht festgestellt hat. Während Franz-Wilhelm Heller (CSU) bei der neuen Form von einem "großen Fortschritt" sprach, sieht sie Dieter Weinsheimer nur "überwiegend positiv. Es gibt begründete Kritik!"

Der FW-Stadtrat zitierte aus dem Schreiben eines Bürgers, der das neue Sperrmüllkonzept als Belastung empfindet. So schreibt der Verfasser, dass er wegen der Anwesenheitspflicht einen Tag Urlaub habe opfern müssen. Es bringe wenig, den Termin bis auf ein zweistündiges Zeitfenster ausmachen zu können, denn selbst dies sei nicht einfach in einen Arbeitstag integrierbar.

Außerdem seien die Kriterien, was als Sperrmüll gilt, so eng, "dass fast nichts mehr mitgenommen wird". Das wiederum bedeute, man müsse die Güter selbst - kostenpflichtig - im Müllheizkraftwerk entsorgen.
Handelt es sich um sperrige Gegenstände, müsse man vorher auch noch ein Transportfahrzeug organisieren, was ebenfalls Aufwand und Kosten bedeute.


Auch früher kein Sperrmüll

Doch Tanja Simicic vom Umweltamt stellte klar: "Die Kriterien sind deswegen so eng, weil das ja gerade der Missstand war! 50 Prozent waren ja gar kein Sperrmüll." Dies sei auch schon früher so gewesen, nur habe man die entsprechenden Gegenstände den Bürgern eben nicht zuordnen können.

Beim Thema Wunschtermin zeigte die stellvertretende Leiterin des Umweltamtes Verständnis, dass es natürlich ärgerlich sei, wenn ein freier Tag geopfert werden müsse. Aber die Erfahrung zeige: "Wenn niemand da ist, kommen die Missstände."

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