Zwei vertraute Kontrahenten mit klaren Konzepten

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In der Hammelburger Klosterkirche spielten Jan Vogler und Lise de la Salle Sonaten von Debussy, Beethoven und Brahms. Foto: Ahnert
In der Hammelburger Klosterkirche spielten Jan Vogler und Lise de la Salle Sonaten von Debussy, Beethoven und Brahms. Foto: Ahnert

In der Hammelburger Klosterkirche spielten Jan Vogler und Lise de la Salle Sonaten von Debussy, Beethoven und Brahms.

Eigentlich sollte das Konzert mit dem Cellisten Jan Vogler und der Pianistin Lise de la Salle ja im sogenannten Serenadenhof des Klosters Altstadt über die Bühne gehen, aber das Wetter spielte nicht mit. Normalerweise ist ein Umzug in einen geschlossenen Raum kein Nachteil, weil die akustischen Bedingungen dort ganz einfach besser sind. Bei der Klosterkirche stimmt das allerdings nicht. Die Akustik ist wegen der langen Nachhallzeiten stark verunklärend.
Das kann man den Musikern nicht zum Vorwurf machen, die sich bemühten, die Probleme wenigstens ein bisschen zu kompensieren.
Wenn man sich mit den Bedingungen abgefunden hatte, war es trotzdem ein sehr spannendes und interessantes Konzert, das gute Laune machen konnte. Im Gegensatz zu Jan Voglers Konzert vor ein paar Tagen im Kloster Maria Bildhausen waren hier zwei Musiker am Werk, die sich offenbar sehr gut kennen und die sich auf klare Konzepte verständigt haben. Daraus resultierte so etwas wie eine Rollenverteilung. Lise de la Salle übernahm den Part der Entschiedenen, der Konsequenten, die eine zwar sehr differenzierte, aber verlässliche Grundierung übernimmt, die die Tempi regelt und auch die Dynamik. Sie hatte schon immer einen Zug zur Entschiedenheit, die einen wichtigen Aspekt ihrer Qualitäten ausmacht.
Auf dieser Basis konnte sich Jan Vogler Freiheiten nehmen, konnte agogisch gestalten mit kleinen Ausbrüchen, mit Rubati, mit einer gewissen Großzügigkeit der Geste. Das schien ihm sichtlich mehr zu behagen als vor ein paar Tagen der Kampf gegen Annti Siirala, den er letztlich nicht gewinnen konnte. Nur gelegentlich wackelten noch unbetonte Schlusstöne. Aber in der Akustik war das zu vernachlässigen.
Die Aufgabenverteilung bekam den drei aufgeführten Werken außerordentlich gut. In der d-moll-Sonate von Claude Debussy hielt sich das Klavier im Sinne des Komponisten deutlich zurück, auch wenn es sie mit gemeißelten Akkorden im Sinn einer französischen Ouvertüre eröffnete. Aber das Cello spielte sich mit wunderschönen Klangfarben schnell nach vorne, beherrschte die Sérénade mit gespenstisch-ironischem Pizzicato und kehrte im Finale in einer spannenden Klangregie zurück zu den Wurzeln des Barock.
In Ludwig van Beethovens A-dur-Sonate op. 69 legte Jan Vogler mit dem recht frei gestalteten Thema den Charakter des Kommenden fest: eine Spannung, die nicht aus thematischen Konfrontationen entsteht, sondern aus einem freien Strömen der Melodien im Wechsel von Vortrieb und Einhalt, von Stauung und Entlastung. Das machte das rythmisch höchst pointiert gespielte außerordentlich pfiffig, gab aber auch dem Adagio cantabile sehr viel Tiefe.
Überhaupt waren es die Mittelsätze, die in ihrer Prägnanz überraschten, auch in der e-moll-Sonate von Johannes Brahms mit ihrem langen gestalterischen Atem. Obwohl auch das Fugato des Schlussatzes Respekt abforderte. Das war mit einem konfrontativen Zugriff gespielt, der einfach Spaß machte - trotz der Akustik.