Züchter hält seinen Stolz in Händen

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Fünf von sieben Gründungsmitgliedern des Taubensportvereins "Heimatliebe" Volkers, der auf 40 Jahre Taubenzucht zurückblicken kann (von links): Peter Weber, Diethard Brust, Richard Hohmann, Bernd Mager und Horst Reißer. Fotos: Stephanie Elm
Fünf von sieben Gründungsmitgliedern des Taubensportvereins "Heimatliebe" Volkers, der auf 40 Jahre Taubenzucht zurückblicken kann (von links): Peter Weber, Diethard Brust, Richard Hohmann, Bernd Mager und Horst Reißer. Fotos: Stephanie Elm
 
 
Martin Eichholz ist stolz auf "2629-09-819 W", alias Susi, die für ihn schon einige flotte Flüge hingelegt hat.
Martin Eichholz ist stolz auf "2629-09-819 W", alias Susi, die für ihn schon einige flotte Flüge hingelegt hat.
 

 Martin Eichholz beschäftigt sich seit 30 Jahren mit den gefiederten Tieren. Seine Susi startete in dieser Saison richtig durch.

von unserer Mitarbeiterin Stephanie Elm

Volkers — Schon längst haben Telefon und E-Mail der Brieftaube ihre Arbeit abgenommen. Niemand haftet einem Vogel mehr Botschaften für den Weitertransport an. Dennoch hat das gefiederte Tier Liebhaber und Bewunderer in zahlreichen Taubenzuchtvereinen. Der Taubensportverein "Heimatliebe" Volkers beging am Wochenende sein 40-jähriges Bestehen und ehrte Sieger der Reisevereinigungen Altengronau, Schlüchtern und Salmünster.

160 Kilometer in zwei Stunden

Mehrfach geehrt wurde Martin Eichholz aus Oberzell, der mit "2629-09-819 W" angereist war, einer seiner erfolgreichsten Tauben. In den Bereichen Altflug- und Weibchenmeister erreichte er einen dritten und zweiten Platz. Mit Jungvögeln konnte er 2012 einen ersten Flugpreiserzielen und gewann die Silber-Medaille.

Obwohl Tauben, die sich bewährt haben, mit persönlicheren Namen beehrt werden, hat Martin Eichholz noch keinen für seine Meistertaube gefunden. Schon mehrmals hat das gefiederte Tier Strecken über mehrere 100 Kilometer in guten Zeiten zurückgelegt. Die drei Jahre alte Taubendame meisterte beispielsweise die 160-Kilometer lange Strecke von Altdorf bis in den heimatlichen Schlag in zwei Stunden, die 500 Kilometer von St. Pölten in sechs bis sieben Stunden, abhängig von Gegen- oder Rückenwind. Nach zwei für Martin Eichholz unerklärlich schlechten Flügen Anfang der Saison startete "Susi", wie sie dann doch noch getauft wurde, richtig durch. Der Chip am linken Fuß wird bei der Passage in den Taubenschlag erfasst und ermittelt sofort Reisedauer und durchschnittliche Fluggeschwindigkeit. Somit weiß Martin Eichholz, dass seine Susi im Durchschnitt 80 Stundenkilomter fliegen kann.
Doch haben die Züchter vor den Erfolg die Arbeit gesetzt. Schon bei ihren Eltern haben Martin Eichholz und sein Bruder erste Beobachtungen und Erfahrungen mit der Zucht und Haltung von Tauben gemacht. Seit mittlerweile 30 Jahren hat sich der Versicherungsmakler seinen eigenen Taubenschlag aufgebaut. Dieser zählt nun 94 Tiere. Das Familienhobby geht er inzwischen versierter an. "Ich habe viel gelesen und viel von älteren Züchtern übernommen." Viele Kenntnisse erwarb er auch durch das Trial-and-Error-Verfahren, Versuch und Irrtum. Auch nach 30 Jahren "lerne ich immer noch dazu", sagt Martin Eichholz.
Ein Taubenflüsterer sei er nicht gerade, doch habe er schon ein "Gespür dafür, ob es der Taube gut geht". Auch das Wissen, dass bei gesunden Tauben die Augen glänzen, das Gefieder sauber und die Füße gut durchblutet sind, hat zu den Ehrungen beigetragen. Doch "faszinierend ist die Taube an sich", sagt Martin Eichholz.

Viele Details zu beachten

Ihre sportlichen Höchstleistungen, jeden Samstag zwischen 400 und 600 Kilometer zurückzulegen, bewundert der junge Oberzeller. Die Taube leiste die Hauptarbeit, der Züchter sorgt für ein gesundes Umfeld. Von der richtigen Belüftung und dem richtigen Licht im Taubenschlag bis zur speziellen Taubendiät beziehungsweise Aufpäppelungskost nach einem Flug gilt es, es der Taube recht zu machen. Damit eine Taube bei Meisterschaften mitfliegen kann, muss erst mal ein Schritt nach dem anderen getan werden. Als Jungvögel erkunden sie zunächst den Flug um den eigenen Schlag, dann die nähere Umgebung, bevor der Züchter sie fünf Kilometer wegfährt und sie den Weg zurückfinden müssen.
Dennoch sei hier noch nicht zu erkennen, welche Taube wettbewerbstauglich ist. Denn auch Tauben, die die Orientierung nicht haben, folgen dem Schwarm auf dem Weg nach Hause. Erst bei Wettflügen, bei denen circa 3000 Tiere gleichzeitig einen Lkw verlassen, trenne sich die Spreu vom Weizen. "Da muss jede Taube selber sehen, dass sie heim findet.", erklärt Martin Eichholz.
Durch Aussortieren und Zucht könne man am Erfolg feilen. Förderlich für schnelle Flüge sei zudem, dass die Taube sich zuhause wohl fühle. Nicht umsonst haben die Volkerser Taubenfreunde ihren Verein "Heimatliebe" genannt. Die Heimatliebe sei für die Tauben die eigentliche Triebfeder, wieder nach Hause zu kommen.