In Bad Bocklet erhielten 73 Junghandwerkerinnen und Junghandwerker ihre Gesellenbriefe.
Kreishandwerksmeistern Anton Hesselbach konnte bei der Freisprechungsfeier des Handwerks im Kursaal
Bad Bocklet 73 Junghandwerkerinnen und Junghandwerker ihre Gesellenbriefe überreichen. Hauptgeschäftsführer Rolf Lauer sieht in der Digitalisierung große Chancen für das Handwerk.
Tobias Heberlein ist kein bisschen aufgeregt. Ganz cool dankt der Bad Königshofener mit dem Abschluss als bester Bäckergeselle bei der Freisprechungsfeier der Handwerkskammer im Name aller Ex-Azubis den Ausbildern in den Betrieben und den Lehrern der Berufsschulen für das, was ihnen vermittelt wurde und wofür sie heute den Gesellenbrief aus der Hand ihrer jeweiligen Obermeister erhalten. Er kehrt den lockeren Spruch "Hätt's Du was gscheit's gelernt", den sich schon so mancher Unzufriedene anhören musste, einfach um und behauptet im Hinblick auf die ausgezeichneten Chancen im Handwerk: "Wir haben was gescheit's gelernt." Da gibt es nicht nur Beifall von den Bäckern, da applaudieren auch Bauleute, Maler, Metallbauer, Friseure, Fleischer und Schreiner. Die Freisprechung hatte mit "KissPercussiva" und Robbie Williams' getrommelten Hits frisch und fetzig begonnen. Die jungen Musiker zeigten später weitere Kostproben ihres Könnens. Jubel und Zugabenrufe, als sie profanen Stehleitern schräg-blecherne, aber mitreißende rhythmische Klänge entlockten.
Beste Chancen auf dem Arbeitsmarkt
Wie ein roter Faden ziehen sich die Chancen auf dem Arbeitsmarkt für die freigesprochenen Gesellinnen und Gesellen durch die Ansprachen der Prominenz, die zu Freisprechungsfeiern in den Kursaal Bad Bocklet gekommen sind. Kreishandwerksmeister Anton Hesselbach zeigt sich überzeugt, dass die Aussichten im Handwerk selten besser waren und die Junghandwerkerinnen und Junghandwerker mit Zuversicht ihre berufliche Karriere starten können. Der Bäckermeister aus Sulzthal erinnert an die enormen Anstrengungen der Politik, die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung wieder herzustellen. Nicht zuletzt, weil in 2016 jeder 10. Ausbildungsplatz im Handwerk nicht besetzt werden konnte, habe der Freistaat 17 Millionen in die Hand genommen, in die digitale Vernetzung und die Mobilität im Handwerk investiert und den Meisterbonus aufgestockt.
"Sie brauchen keine Angst vor der Zukunft zu haben. Gut ausgebildete Mitarbeiter sind gefragter denn je, meinte er. " Seid Vorbild für andere", rief er den Freigesprochenen zu: " Ihr habt alle Chancen, es liegt an Euch". Landrat Thomas Bold verweist auf die Wertschätzung der Politik für das Handwerk, begrüßt die Bundestagsabgeordneten Dorothee Bär (CSU) und Sabine Dittmar (SPD), MdL Sandro Kirchner (CSU), Bezirksrätin Karin Renner, Bocklets Bürgermeister Andreas Sandwall, dessen Amtskollegin Brigitte Meyerdierks und die Bürgermeister von Burkardroth, Oerlenbach und Oberthulba , Bug, Kuhn und Schlereth: "Die ganze Welt beneidet Deutschland um das duale System" stellt Bold fest.
6000 Chefs werden gesucht
Seine letzte Freisprechungsfeier nimmt Rolf Lauer, langjähriger der Geschäftsführer der Handwerkskammer zum Anlass, auf die Herausforderungen im Handwerk hinzuweisen, erinnert an die verschiedenen Stufen der industriellen Revolution, von der Dampfmaschine, über die Elektrifizierung bis zur Elektronik und zeichnet ein Bild des Handwerks, das sich auch der Digitalisierung erfolgreich stellen wird. Er macht den Junghandwerkern Mut: "Sie haben einen Freifahrtschein für die Zukunft" ruft der den Absolventen zu, " haben einen interessanten, spannenden und erfolgversprechenden Beruf gewählt". Viele haben inzwischen erkannt, dass das Handwerk auch Führungskräfte braucht. Das Lebenseinkommen eines Handwerkers ist oft höher als das von Akademikern. In der bayerischen Handwerkskammer stehen altersbedingt in den nächsten zehn Jahren sechstausend Handwerksbetriebe zur Übernahme an, berichtet Lauer.
Gesellenbrief als Startkapital
Auch Karin Maywald, Leiterin der Staatlichen Berufsschule in Bad Kissingen gratuliert und stellt fest: "Schule und Ausbildung sind ein solides Fundament für ein erfolgreiches Arbeitsleben, denn Handwerk wird immer gebraucht". Philipp Schäfer aus Wildflecken sieht das genauso. Er hat bereits eine Lehre als Bürokaufmann erfolgreich abgeschlossen, konnte dadurch seine Ausbildung auf zwei Jahre verkürzen, musste dafür aber in die Berufsschule nach Würzburg fahren. Das hat er in Kauf genommen und hat jetzt auch den Gesellenbrief als Straßenbauer in der Tasche. "Ich kenne jetzt beide Schienen, Büro und Handwerk. Straßenbau macht Spaß, da will ich mich weiter qualifizieren" meint der Wildfleckener. Mit einem Stehempfang und angeregten Gesprächen klingt die stimmungsvolle Feier aus.