Der Kissinger Bogen hat ein neues Projekt speziell für Kinder und Jugendliche gestartet.
Paul knipst gerne. Aber nicht mit einer Kamera, sondern mit seinem Handy. Schließlich trägt es der Elfjährige immer bei sich, hat es stets griffbereit. Damit macht er Fotos, beispielsweise von seinem Hund, seinen Freunden oder seinem Lieblingsessen, manchmal auch Quatschbilder mit seinen Geschwistern.
Momentan findet er es spannend, die Hühner in Nachbars Garten festzuhalten oder kurze Videos von ihnen aufzunehmen. "Die sind doch interessant", erklärt er.
Manchmal fotografiert der Junge, der im Markt Burkardroth wohnt, auch alltägliche Dinge wie etwa einen Käfer am Wegesrand, seinen Kumpel auf dem Skateboard oder ein cooles Auto, das durch den Ort fährt.
Zu sehen bekommen seine Schnappschüsse aber nur ganz wenige Leute, meistens Freunde. Nur ab und zu wird eines über die Familien-Whats-App-Gruppe verschickt. Schade eigentlich.
Denn häufig sehen Kinder und Jugendliche die Welt anders, nehmen alltägliche Dinge aus einer anderen Perspektive wahr als beispielsweise Erwachsene. Da fotografiert Paul beispielsweise kein ganzes Huhn, sondern nur dessen Füße.
Kinder sehen es anders
Welche Aspekte, welche Eindrücke Kinder und Jugendliche in ihren Fotografien, Handy-Schnappschüssen oder Selfies festhalten und verarbeiten, wollen nun Ganna
Kravchenko, Projektmanagerin der Allianz Kissinger Bogen, René Felcht, Gemeinde-Jugendpfleger im Verein Pro Jugend, und Hubert Ziegler von der Bücherei Nüdlingen herausfinden. Deshalb haben sie das Fotoprojekt "Heimat - Zeige deine Welt" initiiert.
Momentan stellen die drei dieses in den Schulen der vier Allianzkommunen Bad Bocklet, Burkardroth, Nüdlingen und Oberthulba vor.
"Bei dem Fotoprojekt geht es uns weniger um den technischen Aspekt, sondern um das, was die Kids festhalten", erklärt der Jugendpfleger. Schließlich lasse sich daraus vieles ableiten, besonders für die Kommunalpolitik, beispielsweise was die Jugend gut findet und was nicht. "Deshalb sehen wir unser Projekt auch als eine Art Jugendbeteiligung", sagt Hubert Ziegler, der Bibliothekar.
Keine klassische Befragung
Das Team habe
sich dabei ganz bewusst gegen die klassische Art einer Befragung entschieden, sondern für ein Medium, das jeder nutzt - das Handy. "Die Kids greifen damit auf, was sie jeden Tag machen, halten ihren Alltag fest", fügt er hinzu. Zudem hätten sie keine Angst, irgendwelchen Normen nicht gerecht zu werden, gingen mit vielen Themen unbeschwerter um als Erwachsene.
"Die Jugend holt uns somit in ihre Welt, zu der wir nur wenige Zugänge haben", sagt Ganna Kravchenko.
Und diese Welt soll auch öffentlich sichtbar werden, in Form einer Wanderausstellung, die in allen vier Rathäusern zu sehen sein wird. Wie diese gestaltet und aussehen wird, das sollen die Mitmachenden festlegen. "Wir sind da total offen", so René Felcht.
Bis Freitag anmelden
An dem Projekt "Heimat - Zeige deine
Welt" können sich Kinder und Jugendliche aus den Allianz-Kommunen Bad Bocklet, Burkardroth, Nüdlingen und Oberthulba beteiligen. Sie sollten mindesten zehn Jahre alt sein. "Nach oben sind keine Grenzen gesetzt", fügt die Projektmanagerin hinzu. Interessierte können sich noch bis Freitag, 8. April, in den Rathäusern ihrer Gemeinden anmelden. Genauere Informationen bekommen sie dann am 28. April um 18 Uhr.
Dann wird in der Gemeindebücherei Nüdlingen eine Auftaktveranstaltung zu dem Projekt stattfinden.
Paul weiß noch nicht, ob er sich an dem Projekt beteiligen möchte. "Das Fotografieren ist doch gar nicht mein Hobby", sagt er. Dennoch will er über die Idee, die hinter dem Projekt steht, nachdenken. Denn zeigen, was einem gefällt und was nicht, das könne wirklich jeder.