Was tun, wenn jemand einen Herzstillstand erleidet? Nur 17 Prozent der Deutschen leisten im Fall der Fälle unmittelbare Hilfe, die ein Menschenleben retten kann. Warum die Zahl so gering ist, kann sich niemand erklären.
Und plötzlich fiel er um. Ursache: Herzstillstand. Allein in meinem persönlichen Umfeld haben sich in den vergangenen vier Wochen zwei solcher Fälle ereignet. In beiden Fällen waren es Männer um die 60 Jahre. Beide sind nach diesem Ereignis gestorben.
Der plötzliche Herzstillstand kann jeden treffen. Und wenn so etwas passiert, könnte eigentlich jeder helfen. Aber wird auch geholfen? Eher nicht.
In Deutschland sind gerade einmal 17 Prozent der Bevölkerung bereit, in solchen Fällen wiederbelebende Maßnahmen zu ergreifen. Zum Vergleich: In den Niederlanden sind es 70 Prozent der Bevölkerung, die in einem solchen Fall helfen, in Schweden 66 Prozent, in der Tschechischen Republik 64 Prozent. Deutschland ist weit abgeschlagen.
Die Kampagne "Die Bevölkerung ist dafür nicht sensibilisiert", sagt Dr.
Michael Dinkel, Chefarzt der Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin am Rhön-Klinikum in Bad Neustadt. Das soll sich ändern. Hier setzt die Kampagne "Ein Leben Retten. 100 Pro Reanimation" des Berufsverbands Deutscher Anästhesisten (BDA) und der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) an. In der "Woche der Wiederbelebung" vom 16. bis 22.
September sind Anästhesisten bundesweit dazu aufgerufen, durch Aktionen und Veranstaltungen Hemmschwellen in der Bevölkerung abzubauen und die Ersthelferquote zu steigern. Bis zu 6000 Patienten könnten jährlich gerettet werden. Zum Vergleich: In Deutschland zählt man rund 4000 Verkehrstote im Jahr.
Der Zeitfaktor ist entscheidend Die Herz- und Gefäßklinik in Bad Neustadt nimmt in der Region eine
besondere Stellung ein. Hier sind ärztliche Kompentenz und entsprechende Gerätemedizin vorhanden, um auch in schwierigen Fällen und komplizierten Erkrankungen zu helfen. Aber: In den meisten Fällen ist es einfach zu spät, wenn ein Patient mit Herzstillstand eingeliefert wird. Keine Überlebenschance, weil keine Reanimation begonnen wurde.
Die Zeit ist der alles entscheidende Faktor: Der Rettungsdienst, sagt Heiko Stäblein, der Leiter des Rettungsdienstes
des Roten Kreuzes im Landkreis Rhön-Grabfeld, könne in zwölf Minuten ab der Alarmierung jeden Punkt des Landkreises erreichen.
Im Umkreis der größeren Städte geht das natürlich schneller. Aber: Wenn in dieser Zeit bei einem vom Herzstillstand betroffenen Menschen keine reanimierenden Maßnahmen ergriffen wurden, ist es in den allermeisten Fällen zu spät. "Es ist auch frustrierend", sagt Dr.
Frank Gietzen, Oberarzt der Kardiologie an der Herz- und Gefäßklinik in Bad Neustadt, "wenn die Rettungsdienstler sehen, dass keine lebenserhaltenden Maßnahmen ergriffen wurden". Wenn solche Maßnahmen beim Eintreffen der Rotkreuz-Helfer schon am Laufen sind, müssten diese dann "nur" übernehmen. "Da geht man ganz anders ran", sagt Heiko Stäblein.
Fakt ist: "Bei einem Herzstillstand wird das Gehirn nicht mehr mit Sauerstoff versorgt.
Bereits nach drei Minuten sind unwiderrufliche Schäden die Folge", stellt Dr. Dinkel fest. "Es ist daher entscheidend, dass eine einfache Herzdruckmassage durchgeführt wird, bis der Rettungsdienst eintrifft. So kann der Restsauerstoff im Blut weiter zirkulieren und die Überlebenschance des Patienten entscheidend erhöht werden." Aber wie gesagt: Viele Menschen reagieren in einer solchen Situation nicht.
"Dass eine Herzdruckmassage reicht, wissen viele nicht", sagt Heiko Stäblein vom Roten Kreuz und betont: "Man kann nichts falsch machen!"