Tausende Pilger besuchten die beliebte Wallfahrtsstätte mitten im Truppenübungsplatz. Doch wer meinte, auf dem Maria Ehrenberg nur auf Katholiken zu stoßen, wurde eines Besseren belehrt.
Der Strauß sitzt. Mit geübten Handgriffen befestigt Anja Perleth die Blumen am Wallfahrts-Bild. "Die sind aus meinem Garten", sagt die Leubacherin, die heuer die Pilgergruppe aus Fladungen anführt. Dann holt sie eine Flasche und gießt etwas Wasser in die kleine Vase, die am Stiel befestigt ist. Damit der Strauß nicht vertrocknet. Michael Schlott steht neben Perleth und hält die Lautsprecher.
Dann kann's ja losgehen.
Die Wallfahrt auf den Maria Ehrenberg ist annähernd 500 Jahre alt. "Die Tradition geht auf das Jahr 1521 zurück, als hier ein Heiligenstock aufgestellt wurde", berichtet Michael Krammer, Leiter der Pfarreiengemeinschaft "Maria Ehrenberg". Alljährlich pilgern die Menschen am Vortag von Mariä Himmelfahrt und natürlich am Feiertag selbst hinauf zur Kirche auf dem Berg, der seit 1938 mitten im Truppenübungsplatz liegt.Viele bringen
Büschel mit Kräutern mit, die während des Gottesdienstes gesegnet werden.
Legende vom duftenden Sarg Der Legende nach ist Maria, die Mutter Jesu, eines natürlichen Todes gestorben. "Doch als die Apostel den Sarkophag öffneten, lag kein Leichnam darin, sondern duftende Blumen", erzählt Krammer.
Aus dieser Erzählung entwickelte sich die Tradition, der Mutter Gottes Blumen mitzubringen und Heilkräuter vom Pfarrer segnen zu lassen.
Der Weg die 254 Stufen hinauf ist beschwerlich. Brigitta Bohlig aus Bad Kissingen kann ihn seit zwei Jahren nicht mehr laufen. Die 81-Jährige ist mit dem Bus direkt zur Kirche gefahren. Insgesamt sind 36 Mitglieder der Pfarrgemeinde Herz Jesu zur Wallfahrt gekommen. Seit 15 Jahren ist Bohlig schon dabei.
"Damals war Pfarrer Krammer noch Kaplan bei uns", erinnert sie sich lächelnd.
Der Glaube gibt Halt Noch länger macht Hilmar Arnold mit. "1977 war mein erster Besuch bei der Wallfahrt zum Maria Ehrenberg. Seitdem bin ich immer wieder dabei", erzählt der Vorbeter der Pilger aus Burkardroth. Sein Großvater hatte ihn damals mitgenommen, da war er gerade 18 Jahre alt.
Auch der 19-Jährige Julian aus Ostheim vor der Rhön ist durch seinen Opa zur Wallfahrt gekommen. "Als Kinder haben wir immer Süßigkeiten bekommen", erzählt Julian. "Jetzt kriegt er ein Bier", lacht Monika Weber und drückt ihrem Sohn ein Ehrenberger Pils in die Hand.
Eigentlich ist Weber evangelisch, genauso wie ihr Sohn. Doch seit Jahren pilgert die Familie hinauf zum Ehrenberg.
Ihr Mann Michael ist katholisch, genauso wie dessen Bruder Andreas, der die Fladunger Pilger als Vorbeter anführt. Die Familie unterstützt die Kirchenmusik Fladungen-Leubach. Evangelische Christen verehren Maria nicht als Heilige, aber Weber singt die Lieder trotzdem gerne mit. "Der Glaube gibt einem Halt, egal ob katholisch oder evangelisch", ist sie überzeugt.
Nicht nur die Gläubigen ziehen ein positives Fazit der Wallfahrt.
Auch Ralf Hornung, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Kothen, ist äußerst zufrieden. Am Mittwoch und Donnerstag waren jeweils 15 Männer und Frauen im Einsatz.