Vor 30 Jahren, im November 1987, wurde das Flurbereinigungsverfahren Haard abgeschlossen. Bis zur Vollendung war es ein langer Weg.
Das Flurbereinigungsverfahren wurde bereits am 20. Januar 1966 von der damals noch selbstständigen Gemeinde
Haard beantragt. Die Anordnung erfolgte fünf Jahre später - im Jahr 1971 - durch die Direktion für ländliche Entwicklung Würzburg und war im November 1987 mit dem Eintrag der neuen Feldstücke im Grundbuchamt abgeschlossen.
Am 7. April 1971 fand eine Aufklärungsversammlung der Grundstückseigentümer mit Baudirektor Herbert Koch vom Flurbereinigungsamt Würzburg im Gasthaus Alberth statt. Waren die Befürworter am Anfang noch in der Minderzahl, so habe man dennoch die Notwendigkeit einer dringenden Neuordnung der Flur erkannt. Am 21. Juni 1971 wurde das Flurbereinigungsverfahren angeordnet und am 26. Juli 1971 die örtliche Vorstandschaft gewählt.
Örtlich Beauftragter war Valentin Röder. Vorsitzender der Vorstandschaft war, von April 1971 bis 30. Juni 1979 Baudirektor Herbert Koch von der Direktion Würzburg, der die Planung durchführte. Vom 1. Juli 1979 bis 31. Oktober 1983 führte Baurat Eckehart Hinte die Verhandlung mit den Grundstückseigentümern. Danach war Baudirektor Alfred Greifenstein, bis zum Eintrag der neuen Grundstücke, ins Grundbuchamt im November 1987 zuständig.
87,5 Prozent Förderung
Die Gemarkung Haard umfasst (einschließlich des Ortskerns) 466 Hektar, umgelegt und bearbeitet wurden 448 Hektar. Die Lage wurde wie folgt beschrieben: Die Gemarkung liegt in einer wellig, hügeligen Landschaft der Vorrhön zwischen 257 und 400 Metern über NN. Das Gebiet befindet sich in der, von der Natur benachteiligten Gemarkung und im damaligen Grenzgebiet zur DDR. Deshalb wurde die gesamte Baumaßnahme durch Bund, Land und Bezirk mit insgesamt 87,5 Prozent der angefallenen Baukosten gefördert.
Die Grundstückseigentümer stellten die Fläche für Wege und Gräben bereit. So hielt sich die finanzielle Belastung für die Beteiligten von 12,5 Prozent der gesamten Bausumme in Grenzen. Der Planentwurf für das Wege- und Gewässernetz wurde im März 1972 erstellt und im Juni 1973 geprüft und festgestellt. Danach folgte die Bodenschätzung, vom 18. März bis 30. April 1974, gemeinsam mit der örtlichen Vorstandschaft, zwei unabhängigen Schätzern, Alfred Frank und Otto Dittmar (Vollerwerbslandwirte) aus Maßbach unter Leitung von Baudirektor Herbert Koch. 1975 wurde das Wege- und Gewässernetz abgesteckt, im Mai 1976 abgemarkt (Grenzsteine) und elektronisch vermessen.
Die Wunsch-Entgegennahme der Grundstückseigentümer durch Baudirektor Koch fand vom 11. September bis 19. Oktober 1978 in der alten Schule statt. Am 30. Oktober 1979 beschloss der Vorstand über den Neuverteilungsplan, der am 7. Juli 1980 ohne Einsprüche genehmigt wurde. Die vorläufige Besitzeinweisung konnte am 1. November 1979 erteilt werden. Die Offenlegung der Ausarbeitung, einschließlich der Beschreibungen zum Flurbereinigungsplan fand vom 21. Juli bis 4. August 1980 und die Ausführung, am 11. Oktober 1982 statt. Der neue Rechtszustand trat am 5. November 1982 in Kraft, sodass die Schlussfeststellung am 1. November 1987 erfolgte. Somit war die umfangreiche Baumaßnahme abgeschlossen.
Im Rahmen der Baumaßnahme wurden 7,8 Kilometer Wege ausgebaut. Davon 3,4 Kilometer mit Bitumen und 4,4 km Kies/Schotterwege. Es wurden 20 Kilometer unbefestigte Wege angelegt, 70 Wasserdurchlässe und 4,2 km Wassergräben gebaut und 43 km Drainagestränge verlegt. Zum Schutz der Landschaft wurden 1,5 km Reihenpflanzungen, 0,2 ha Bodenschutzpflanzung und als Ausgleich für die Beseitigung von alten Obstbäumen durch die, im Rahmen der Baumaßnahme, den Eigentümern 1500 junge Obstbäume für die Neuanpflanzung vom Flurbereinigungsamt zur Verfügung gestellt.
Die Gemeinde übernahm anschließend das Wege- und Gewässernetz und ist seitdem für deren Unterhaltung zuständig. Die Grundstückseigentümer warteten ungeduldig auf die neuen, für moderne Maschinen, zurecht geformten Grundstücke und die Verpächter auf einen angemessenen Pachtzins. Es ist heute undenkbar, die kleinen Parzellen die durch die fränkische Erbteilung entstanden, mit den heutigen, modernen Maschinen rentabel zu bearbeiten. Viele Kleinlandwirte gaben auf und verpachteten. Das sahen die Vollerwerbsbetriebe als ihre Chance, um leistungsfähige Familienbetriebe aufzubauen. Die schulische Ausbildung der jungen Landwirte, neue, leistungsfähige Maschinen, gezielte Düngung und Pflanzenschutz führten bis dahin zu nie gekannter Qualität, Spitzenerträge und billigen Lebensmitteln für die Bevölkerung.