Verzwickter Sprachwitz

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Klavierentertainer und Verseschmied Bodo Wartke trat im Rahmen des Bad Kissinger Kabarett-Herbstes im Großen Saal des Regentenbaus auf. Foto: Ahnert
Klavierentertainer und Verseschmied Bodo Wartke trat im Rahmen des Bad Kissinger Kabarett-Herbstes im Großen Saal des Regentenbaus auf.  Foto: Ahnert

Bodo Wartke sieht aus wie der nette Junge von nebenan. Doch seine Texte und Lieder haben es in sich.

Bad Kissingen — Bodo Wartke freute sich über den gut gefüllten Max-Littmann- Saal, in den sein Auftritt beim Kissinger Kabarettherbst wegen der großen Nachfrage verlegt worden war. Die verblüffe ihn immer wieder, denn er lebe nicht von seiner nicht vorhandenen Fernsehberühmtheit, sondern von der Mundpropaganda seiner Fans überall in Deutschland. Und denen spielt der akademisch ausgebildete Pianist nicht nur ganz exzellent auf dem Flügel vor, sondern er quasselt und blödelt, lässt Salven von End- und Binnenreimen in Conference und Songtexten auf seine Zuhörer los.

Persönliche Probleme

Unter das Leitmotiv "Probleme" stellte er seine Show, doch wenn er auch immer auf "Die Krise. Schlimm! Schlimm!" anspielt, geht es ihm nie um die große Politik oder Wirtschaft, sondern hauptsächlich um ganz persönliche Probleme wie etwa sein eigenes mit der weltweit einmaligen Einteilung der Gema als entweder E (Ernste)- oder U (Unterhaltungs)-Musik, der er seine Mundharmonikaversion von Mozarts Papageno-Arie vom Vogelhändler als Vorschläge zu einer Ü-Musik gegenüberstellt, diese dann aber mit Hilfe des harmlosen deutschen Volksliedbestandes in einem großen Vogelmassaker, seinem "Papagenozid" enden lässt.
Er parodiert moderne E-Musik mit Boxhandschuhen fürs Klavierspielen und Mundschutz gegen verständliches Singen, doch endet natürlich der Versuch, sein berühmtes "Ja, Schatz!" so zu einer ernsten Angelegenheit zu machen, in schallendem Gelächter.
Probleme der Pubertät, in der man ständig gezwungen ist, mit den neuesten Handys und Klingeltönen mitzuhalten, oder in WGs mit Männern (Titel: "Die WG des Herrn ist unergründlich") und Frauen, aber auch die anrührende Ballade zum Tod seiner kleinen Schwester als Säugling oder die sehr ernsthaft-komischen Überlegungen zum Treffen mit einer ehemaligen Geliebten, der man ein neues glückliches Leben mit einer Neuen vorspielt, hatten durch autobiografisches Erzählen und ständige Einbindung des Publikums den Charakter eines Zwiegesprächs, das die Zuschauer in den Bann zog.

Intelligente Blödellust

Bodo Wartke erscheint als der nette Junge von nebenan, der Traumschwiegersohn mit neckischer Locke und Nerd-Brille, ordentlichem blauen Anzug mit weißem Hemd, fast ein bisschen zurückhaltend und er spielt mit diesem Image mit Selbstironie, intelligenter Blödellust, Ausbrüchen ins Absurde, Parodierfreude, einer vor allem im zweiten Teil gut sitzenden und in vielen Stimmlagen einsetzbaren Stimme und vor allem viel Charme. So kam es wohl nicht von ungefähr, dass ein Zuschauer auf seine Anfrage gestand, seine Frau habe ihn mitgebracht. Und so war es natürlich unerlässlich, dass er seiner beliebten Frauennamen-Songsammlung (auf seiner Internetseite können sich alle bisher komponierten Damen nachlesen) unter dem Motto "Benutzerdefinierte Liebeslieder" auch in Bad Kissin gen großen Raum gab. Für Alena, Alina, Lea und Angelika sang und spielte er nach kurzem Blick auf seine Ideensammlung im Notebook vier neue Strophen nach dem Muster seines Songs "Andrea" oder dem großartigen Chachacha "Tanzkurs bei Kons tanze in Konstanz". Und die Frau mit dem "abgefahrensten", Vornamen, in Bad Kissingen war es "Eibe", erhielt die versprochene neue CD.
Was fürs Herz, viel für Freunde der verzwickten Sprachwitzeleien, der intelligenten Überraschungsreime, der durch alle Stilrichtungen (unfassbar für die Gema) eilenden Klavier- und sonstigen Musik und eines souveränen Entertainers, der mit lakonischem Understatement eine absolut spannende Show abzieht.
Es gab viel begeisterten Applaus und drei Zugaben.