Nach zwanzig Jahren Pause hatte Christian Schrott zum Spaß ein bisschen mitgeklopft. Drei Wochen später stand der erste Auftritt mit den Döllautalern an. Seither gehört er fest dazu.
Es ist eine alte Redensart - und der Mottener Christian Schrott kann sie nur zu gut bestätigen: "Was man einmal gelernt hat, verlernt man nie", sagt er. Über zwanzig Jahre hatte er keinen Stick mehr in der Hand gehalten, jetzt besetzt er den vakanten Platz am Schlagzeug im Musikverein Döllautaler Motten e.V.
Als Zwölfjähriger erlernte Schrott das Schlagzeugspielen. "Dafür probte ich in einem Kellerraum unseres Hauses, der eigens dafür mit Eierpappe isoliert wurde", erinnert er sich schmunzelnd an die Anfänge seiner musikalischen Laufbahn. Der gebürtige Oberbayer war mehrere Jahre aktives Mitglied der Jugendblaskapelle Wolnzach, und im jugendlichen Alter "drummte" er in einer Rock-Band. Mit der Einberufung zur Bundeswehr legte er die Schlägel zur Seite.
Herzliche Aufnahme 1995 zog der Braumeister aus beruflichen Gründen nach Unterfranken. Zu seiner neuen Rolle als Schlagzeuger bei den Mottener Musikanten kam der 46-Jährige praktisch wie die "Jungfrau zum Kind". Als Gönner des Vereins brachte er in der Adventszeit Getränke zu einer Musikprobe und lauschte den Musikanten noch ein wenig auf dem freien Platz am Schlagzeug.
"Da habe ich zum Spaß ein bisschen mitgeklopft", erzählt Schrott. Der Dirigent war begeistert und bat ihn, doch wiederzukommen. "So saß ich drei Wochen später beim Auftritt in der Kirche", erinnert er sich stolz an seine geglückte Premiere an Heiligabend mit dem Musikverein.
Das Feedback der Musikerkollegen bestärkte ihn, weiterzumachen. Das Schlagzeug sei ein wichtiges Instrument, erklärt er. "Die meisten Instrumente sind mehrfach belegt, aber das Schlagzeug wird von mir alleine gespielt." Dafür probt der Familienvater jetzt fleißig zuhause - zweimal pro Woche mindestens und immer vor den Proben. Der Erfolg und die herzliche Aufnahme in die Kapelle entschädigen ihn dafür. Einerseits sei das Musizieren für ihn eine Möglichkeit, von seinem Beruf abzuschalten, im Gegenzug bringe er durch seine berufliche Tätigkeit Stressfestigkeit und Ruhe mit ein. Und dies seien nicht die einzigen Vorteile seines "gesetzten Alters": "Während jüngere Musiker sich oft noch schulisch und beruflich orientieren müssen, sind ältere in dieser Hinsicht beständiger".
Nachwuchsarbeit mal anders Christian Schrott ist mit seinen 46 Jahren Viertältester in der jungen Mannschaft. Das könnte sich allerdings bald ändern, wenn es nach den Plänen des Vorstands der Döllautaler geht. Nach drei erfolgreichen Bläser-klassen für Kinder und Jugendliche will der Verein in der Nachwuchsarbeit neue Wege gehen. Mit dem Aufbau einer "Erwachsenen-Bläserklasse" möchte man dem demografischen Wandel "ein Schnippchen schlagen". "Wir denken dabei an Junggebliebene, die es in ihrem Lebenslauf versäumt haben, ein Instrument zu erlernen, und an ehemalige Musiker", sagt Vorsitzende Katja Habersack.
Zu der Zielgruppe gehörten auch Personen, die sich beruflich in einem neuen Lebensabschnitt befänden, dabei denke man auch an Rentner. Laut Habersack sei dabei eine Zusammenarbeit mit benachbarten Vereinen möglich: "Der Musikverein Kothen hat schon Bereitschaft signalisiert, mit dem Musikverein Thalau müssen wir noch Gespräche führen." Das neue Ausbildungskonzept, das bereits in anderen Orten erfolgreich läuft, soll noch in diesem Jahr starten.
Der Musikverein Döllautaler Motten zählt zur Zeit 40 aktive Musiker, für Habersack eine gute Basis für musikalische Arbeit. Diese bestand im vergangenen Jahr aus zahlreichen Auftritten kirchlicher und weltlicher Art. Das Highlight im Jubiläumsjahr sei aber ganz sicher das Konzert zum 40-jährigen Bestehen der "Döllis" im Oktober gewesen: "Da haben wir einen Glanzpunkt gesetzt." Der Abend habe ganz klar die Handschrift des neuen Dirigenten Leander Eismann getragen.
Dessen Idee ist auch die geplante Bergmesse auf der "Mottener Höhe" am Sonntag, 28. April. Diese Art von Gottesdienst im Freien sei dem Tiroler Freiheitskämpfer Andreas Hofer gewidmet und werde damit das erste Mal nördlich des Allgäus aufgeführt, sagt Eismann stolz. Zahlreiche Auftrittstermine und der geplante Pfingstausflug 2013 - viel Arbeit für den neuen Vorstand des Vereins.
Katja Habersack kandidierte nach acht Jahren nicht mehr und macht Platz für den 30-jährigen Jörg Wirsing. Für 15-jährige Vorstandstätigkeit wurde sie von Jürgen Köstler, stellvertretender Vereinsvorsitzender im Nordbayerischen Musikbund, mit der silbernen Ehrennadel des Bezirks Unterfranken ausgezeichnet.
Wahlen und Ehrungen Vorsitzender: Jörg Wirsing; stellvertretende Vorsitzende: Michaela Röbig; Kassiererin: Sonja Wirsing; stellvertretender Kassierer: Mario Wirsing
Schriftführer: Johannes Kraft
stellvertretende Schriftführerin: Lisa Breitenbach; Jugendwart: Rene Matzke; Kassenprüfer: Andreas Leibold und Klaus Habersack; erweiterter Vorstand (neu): Notenwart: Alexander Wirsing; Trachtenwart: Leonie Will
Für 40 Jahre akive Musikertätigkeit wurde der krankheitsbedingt fehlende Ewald Bös mit der "Bundesehrennadel in Gold mit Diamant" ausgezeichnet. Die "Bundesehrennadel in Gold" für 30 Jahre Musikertätigkeit erhielten Sonja Wirsing, Manuela Knüttel, Heike Schlag, Sabine Seufert, Andreas Lei-bold, Alexander Wirsing und Christian Wirsing. Die "Bundesehrennadel in Silber" bekam Elke Müller (20 Jahre).