Ehemalige Schüler aus Pfaffenhausen treffen sich nach 50 Jahren wieder. Begeistert erzählen sie von ihrem einstigen Lehrer.Der musste 45 Schüler aller Altersklassen unter einen Hut bringen.
Was die 25 Teilnehmer der Geburtsjahrgänge 1944 bis 1951 eint, ist der ehemalige Besuch der alten Pfaffenhausener Zwergschule, die noch bis in die 60er Jahre alle acht Klassen gemeinsam in einem Raum beherbergte. "Unser Klassenlehrer Josef Schwandtner hatte es voll im Griff", schwärmen die ehemaligen Schüler noch heute von diesem tollen Pädagogen. "Wir saßen damals auf den Bänken, die Tintenfässer hatten", erinnert sich Leonhard Brandenstein. "Aus allen von uns ist was Vernünftiges geworden", nennt Gerhard Hollweck die Berufe Handwerker, Verwaltungsangestellte, Kaufleute, Bänker und Wissenschaftler als Beispiele.
Was wir an unserem Lehrer damals so sehr schätzten, das war dessen Fähigkeit, alle 45 Schüler der verschiedenen Altersgruppen unter einen Hut zu kriegen und zu motivieren", meint Uwe Schmidt. Er habe nach der Schule Metzger gelernt und sei später Versicherungskaufmann geworden. Seit Jahren sitzt Schmidt aufgrund eines Unfalls im Rollstuhl. "Da habe ich den Sport für mich entdeckt", weist Schmidt auf seine Aktivität beim Bogenschießen und in der Leichtathletik hin. Beim Basketball spiele er in der zweiten Bundesliga. "Nur das Heute zählt für mich", macht er allen Rollstuhlfahrern Mut.
Nicht nur aus der Region sondern auch bundesweit kamen die Ehemaligen zusammen. So freute man sich zum Beispiel über Besucher aus Köln, Karlsruhe oder dem hessischen Raum. Einige Ausgewanderte hatten die Anreise aus den U.S.A. jedoch nicht geschafft. Fünf der Mitschüler seien mittlerweile verstorben. Denen galt genau so wie ihrem Lehrer Schwandtner der gedenkende Besuch der Gräber im Pfaffenhausener Friedhof.
Zeitweise ausgelagert von Pfaffenhausen war der 1948 geborene Edelbert Frank. Dessen Vater hatte Mitte der 50er Jahre eine Arbeitsstelle in Oberhausen angetreten. "Als ich nach ein paar Jahren wieder zu unserem Lehrer Schwandtner in die Pfaffenhausener Schule zurück kehrte, war dieser völlig entsetzt über meine geringen Schulleistungen", erinnert sich Frank. Und dann konnte er sich bei Schwandtner auf den aktuellen Lernstand der fränkischen Heimat bringen lassen. "Dieser Lehrer hat unsere Interessen geweckt und uns ganz toll motiviert", ist Frank voll des Lobes. So sei es für ihn kein Problem gewesen, bei der Bundeswehr den Meisteritel als Mechaniker zu erlangen und danach ein Studium aufzunehmen. Nach bundesweiten Einsätzen habe er sich 1987 in Fuchsstadt angesiedelt.
"Dadurch, dass wir mit mehreren Altersstufen in einer Klasse saßen, konnten wir problemlos über den schulischen Tellerrand blicken und von unseren älteren Mitschülern lernen", blickt die Ehemalige Marita Mirbach zurück. "Es war schön in unserem Dorf, wo es damals kaum ein Auto gab", schwärmt sie heute von den guten alten Zeiten. Ein nächstes Treffen ist in fünf Jahren geplant.
Vielleicht sind die Bürger Pfaffenhausens auch einmal bereit, die Ortsgeschichte der NS-Zeit aufzuarbeiten. Z. B. die Geschichte vom Schullehrer der Volksschule Pfaffenhausens in der NS-Zeit, der im November 1938 die Schulkinder an drei Sonntagen - nach dem Kirchgang - auf den jüdischen Friedhof Pfaffenhausens schickte, um dort die jüdischen Grabsteine umzuwerfen, über 1000 an der Zahl. Einige Schulkinder von damals, der Geburtsjahrgänge 1924 - 1930, dürften sich an dieses ziemlich dunkle Kapitel der Orts- und Schulgeschichte Pfaffenhausens noch erinnern. Der jüdische Friedhof in Pfaffenhausen liegt bis heute still und schweigt. Historiker suchen den ein und anderen Grabstein vergebens - und wissen, warum.