In der Münnerstädter Altstadt werden nach Angaben von Bürgermeister Michael Kastl bereits seit Juli keine öffentlichen Gebäude mehr angestrahlt. Die Entscheidung betreffe die Stadtpfarrkirche, das Obere Tor und die Zehntscheune. Die Leuchtzeiten der Straßenbeleuchtung sollen ebenfalls reduziert werden.
In der Stadt Bad Brückenau wurden zuletzt schon keine öffentlichen Gebäude - wie die Georgi-Kurhalle oder das Rathaus - extra angestrahlt, informiert Verwaltungsleiter Michael Worschech. Das auch mit Rücksicht auf den Sternenpark Rhön, der ja möglichst wenig Lichtverschmutzung braucht. Als von außen angestrahltes Gebäude fällt Worschech im Stadtgebiet noch die katholische Kirche St. Bartholomäus ein. Doch das sei kein öffentliches Gebäude; die Kirchengemeinde entscheide da selbst.
Ambiete contra Stromsparen im Staatsbad
Eine viel größere Rolle spielt die Außenbeleuchtung im benachbarten Staatsbad Brückenau. Lebt dieses doch in beträchtlichem Maße von seinem (auch nächtlichen) Ambiente. Kurdirektorin Andrea Schallenkammer bedauert daher sehr, dass das König-Ludwig-I.-Denkmal mindestens ein halbes Jahr finster unbeleuchtet bleiben muss. "Um ihn dreht sich ja im Staatsbad alles", sagt sie.
Das Kursaalgebäude werde schon länger nicht mehr angestrahlt, informiert die Kurdirektorin. Grundlage dafür sei das Bayerische Immissionsschutzgesetz, wonach vermeidbare Lichtemissionen im Interesse der Insekten vermieden werden sollen.
Ganz ohne atmosphärische Illumination wird das Staatsbad nicht bleiben. Schallenkammer verweist auf die Kurparkbeleuchtung mit Kerzen und Lampions, die jeden ersten Samstag im Monat bei der Veranstaltungsreihe "Wandeln und Genießen" aufflackert. So etwas sei weiter erlaubt.
Außerdem: Was für öffentliche Gebäude gelte, verpflichte private Nutzer der Gebäude im Staatsbad noch lange nicht. Davon gibt es unter anderem mit dem Dorint-Hotel, dem Bellevue und dem Fürstenhof einige.
Private Betreiber nicht gebunden
Gert Frank, Vorstandsvorsitzender der im Fürstenhof residierenden Limes Schlosskliniken, informiert daher, dass bei der Beleuchtung bislang alles beim Alten bleibt. Über eine Abschaltung sei "noch nicht entschieden" worden. Was er aber jetzt schon sagen könne: In der Weihnachtszeit werde die Privatklinik für psychisch Erkrankte definitiv hell leuchten. "Das gehört ja zum Ambiente. Und wir verkaufen ja Ambiente."
Ähnlich sieht es Kurdirektorin Schallenkammer. Man stelle sich dem Thema Energiesparen, aber: "Wir müssen aufpassen, dass wir uns unser Produkt nicht kaputtmachen. Im Staatsbad buchen viele Menschen wegen des Ambientes. Sie kommen zur Erholung her." Deswegen wolle sie ungern auf die Weihnachtsbeleuchtung verzichten. Die Bäume sollen auf jeden Fall gestellt werden; die Außenbeleuchtung in der heißen Phase aufflammen. "Es würde uns sehr leidtun, wenn das nicht ginge."
Urlaubsregion mit nachhaltiger Energienutzung
Bad Bocklets Kurdirektor und Verwaltungsleiter Thomas Beck sieht die Sache mit gemischten Gefühlen. Einerseits befürwortet er das Energiesparen, will nicht die volle Weihnachtsbeleuchtung aufziehen. Ganz abschaffen will Beck die Deko andererseits auch nicht, sie punktuell einsetzen. "Vielleicht können wir dennoch ein Ambiente herbeizaubern, das den Gästen zeigt: Sie machen Urlaub in einer Region, wo nachhaltig und verantwortungsvoll mit Energie umgegangen wird." Im Gemeindegebiet bleiben die Kirchtürme in Bad Bocklet und Steinach dunkel, dazu Schloss Aschach, das aber der Bezirk Unterfranken unterhält.