Vogel als Unfallursache?
Dass der Vogel auch Unfallursache sein könnte, zweifelt Matthias Albert, Vorsitzender des Segelflugvereins, an. Der Vogel könnte auch beim Absturz in die Bäume ins Wrack gelangt sein, und: "Selbst wenn ein Vogel ganz durch den Propeller durchgeht und der Motor stehen bleibt, könnte man einen Motorsegler noch locker auf dem Flugplatz landen", ist sich der erfahrene Pilot sicher.
Merkwürdig findet er auch einige Angaben: So stimme im BFU-Bericht die Ausrichtung der Bad Kissinger Landebahn nicht. Auch über die Zeugenaussagen wundert sich Albert: Im Bericht ist von "mehrfachen Lageänderungen um Längs- und Querachse" der Unglücksmaschine die Rede. Dagegen hätten ihm Zeugen berichtet, dass der Motorsegler "ganz stabil" geflogen sei, bevor der Motor aufheulte und die Maschine einen steilen Sinkflug einleitete.
Flugzeugunglück auf der Wasserkuppe - Fokus auf Flugzeug-Gewicht
Der ebenfalls siebenseitige Bericht zum Unglück auf der Wasserkuppe beginnt mit dem Start der Cessna um 14.56 Uhr in Mannheim. Nach einem Flug ohne besondere Vorkommnisse setzte die Maschine um 15.48 Uhr zur Landung auf der Wasserkuppe an. Bei der Halbbahnmarkierung war das Flugzeug wohl noch "mannshoch" über der Piste. Der 56-jährige Pilot entschied sich laut Bericht zum Durchstarten. Die Maschine gewann allerdings nicht an Höhe, sondern berührte 70 Meter hinter der Piste den Boden und erfasste wenige Meter weiter die Mutter mit ihre beiden Kindern aus dem Main-Kinzig-Kreis. Der Pilot hatte 682 Stunden Flugerfahrung und eine gültige Privatpiloten-Lizenz.
Ausführlich geht der Bericht auf das Gewicht ein: Das Flugzeug, die vier Insassen, Gepäck und Tank-Inhalt summierten sich demnach auf mindestens 1067 Kilogramm. Die maximale Abflugmasse der Cessna wird aber mit 1043 Kilogramm angegeben. Hinzu kommt, dass sich die milde Temperatur von 20 Grad auf die Motorleistung auswirkt und das Flugzeug auf der bergauf steigenden Landebahn durchstartete. Allerdings benennt auch dieser Bericht keine Unfallursache, es wird lediglich eine technische Störung der Maschine ausgeschlossen.
Die juristische Aufarbeitung beider Flugunfälle wird sich vermutlich noch lange hinziehen: Die Staatsanwaltschaft Schweinfurt hat bislang laut deren Leiterin Ursula Haderlein noch keine Akten. "Der Bericht der BfU wird von der Polizei mit den Akten vorgelegt", kommentiert sie den weiteren Ablauf. Bis dahin seien keine Aussagen zur Unfallursache möglich.