In der Bürgerversammlung Trimberg hat es Kritik an der "Harmonisierung" auf der B 287 gehagelt. Auf Initiative des Landrats werden jetzt Daten erhoben.
Die Trimberger sind unzufrieden: Im Frühjahr verkündeten Landratsamt, Staatliches Bauamt und Polizei die sogenannte "Harmonisierung" entlang der Bundesstraße 287: Statt Tempo 60 oder 80 gab es an Einmündungen und gefährlichen Stellen einheitlich Tempo-70-Schilder. Das rief Ärger und Widerstand in der Trimberger Bevölkerung hervor und kam auch bei der jüngsten Bürgerversammlung in dem Elfershäuser Gemeindeteil mehrfach zur Sprache.
Rund 30 Trimbergerinnen und Trimberger sowie ein Großteil des Marktgemeinderats kamen ins Gemeindehaus. Bernhard Büttner sprach das Tempolimit an und erinnerte daran, dass Ortssprecher Günter Betzen und Mitstreiter eine Unterschriftenaktion gestartet hatten: Darin wehrten sich 117 Ortsbürgerinnen und -bürger gegen die Erhöhung der Geschwindigkeit auf der B 287 von 60 auf 70 Kilometer pro Stunde.
Mehrfach wurde darauf verwiesen, dass Fußgänger die viel befahrene Straße kreuzen müssen, um Kirche und Friedhof zu erreichen. Insbesondere für ältere Menschen, Fahrrad- und Rollator-Fahrer bedeute die Straßenüberquerung eine erhöhte Gefahr, sagte Ex-Gemeinderat Büttner. Weil die Unterschriftenaktion vom Landratsamt und Staatlichen Bauamt abgelehnt wurde, forderte er eine Einzelfallprüfung mit nochmaliger Ortseinsicht.
In der Versammlung kam unter anderem zur Sprache, dass auf Höhe von Trimberg aktuell verdeckte Geschwindigkeitsmessungen laufen. "Die Geräte wurden auf Initiative von Landrat Thomas Bold aufgestellt", teilt das Landratsamt Bad Kissingen auf Nachfrage mit. Der Leiter des Sachgebiets Verkehrswesen, Ralph Heinrich, habe die Maßnahme mit dem Staatlichen Bauamt Schweinfurt als Straßenbaulastträger abgestimmt. Laut Bauamt handelt es sich um Seitenradarmessgeräte, die voraussichtlich bis Anfang kommender Woche hängen bleiben.
In Richtung Hammelburg hängt eines der Messgeräte am Fußgängerüberweg zwischen dem Ort und der Kirche, in Richtung Euerdorf wird kurz vor der Ausfahrt Trimberg gemessen. Die Geräte erfassen nach Angaben des Landratsamtes die Zahl der Fahrzeuge, unterscheiden Lkw und Pkw und messen die gefahrene Geschwindigkeit. "Nummernschilder werden dabei nicht erfasst, eine Ahndung von Geschwindigkeitsüberschreitungen erfolgt nicht", stellt das Landratsamt klar. Wie die Daten ausgewertet werden, bleibt in den Antworten des Landratsamtes und des Staatlichen Bauamtes offen.
In der Bürgerversammlung nannte Ortssprecher Betzen die Ablehnungsbegründung aus dem Landratamt "fadenscheinig". Besonders störte ihn, dass trotz der angeblichen Harmonisierung auf Höhe von Euerdorf und an der Autobahnauffahrt Hammelburg weiter Tempo 60 gilt. "Ich will nicht mit dem Landratsamt streiten, aber das Thema in eine höhere Instanz tragen", kündigte Betzen an und wies auf das Verkehrssicherheitsprogramm 2030 hin. Das bis 2020 gültige Programm aus dem Jahr 2013 sei abgelaufen und nachträglich, heuer im Frühjahr, umgesetzt worden, argumentierte Betzen und zeigte dafür auch Belege.
Ortssprecher fordert neue Prüfung
"Festgestellte Defizite sollen beseitigt werden, bevor Menschen zu Schaden kommen. Der Verkehrssicherheit soll dabei ein deutlich größeres Gewicht zukommen", zitierte Betzen aus dem neuen Verkehrssicherheitsprogramm, das keine verkehrsrechtlichen oder straßenbaulichen Entscheidungen zu Lasten der Verkehrssicherheit zulasse. "In Trimberg wurde genau gegensätzlich gehandelt und auch keine Sichtweiten-Kontrolle durchgeführt. Das könnte der Hebel für eine erneute Prüfung sein", sagte der Trimberger Ortssprecher und bat die Marktgemeinde "das Anliegen mit möglichst vielen Argumenten zu unterstützen".