Bad Kissingen ist die 502. Stadt in Deutschland, die an der Fairtrade Town Kampagne teilnimmt. 25 Akteure unterstützen die Aktion bereits.
Von Kaffee über Schokolade bis hin zu Rosen, Gewürzen, Honig und sogar Gold: Fair gehandelte Produkte besetzen längst nicht mehr eine exotische Nische, sondern haben sich einen festen Platz in deutschen Warenregalen erobert. Vergangenes Jahr knackten Fairtrade-gesiegelte Produkte erstmalig die eine Milliarde Euro Marke, dieses Jahr wird nochmals mit einem Zuwachs gerechnet. "Ziel ist dieses Jahr ein Gesamtumsatz von 1,5 Milliarden Euro", sagt Manfred Holz, Ehrenbotschafter von Fairtrade Deutschland.
Nach Bad Brückenau und Hammelburg setzt sich jetzt auch
Bad Kissingen als dritte Kommune im Landkreis für fairen Handel ein. Fairtrade-Ehrenbotschafter Holz überreichte am Dienstag die offizielle Auszeichnung als Fairtrade Stadt im Rathaus. "Es gibt mehr als 500 Fairtrade Städte in Deutschland und Bad Kissingen gehört jetzt auch dazu", freut sich Susanne Wahler-Göbel (DBK), Leiterin der Bad Kissinger Lenkungsgruppe. Der Titel muss alle zwei Jahre erneuert werden. Dabei wird überprüft, ob noch alle Kriterien eingehalten werden, die auch zur Bewilligung nötig waren.
"Der Erhalt des Siegels ist für uns ein Etappenziel. Wir machen jetzt natürlich weiter", meint die Journalistin und Theologin. Von der Rathausverwaltung über Kirchen und Schulen bis hin zu Gastronomen und Einzelhändlern: Rund 25 Akteure in Bad Kissingen unterstützen die Kampagne bereits und setzen auf fair gehandelte Produkte. Ein kleiner Beitrag, damit es in der Welt gerechter zugeht, findet Wahler-Göbel. "Es liegt nicht in unserer Macht, alles zum Positiven zu verändern, aber es ist unsere Aufgabe, etwas dort zu verändern, wo wir es vermögen."
Der Anfang war aber kein leichter. Vor eineinhalb Jahren hat sich der Wirtschaftsausschuss des Stadtrates auf Antrag der DBK mit dem Thema befasst und sich mit knapper 6:5 Stimmenmehrheit dafür entscheiden, an der Kampagne teilzunehmen. "Es war ein Kampf. Es musste viel Überzeugungsarbeit geleistet werden", erinnert sich Stadträtin Martha Müller (DBK). Die Räte hatten sich kurz vorher mit dem Siegel "Servicequalität Deutschland" beschäftigt und dessen Nutzen hinterfragt. Viele sprachen sich im Anschluss gegen die Fairtrade Kampagne aus, weil sie nicht ein Siegel gegen das nächste tauschen wollten.
Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD) betonte auf der offiziellen Feierstunde, dass es sich bei Fairtrade Standards nicht um Almosen oder Wohltätigkeit handelt, sondern darum, faire Löhne und Arbeitsbedingungen gegenüber Dritten einzuhalten. "Wo wir in Deutschland bereit sind, gute Preise für Arbeit und Dienstleistungen zu bezahlen, darf diese Bereitschaft nicht an unseren Grenzen aufhören", sagte er. Er hoffe, dass sich viele Bad Kissinger an der Aktion beteiligen. Blankenburg richtete den Blick auch auf die Bundestagswahl und die beherrschende Flüchtlingsthematik. "Ich glaube, dass es auf Dauer nur einen Weg gibt, das Fluchtproblem mit Anstand zu lösen, und zwar indem wir die Lebensbedingungen dieser Menschen auf Dauer in deren Heimat verbessern."