Tante Emma geht zum Wurstmarkt online

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Wurstmarkt trifft auf Dorfzeile: Beim diesjährigen, virtuell stattfindenden Wurstmarkt in Ostheim, ist das Start-Up "meine Dorfzeile" für den Versand der Wurstpakete verantwortlich. Unser Bild zeigt Christian Roßmann, einen der Initiatoren der "Dorfzeile". Foto: Johannes Schlereth
Wurstmarkt trifft auf Dorfzeile: Beim diesjährigen, virtuell stattfindenden Wurstmarkt in Ostheim, ist das Start-Up "meine Dorfzeile" für den Versand der Wurstpakete verantwortlich. Unser Bild zeigt Christian Roßmann, einen der Initiatoren der "Dorfzeile". Foto: Johannes Schlereth
Sebastian Tröster (links) und Christian Roßmann (rechts) im alten Bad Bockleter Lager. Foto: Archiv Johannes Schlereth
Sebastian Tröster (links) und Christian Roßmann (rechts) im alten Bad Bockleter Lager. Foto: Archiv Johannes Schlereth
 

Nahversorgung ist ein großes Thema im ländlichen Raum. Zwei junge Männer gründeten vor zwei Jahren die "Dorfzeile": Einen Tante-Emma-Laden mit regionalen Produkten im Internet. Die Redaktion hat nachgeforscht, wie sich das Start-Up entwickelt hat.

Produkte aus der Region liegen im Trend - und das nicht erst seit Beginn der Corona-Pandemie. Davon profitiert das junge Unternehmen "meine Dorfzeile". Dabei handelt es sich um einen Tante-Emma-Laden im Internet, der ausschließlich Rhöner Produkte verkauft. Darunter Lebensmittel, Getränke aber auch Kleidung, Deko oder Möbel aus der Region.

Gestartet haben das Projekt Christian Roßmann und Sebastian Tröster vor etwa zwei Jahren. "Es gibt hier in der gesamten Rhön gefühlt tausende Produzenten erstklassiger Ware", meint Roßmann. Das Ziel der beiden: "Wir wollen gemeinsam mit den Erzeugern unsere Region nach vorn bringen."

Anfangs übernahmen die beiden jungen Männer noch selbst alle Arbeiten rund um den Online-Shop. Das Warenlager befand sich in Bad Bocklet. Das hat sich mittlerweile geändert. "Wir sind einfach zu groß geworden, so dass es zu viel war sich nebenbei darum zu kümmern." Denn die "Dorfzeile" ist für die beiden nur eine Nebentätigkeit. Roßmann ist Projektleiter im Tiefbau, Tröster legte bei einem Versandhandel ein duales Studium ab und arbeitete unter anderem fünf Jahre als Werbeleiter.

Das Wachstum des Start-Ups hatte Folgen. "Wir haben seit längerem Kontakt mit dem Dominikus-Ringeisen-Werk in Maria Bildhausen", sagt Roßmann. Dabei kam der Gedanke auf, die Verpackungs- und Versandarbeiten dort als Inklusionsarbeit stattfinden zu lassen. Die beiden Seiten schlossen daraufhin einen Vertrag über die Kooperation ab. Roßmann ist zufrieden damit: "Manchmal ergeben sich eben glückliche Umstände."

Mit der Vergrößerung der "Dorfzeile" änderten die beiden zudem das komplette System hinter dem Projekt. "Die Dorfzeile ist jetzt eher ein Marktplatz, bei dem sich die Erzeuger registrieren und dann ihre Waren verkaufen." Das kommt an: "Wir haben derzeit etwa 50 bis 60 regionale Produzenten bei uns registriert, die ihre Waren dort verkaufen." Die Anzahl an registrierten Händlern steige. "Wir wollen mehr. Dafür müssen wir an die Erzeuger herantreten." Dabei sei die Hilfe der Dachmarke Rhön sowie der Rhön GmbH wichtig. "Unser Plan ist es, im kommenden Jahr 250 bis 300 Händler bei uns zu haben."

Als Meilenstein lässt sich da der Rhöner Wurstmarkt sehen, der heuer virtuell stattfindet. Statt wie üblich sich die Einkaufstasche an den Verkaufsständen in Ostheim zu füllen, müssen Brotzeitfreunde heuer dafür ins Internet gehen. Auf der Website des Marktes lassen sich Wurstpakete bestellen. Diese bringt der Postbote dann zur Haustür. Verantwortlich für den Vertrieb: Roßmann und Trösters "Dorfzeile".

Im Frühjahr traten die Verantwortlichen dafür an das Start-Up heran. "Es gab Verpackungstests und es wurde geprüft, ob die Wurst haltbar ist", sagt Roßmann. Denn: "Es bringt nichts, wenn die Wurst beim Kunden ankommt, und er alles schnell essen muss, oder es verdorben ist." Die Tests verliefen gut und ohne Probleme: "Es ist ein gutes Konzept dahinter, das funktioniert." Einen kleinen Wermutstropfen sieht Roßmann dennoch. "Klar, frische Wurst ist noch mal eine Stufe besser als eingeschweißte - aber das ist ja auch der Situation geschuldet", meint Roßmann. "Man muss einfallsreich sein, dann geht das auch während einer Pandemie."

Der virtuelle Tante-Emma-Laden habe von den Auswirkungen des Coronavirus profitiert. "Wir merken deutlich, dass die Nachfrage nach regionalen Produkten steigt." Zukunftspläne haben die beiden Initiatoren bereits. Durch den Umzug des Lagers nach Maria-Bildhausen, sei die Abholstation der Dorfzeile im Bockleter Lädle etwas in den Hintergrund geraten. "Das wollen wir wieder intensivieren."