Kostenlose Periodenprodukte in Schultoiletten? Tampons gibt es beim Lehrer

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Kostenlose Tampons und Binden in den Schultoiletten? Wir haben nachgefragt.
Kostenlose Tampons und Binden in den Schultoiletten? Wir haben nachgefragt.
Ellen Mützel

Vereinzelt stellen Schulen auf den Toiletten neben dem Klopapier auch Menstruationsprodukte bereit. Wie sieht es in den Schulen des Landkreises aus?

In immer mehr Schulen und öffentlichen Einrichtungen sind auf den Frauentoiletten neben kostenlosem Toilettenpapier auch Tampons, Binden und Slipeinlagen zu finden. Die Argumente der Befürworterinnen und Befürworter sind verschieden.

Zum einen geht es ihnen darum, dass es für mache Frauen sehr teuer ist, die anfallenden Kosten um die Periode - von den Menstruationsprodukten bis zum Schmerzmittel - zu leisten. Zum anderen gehe es um Gleichberechtigung, weil diese Kosten für Männer nicht anfielen. Auch die Unregelmäßigkeit, besonders bei Pubertierenden, macht es für viele schlecht planbar, wann sie nun ihre eigenen Utensilien mit sich tragen müssen.

Für den Notfall ausgerüstet

An der Sinntalschule bekommen diejenigen, die etwas benötigen, das von Lehrkräften oder dem Sekretariat. An der Volksschule Oerlenbach ist es ähnlich. Rektor Ulrich Müller berichtet: "Natürlich haben wir geeignete Produkte in unserer Mittelschule zur Verfügung, sie können diskret über die Lehrerinnen an die Schülerinnen vergeben werden."

Schulleiter Michael Kreil von der Staatlichen Realschule Bad Brückenau sagt, an seiner Schule würden Periodenprodukte "schon immer für den Notfall in der Verwaltung kostenlos bereitgestellt."

Sachaufwandsträger muss Budget stellen

Dass sie grundsätzlich immer in den Toiletten ausliegen, wäre für ihn denkbar, wenn es ein zusätzliches Budget vom Sachaufwandsträger dafür gäbe. Das unterstreicht der Direktor des Schönborn-Gymnasiums Münnerstadt, Peter Rottmann: "Für die Ausstattung der Schule in Angelegenheiten des Hygienebedarfs ist das Landratsamt Bad Kissingen als unser Sachaufwandsträger zuständig, nicht die Schule selbst."

Das Frobenius-Gymnasium Hammelburg hat das Thema in der vergangenen Sitzung des Schulforums erneut behandelt, sagt Schulleiter Matthias Ludolf. "Die dritte Landesschülerkonferenz im Schuljahr 2021/22 hatte beantragt, dass an allen bayerischen Schulen Damenhygieneartikel kostenlos zur Verfügung gestellt werden." Das Kultusministerium habe in seiner Stellungnahme vom 28. September dieses Jahres klargestellt, dass Damenhygieneartikel persönliche Alltagsgegenstände sind, die man grundsätzlich selber beschaffen muss und die nicht aus dem Budget der Schule, also der Sachaufwandsträger, zu bezahlen sind.

SMV kümmert sich darum

"Bei uns im Haus hat sich aber schon im letzten Schuljahr die Schülermitverantwortung (SMV) des Themas angenommen: Es gibt in den Mädchentoiletten Boxen mit Periodenprodukten für den kurzfristigen Notfall, die von der SMV bestückt werden", sagt Ludolf. Die dazu nötigen finanziellen Mittel erwirtschaftet die SMV selbst, etwa im Rahmen schulischer Veranstaltungen.

Auf diese Weise werde dem Anliegen der Schülerinnen Rechnung getragen, ohne dass das Budget des Landkreises belastet wird. Das Projekt soll fortgeführt werden und wird von der Schulleitung und dem Schulforum unterstützt.

Auch das Miltenberger-Gymnasium ist in den Toiletten ausgestattet: "An unserer Schule gibt es seit geraumer Zeit in unseren Mädchen-Toiletten kostenfreie Periodenprodukte (Binden und Tampons)", berichtet Andrea Reith vom Franz-Miltenberger-Gymnasium Bad Brückenau.

"Halten Produkte bereit"

Auch die Mittelschule Bad Bocklet hält "bereits für die wenigen Mittelschulmädels Produkte bereit", also Binden, Slipeinlagen, Tampons, sagt Sekretärin Melanie Hahn. Falls es dennoch irgendwo kostenfreie Binden zu holen gebe, würde sie sich dennoch freuen.

Auf die Anfrage der Zeitung an die Mittelschule Bad Brückenau, wie sie mit dem Thema umgeht, antwortet Rektor Michael Heyne: "Herzlichen Dank für das Angebot. Die Mittelschule Bad Brückenau ist gut versorgt und hat deshalb keinen Bedarf."

Von den anderen angefragten weiterführenden Schulen im Landkreis kam auf die wiederholte Nachfrage keine Antwort.

KOMMENTAR dazu von Ellen Mützel

Tampons und Co. in den Toiletten sind wichtig Warum Schulen und andere Einrichtungen Menstruationsprodukte stellen sollten. Ein unschönes Gefühl: Man sitzt auf der Toilette und merkt: "Oh nein, ich habe vergessen, mein Toilettenpapier mitzunehmen." Glücklicherweise kann man sich aber auf den Weg zu einer Lehrkraft oder in das Sekretariat machen, um das zu beichten und Hilfe zu bekommen. Hört sich komisch an? Ist aber bei Periodenprodukten genau so. Erschwerend kommt hinzu: Die Menstruation und alles, was dazugehört, ist noch immer ein Tabuthema, vor allem unter jungen, pubertierenden Menschen.

Frauen brauchen Periodenprodukte, um am öffentlichen und sozialen Leben teilnehmen zu können. Dass das Kultusministerium für Binden, Tampons und Co. keine Gelder bereitstellt (), ist nicht zufriedenstellend. Wie Toilettenpapier, Handseife oder Papiertücher sollten Menstruationsprodukte für Menstruierende auf den öffentlichen Toiletten zu Verfügung stehen. So können sich manche Menschen und Familien, die unter der Armutsgrenze leben und von der sogenannten Periodenarmut betroffen sind, die Produkte schlichtweg nicht leisten.

Andere freuen sich einfach dann, wenn die Periode mal wieder unregelmäßig auftritt und sie nichts dabei haben. Auch hat es mit Gleichberechtigung zu tun, da diese Kosten auf Männer nicht zukommen. "Dann bräuchte es auch kostenfreie Rasierer für Männer", entgegnen bei diesem Thema viele - vergessen nur, wie ungern beispielsweise unrasierte Frauenbeine gesehen werden.

Bis sich im Großteil der Toiletten etwas ändert, wird es wohl noch dauern: Das wird sich wahrscheinlich nur durch einzelne kleine Initiativen oder eine bayernweite Regelung regeln.