Straftaten im Jahr 2020 im Landkreis Bad Kissingen: Von Beleidigung bis EInbruch

4 Min
Jedes Jahr geben die Polizeiinspektionen eine Statistik heraus, in der sie über die Straftaten des vergangenen Jahres berichten.Foto: Ulrike Müller
Jedes Jahr geben die Polizeiinspektionen eine Statistik heraus, in der sie über die Straftaten des vergangenen Jahres berichten.Foto: Ulrike Müller
Aufteilung der Delikte im Landkreis Bad Kissingen. Grafik: Ellen Mützel
Aufteilung der Delikte im Landkreis Bad Kissingen. Grafik: Ellen Mützel
 

Wie viele Diebstähle gab es im Landkreis, wie hoch ist die Rauschgiftkriminalität, wie schaut es mit Körperverletzung, Häuslicher Gewalt, Betrug und weiteren Bereichen aus? Welche Fälle fielen auf? Auf all das geben die Kriminalstatistiken der Polizeiinspektionen von Bad Kissingen, Hammelburg und Bad Brückenau eine Antwort.

Diebstähle und Einbrüche

Es gibt einfache und schwere Diebstahlsdelikte, letztere gehen mit Ein- und Aufbrüchen einher. In Hammelburg stieg die Zahl der Diebstähle leicht von 129 auf 142 Fälle. Kaum Veränderung gab es bei den miteinberechneten Wohnungseinbrüchen: Nach drei Einbrüchen im Jahr 2019, war es 2020 einer. Auch in Bad Brückenau veränderte sich die Anzahl der Wohnungseinbrüche von fünf auf sechs im Jahr 2020 kaum. Die Gesamtzahl der Diebstähle sank von 134 auf 119. In Bad Kissingen stieg die Zahl der Wohnungseinbrüche - trotz Lockdown - von sechs auf 15 Fälle. Trotzdem sind diese in der Region relativ selten. Der Bereich der schweren Diebstähle insgesamt stieg um 35,6 Prozent auf 122. Dies entspricht etwa dem Niveau von 2018 (130). Die Zahl der einfachen Diebstähle blieb gleich.

Rauschgiftdelikte

Die Zahl der Rauschgiftfälle stieg in allen drei Polizeiinspektionen. In Hammelburg verdoppelte sich die Zahl von 55 auf 98 fast. In Bad Brückenau stieg die Zahl sogar von 43 auf 143 Delikte an. In Bad Kissingen stiegen die Fälle um 23 Prozent auf 173 Fälle. Etwa die Hälfte davon waren der immer weiter steigende Besitz von Cannabisprodukten. Die Steigerungen im Landkreis haben den Hintergrund, dass es sich bei Rauschgift um ein "Aufgriffsdelikt" handelt, bei dem die Zahl der Fälle auch von den Aktivitäten der Polizei abhängt. Im vergangenen Jahr haben die BeamtInnen durch nachhaltige Kontrollen den Bereich der Drogenkriminalität verstärkt im Auge behalten. Zudem führt das Aufgreifen eines "größeren" Dealers oft zu einer Art Schneeballeffekt, bei dem viele weitere Personen ermittelt werden.

Rohheitsdelikte

Unter Rohheitsdelikten versteht man Raub, Nötigung oder die verschiedenen Arten der Körperverletzungen. In Hammelburg verdoppelte sich die Anzahl dieser Deliktgruppe fast. Sie stieg von 95 auf 168. Dies entstamme fast ausschließlich aus dem Bereich des sozialen Nahraumes, inklusive angespannter Nachbarschaftsbeziehungen. Diese Streitigkeiten und Auseinandersetzungen hätten mitunter auch pandemiebedingte Gründe gehabt. In Bad Brückenau sank die Anzahl der Rohheitsdelikte leicht von 150 auf 131 Fälle. In Bad Kissingen sank die Zahl hingegen um 4,9 Prozent auf 329 Fälle. Zwei Drittel davon sind einfache Körperverletzung. Der Rückgang wird darauf zurückgeführt, dass keine Veranstaltungen stattfinden.

Häusliche Gewalt

Um die Vorfälle Häuslicher Gewalt kümmern sich SchwerpunktsachbearbeiterInnen. Dabei geht es um psychische und physische Gewalt durch (Ex-) PartnerInnen. Die TäterInnen sind oft männlich, die Opfer oft weiblich. Es handelt sich meist um Körperverletzungen. In Hammelburg stiegen die Zahlen in den vergangen Jahren von 50 auf 69 auf nun 95 Fälle. In Bad Brückenau gab es 29 Fälle von Gewalt zwischen Ehe- oder Lebenspartnern, die Tendenz zeigt jedoch eine Abnahme der Fallzahlen. In Bad Kissingen wurden im Jahr 2020 149 Delikte zur Anzeige gebracht (Verlauf seit 2017: 103, 154, 117). Insgesamt wurden 41 Personen als Wiederholungstäter eingestuft.

Sexuelle Straftaten

Sexualdelikte bestehen zu einem Großteil aus sexuellem Missbrauch - auch an Kindern - und sexueller Vergewaltigung. In Hammelburg stieg die Zahl von 8 im Jahr 2019 auf 21 Fälle im Jahr 2020 an, eine Erhöhung um 162 Prozent. In Bad Brückenau veränderte sich die Zahl mit 18 Fällen kaum. In Bad Kissingen stieg die Zahl der Fälle von 37 auf 54.

Gewalt gegen Polizei

Im ganzen Landkreis gab es 52 Fälle körperlicher oder verbaler Angriffe auf PolizistInnen. Ein Großteil sind Beleidigungen, Körperverletzungen und Bedrohungen. Die meisten TäterInnen standen unter Alkohol- oder Drogeneinfluss. Zu schweren Verletzungen kam es nicht, jedoch waren manche Beamte kurzzeitig dienstunfähig.

Betrug und Fälschung

Im Raum Hammelburg verdoppelte sich die Zahl der Vermögens- und Betrugsfälle auf 92 Fälle. Von darin enthaltenen 30 Callcenter-Betrugsfällen waren acht erfolgreich: Die TäterInnen erbeuteten insgesamt rund 25 000 Euro. Ein Tatverdächtiger aus dem Raum Oberthulba war alleine im Jahr 2020 für insgesamt 14 Betrugsdelikte über das Internet verantwortlich. Die Geschädigten stammen aus dem gesamten Bundesgebiet. Zusätzlich zu den gesamt 791 Straftaten bearbeiteten die BeamtInnen im Jahr 2020 etwa 130 Verfahren, die Bürger des Dienstbereichs anzeigten, der Tatort allerdings nicht geklärt wurde. Hier handelt es sich fast ausschließlich um Betrugs- und Fälschungsdelikte im Netz.

In Bad Brückenau gab es 50 Betrugsfälle im Jahr 2020. Hinzu kommen 31 Delikte, vorwiegend Betrügereien, die wegen unbekannten Tatortes vom Wohnort des Opfers her mitgezählt werden. In Bad Kissingen ist die Zahl der Vermögens- und Fälschungsdelikte um 11 Prozent auf 237 Fälle gestiegen. Davon sind 39 Fälle im Internet begangen worden. Es gab einen starken Rückgang in der Computerkriminalität auf 25 Fälle. Gerade im Bereich der Computerbetrügereien, die über das Internet begangen werden, können Täter Innen nur schwer zur Verantwortung gezogen werden, insbesondere wenn sie aus dem Ausland agieren.

Wegen der hohen Fallzahlen im Bereich des Callcenterbetrugs hat das Polizeipräsidium Unterfranken die Präventionskampagne "Leg auf!" ins Leben gerufen. Ziel dieser Kampagne ist es, insbesondere ältere Menschen und deren Angehörigen über die Phänomene wie "Enkeltrickbetrug" und "Falsche Polizeibeamte" zu informieren, zu sensibilisieren und Verhaltenstipps zu geben. Präventions- und Aufklärungsarbeit ist aber auch generell bei der Nutzung des Internets nötig. Im Internet gibt es nichts zu verschenken.

Herausstechende Fälle im Jahr 2020

Versuchtes Tötungsdelikt: In Münnerstadt stach eine 35-Jährige am Abend des 15. September mit einem Messer auf den Ex-Freund ihrer Tochter ein. Die Frau wurde noch in der Nähe des Tatorts festgenommen und sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Die Kripo Schweinfurt übernahm weitere Ermittlungen. Es besteht der Verdacht des versuchten Totschlags.

Versuchtes Tötungsdelikt: Am 1. Februar 2020 gegen 22 Uhr versuchte ein damals 31-Jähriger im Bereich der Volkershausener Straße in Maßbach, mit seinem Pkw zwei Jugendliche anzufahren. Einen der beiden Männer traf er dabei mit der Front seines Fahrzeugs und schleuderte diesen zu Boden. Der zweite konnte sich mit einem Sprung zur Seite in Sicherheit bringen. Es kam zu keinen schweren Verletzungen. Der Täter sitzt derzeit auch wegen anderer Straftaten seine Haftstrafe ab.

Jugendtrainer unter Missbrauchsverdacht:

Seit Anfang 2020 führte die Kripo Schweinfurt Ermittlungen gegen einen Jugendtrainer eines örtlichen Sportvereines. Der Tatverdächtige hatte mehrere Jungen im Alter von 11 bis 15 Jahren dazu gebracht, ihm Nacktbilder zu senden.

Bei einer Wohnungsdurchsuchung stellten BeamtInnen umfangreiches Beweismaterial sicher. Die Kripo bildete eine Ermittlungskommission (EKO). Der Täter wurde mittlerweile zu einer mehrjährigen Haftstrafe unter anderem wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern und Vergewaltigung verurteilt. Er verbüßt derzeit seine Haftstrafe.

Lesen Sie hier den Hauptartikel mit Einschätzungen der Polizeichefs.