Stiller Hilferuf der Taxis

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Jedes Taxi hat ihn: einen Notfallknopf. Im Fall von Isabell Metz befindet der sich auf der linken Seite, unterhalb des Blinkers. Drückt sie den Knopf, beginnt das Taxischild auf dem Dach zu blinken. Foto: Anja Greiner
Jedes Taxi hat ihn: einen Notfallknopf. Im Fall von Isabell Metz befindet der sich auf der linken Seite, unterhalb des Blinkers. Drückt sie den Knopf, beginnt das Taxischild auf dem Dach zu blinken. Foto: Anja Greiner

Wer an einem Taxi den sogenannten "Stillen Alarm" bemerkt, sollte die Polizei informieren. Das Problem: Kaum einer weiß, dass es so einen Alarm überhaupt gibt.

"Mit dem Fuß?" - "Ja klar mit dem Fuß, es soll ja keiner mitbekommen - das ist ja Sinn und Zweck eines Stillen Alarms." Wenn Willi Bartl, Taxifahrer in Bad Kissingen, also im Fußraum seines Taxis den stillen Alarm auslöst, weil beispielsweise ein Fahrgast ihn bedroht, beginnt das Dachzeichen an seinem Wagen zu blinken.
Drückt er ein zweites Mal auf den Notknopf, ertönt ein Hupsignal und die Scheinwerfer beginnen zu blinken.
Dann wird aus dem Stillen Alarm ein lautstarker Hilferuf.
Es gibt noch eine zweite Möglichkeit, wie ein Notfall im Taxi nach außen angezeigt werden kann - dann blinkt nicht das gesamte Dachzeichen, sondern links und rechst neben dem Taxi-Schriftzug leuchten drei rote LED-Lämpchen.


Notruf bei Rotlicht

Bei Taxifahrern die an eine Zentrale angeschlossen sind, wird die Alarmmeldung meist dorthin weitergegeben. Wer keine Zentrale im Rücken hat, der kann hoffen, dass Passanten oder Kollegen das Signal erkennen und die Polizei informieren. Bei einem Notruf anzugeben sind: Das Nummernschild, die Fahrtrichtung und gegebenenfalls die Anzahl der im Taxi befindlichen Personen. Jedes Taxi, sagt Bartl, ist ab Werk mit einem solchen Knopf ausgestattet.
Der Alarm ist gesetzlich vorgeschrieben, in Paragraf 25 der Verordnung über den Betrieb von Kraftfahrunternehmen im Personenverkehr (BOKraft). Neben der Pflicht des Alarms an sich ist auch vorgeschrieben, wie dieser Alarm auszusehen hat: "Die Alarmanlage muss die Hupe zum Tönen in Intervallen und die Scheinwerfer sowie die hinteren Fahrtrichtungsanzeiger zum Blinken bringen." Der Alarm muss vom Fahrersitz ausgelöst werden und kann meist nur durch einen versteckten Schalter im Motor- oder Kofferraum ausgeschaltet werden.


Kaum Ärger mit Fahrgästen

Nun ist Bad Kissingen nicht Berlin-Kreuzberg und wenn nicht gerade Rakoczy-Fest ist oder zumindest Wochenende, dann ist der durchschnittliche Fahrgast doch in einem Alter, das einen Angriff eher unwahrscheinlich macht. Die meisten, sagt Willi Bartl, sind um die 70 Jahre alt. Gehstock statt Gewehr also. Weder er noch jemand aus seinem Team, sagt Bartl, habe bisher von dem Notfallknopf Gebrauch machen müssen.
Isabell Metz, vom Taxiunternehmen Metz aus Bad Bocklet, fährt seit einem Dreivierteljahr im familieneigenen Betrieb und über den Alarmknopf, sagt sie, habe sie sich bislang noch gar keine Gedanken gemacht. "Wenn man sich den Altersdurchschnitt hier anschaut, dann muss man sich nicht unbedingt Sorgen machen."
Anders als bei Bartl befindet sich ihr Notfallknopf auf der linken Seite des Lenkrads, unterhalb des Blinkers. Wirklich sicherer fühle sie sich mit so einem Alarm allerdings auch nicht. "Es kommt halt darauf an, wo man ist, wenn der Alarm losgeht." Mitten im Nirgendwo bringt auch der lauteste Hupton nichts.
Auch Bartl ist skeptisch, er sagt: "Wenn man außerhalb der Ortschaft ein Problem hat, dann hat man eben ein Problem mit dem Problem." Bei der Polizei in Bad Kissingen ist man derweil froh, noch recht wenig von solchen Alarmsignalen gehört zu haben. Polizeichef Stefan Haschke muss ein wenig überlegen, dann fällt ihm doch noch ein Fall ein, bei dem ein solcher Alarm nötig gewesen wäre.


Fahrgast mit einem Messer

Ein Fall, der sich am 12. September, um 22.25 Uhr in Oberthulba zugetragen hatte. Alfons Hausmann, Chef der zuständigen Polizeiinspektion in Hammelburg, schildert es so: Ein Würzburger Taxifahrer hatte seinen 53-jährigen Fahrgast von Würzburg in Richtung Hammelburg fahren wollen. Bei Oberthulba zog der 53-Jährige plötzlich ein Messer, bedrohte den Taxifahrer damit, stieg schließlich aus und lief davon. Der Taxifahrer wurde nicht verletzt, der Täter einige Tage später gefasst und in eine Nervenklinik eingewiesen.
Das sei aber auch das einzige, was ihm in den letzten Jahren untergekommen ist, sagt Hausmann. Vielleicht liegt es daran, sagt er noch, dass die Taxifahrer selbst mehr auf ihre Sicherheit achten, oder die Alarmsysteme schneller geworden sind.


Ohne Taxis keine Verbrechen

Vielleicht, was nun Hammelburg speziell betrifft, liegt das Ausbleiben der Straftaten auch schlicht an der fehlenden Möglichkeit, diese zu begehen: "Eigene Taxiunternehmen haben wir in Hammelburg schon länger keine mehr - wenn dann kommen die Taxis aus Bad Kissingen", sagt Hausmann.
Eine Straftat in Zusammenhang mit Taxifahrern gibt es dann doch noch in Bad Kissingen. Gelegentlich, sagt Haschke, komme es vor, dass ein Kunde seine Rechnung nicht bezahle.