Einst war sie ein prächtiges Wahrzeichen des Staatsbades Brückenau: die König-Ludwig-I.-Eiche. Seit Jahren siecht sie vor sich hin. Eine Rettung des Naturdenkmals scheint ausgeschlossen. Trotzdem könnte der Baum weiterleben.
Einmal pro Jahr besucht Rainer Gerber die König-Ludwig-I.-Eiche im Staatsbad Brückenau, meist im Frühjahr. "Aus privatem Interesse", wie der Baumgutachter aus Haßfurt sagt. Vor sieben Jahren untersuchte der Experte das rund 550 Jahre alte Naturdenkmal eingehend. "Es geht immer mehr dem Ende entgegen", sagt er heute. Doch es besteht Hoffnung: Die alte Eiche könnte weiterleben, wenn auch anders, als man denkt.
Dass es der Königseiche schlecht geht, kann selbst der Laie erkennen. Trug sie noch 2012, zur Zeit des Gutachtens, eine halbwegs dichte Krone, bildete der Baum dieses Jahr nur noch hangseitig Blätter aus. Der Rest, inklusive des Stammes und der mächtigen Äste zum Parkplatz hin, wirkt wie tot. Und ist es laut Rainer Gerber weitgehend auch.
Als Hauptauslöser für das langsame Sterben der Eiche nennt der Experte den Jahrhundertsommer 2013. Der Baum habe damals sehr unter der extremen Hitze und Trockenheit gelitten, viel zu wenig Wasser zur Verfügung gehabt. In seinem Gutachten schrieb Gerber vom "Grundwasser des nahen Sinntales oder unterirdischem Hangzugwasser", das versiegt sei.
Zwar würden Eichen lange Wurzeln ausbilden, die bis in tiefliegende, wasserführende Schichten reichen - aber eben nur in der Jugend. Das Wurzelsystem der Königseiche greift laut Gerber "nur zwei bis drei Meter tief". Dazu stehe der Baum erhöht auf einer Art Plateau - was die Situation noch noch verschärfe.
Normalerweise zieht ein Baum sich mit Unterdruck über die Wurzeln Wasser aus dem Boden. Mit den immer weniger werdenden Blättern verringere sich auch dieser sogenannte "kapilare Sog" immer mehr. Was wieder dazu führt, dass noch weniger Bereiche des Baumes versorgt werden können und diese absterben.
Die beiden heißen Sommer 2018 und 2019 verschärften die Krise des Baumes noch, sagt Gerber. Dazu kommen holzzersetzende Pilze, wie Schwefelporling und Ochsenzunge, die dem geschwächten Gewächs weiter zusetzten. Beobachtungen, die Robert Hildmann, Gärtnerischer Leiter der Staatlichen Kurverwaltung im Staatsbad, bestätigen kann. 2003 habe der radikale Verfall der König-Ludwig-I.-Eiche begonnen, gleichwohl sie sie 2007 noch gut ausgesehen habe und komplett grün gewesen sei. In den vergangenen Jahren wurden die schweren Äste des Baumes abgestützt. An seinem Zustand änderte das genauso wenig wie die großzügige Belüftung und Düngung des Bodens vor zwei Jahren.
Muss die König-Ludwig-I.-Eiche also bald gefällt werden? Rainer Gerber hält das noch nicht für nötig. Zum einen steht der Baum nicht direkt an der Straße. Sollte ein maroder Ast herunterfallen, könne er keinen Schaden anrichten. Auch deshalb, weil das Naturdenkmal seit geraumer Zeit eingehegt ist. "Durch den Zaun kommen keine Besucher darunter."