Staatsbad Bad Brückenau: Die König-Ludwig-I.-Eiche stirbt

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Vor sich hinsiechendes Naturdenkmal: die König-Ludwig-I.-Eiche im Staatsbad Brückenau. Steffen Standke
Vor sich hinsiechendes Naturdenkmal: die König-Ludwig-I.-Eiche im Staatsbad Brückenau. Steffen Standke

Einst war sie ein prächtiges Wahrzeichen des Staatsbades Brückenau: die König-Ludwig-I.-Eiche. Seit Jahren siecht sie vor sich hin. Eine Rettung des Naturdenkmals scheint ausgeschlossen. Trotzdem könnte der Baum weiterleben.

Einmal pro Jahr besucht Rainer Gerber die König-Ludwig-I.-Eiche im Staatsbad Brückenau, meist im Frühjahr. "Aus privatem Interesse", wie der Baumgutachter aus Haßfurt sagt. Vor sieben Jahren untersuchte der Experte das rund 550 Jahre alte Naturdenkmal eingehend. "Es geht immer mehr dem Ende entgegen", sagt er heute. Doch es besteht Hoffnung: Die alte Eiche könnte weiterleben, wenn auch anders, als man denkt.

Dass es der Königseiche schlecht geht, kann selbst der Laie erkennen. Trug sie noch 2012, zur Zeit des Gutachtens, eine halbwegs dichte Krone, bildete der Baum dieses Jahr nur noch hangseitig Blätter aus. Der Rest, inklusive des Stammes und der mächtigen Äste zum Parkplatz hin, wirkt wie tot. Und ist es laut Rainer Gerber weitgehend auch.

Als Hauptauslöser für das langsame Sterben der Eiche nennt der Experte den Jahrhundertsommer 2013. Der Baum habe damals sehr unter der extremen Hitze und Trockenheit gelitten, viel zu wenig Wasser zur Verfügung gehabt. In seinem Gutachten schrieb Gerber vom "Grundwasser des nahen Sinntales oder unterirdischem Hangzugwasser", das versiegt sei.

Zwar würden Eichen lange Wurzeln ausbilden, die bis in tiefliegende, wasserführende Schichten reichen - aber eben nur in der Jugend. Das Wurzelsystem der Königseiche greift laut Gerber "nur zwei bis drei Meter tief". Dazu stehe der Baum erhöht auf einer Art Plateau - was die Situation noch noch verschärfe.

Normalerweise zieht ein Baum sich mit Unterdruck über die Wurzeln Wasser aus dem Boden. Mit den immer weniger werdenden Blättern verringere sich auch dieser sogenannte "kapilare Sog" immer mehr. Was wieder dazu führt, dass noch weniger Bereiche des Baumes versorgt werden können und diese absterben.

Die beiden heißen Sommer 2018 und 2019 verschärften die Krise des Baumes noch, sagt Gerber. Dazu kommen holzzersetzende Pilze, wie Schwefelporling und Ochsenzunge, die dem geschwächten Gewächs weiter zusetzten. Beobachtungen, die Robert Hildmann, Gärtnerischer Leiter der Staatlichen Kurverwaltung im Staatsbad, bestätigen kann. 2003 habe der radikale Verfall der König-Ludwig-I.-Eiche begonnen, gleichwohl sie sie 2007 noch gut ausgesehen habe und komplett grün gewesen sei. In den vergangenen Jahren wurden die schweren Äste des Baumes abgestützt. An seinem Zustand änderte das genauso wenig wie die großzügige Belüftung und Düngung des Bodens vor zwei Jahren.

Muss die König-Ludwig-I.-Eiche also bald gefällt werden? Rainer Gerber hält das noch nicht für nötig. Zum einen steht der Baum nicht direkt an der Straße. Sollte ein maroder Ast herunterfallen, könne er keinen Schaden anrichten. Auch deshalb, weil das Naturdenkmal seit geraumer Zeit eingehegt ist. "Durch den Zaun kommen keine Besucher darunter."

Zum anderen bezeichnet Gerber den abgestorbenen Teil des Baumes als "ökologisch sehr wertvoll". Ein idealer Lebensraum für Spechte und Käfer. "Die Spechte fressen Larven und die Käfer tun sich an den Pilzen gütlich, die die Eiche befallen haben. "Solche alten Bäume gibt es ja kaum mehr."

Als Naturdenkmal untersteht die Königseiche der Unteren Naturschutzbehörde, die beim Landratsamt angesiedelt ist. Von dort heißt es: "Die Untere Naturschutzbehörde und die Gartenbaufachberatung haben die Eiche weiter im Blick; es findet dieses Jahr nochmal eine Begehung statt.

Außergewöhnlich ist das nicht, betrachtet man die weiteren Auskünfte des Landratsamtes. "Wird ein Baum zum Naturdenkmal ernannt, geht die Versicherungspflicht an den Landkreis über. Fortan werden die Naturdenkmäler zweimal im Jahr kontrolliert, einmal im belaubten, einmal im unbelaubten Zustand." Eine Fällung dieses Naturdenkmales im Staatsbad Brückenau sei momentan nicht beabsichtigt. "Es wird aber nochmal überprüft, ob eventuell Maßnahmen zur Sicherung unternommen werden müssen."

Egal, wann die König-Ludwig-I.-Eiche ihr Leben endgültig aushaucht: Sowohl Hildmann als auch Gerber berichten von jungen Sprösslingen aus Eicheln des Naturdenkmals, die in der Nähe ausgeschlagen haben. "Sie weisen die gleiche Genetik auf wie ihr Vorgänger", sagt Rainer Gerber; "man könnte zu ihnen also auch König-Ludwig-I.-Eiche sagen."

Die Untere Naturschutzbehörde listet für den Landkreis Bad Kissingen 80 Naturdenkmäler auf, die meisten Eichen, Buchen und Linden, aber auch Eschen und Ahorn. Naturdenkmäler sind laut Bayerischem Naturschutzgesetz "Einzelschöpfungen der Natur, deren Erhaltung wegen ihrer hervorragenden Schönheit, Seltenheit oder Eigenart oder ihrer ökologischen, wissenschaftlichen, geschichtlichen, volks- oder heimatkundlichen Bedeutung im öffentlichen Interesse liegt". Unter ihnen sind die Tausendjährige Eiche in Reith (wohl nur 250 bis 300 Jahre alt) und die Bildeiche in Albertshausen (350 bis 400 Jahre alt), an der eine Figur des Erzengels Michael prangt. Ein anderes Beispiel ist die Eiche in Dittlofsroda, deren Erhalt trotz Blitzeinschlasg mittels baumpflegerischer Maßnahmen gelungen ist. Auch die Linde am Kloster Altstadt in Hammelburg konnten durch intensive Baumpflege erhalten werden. Nach Bauarbeiten war ihre Vitalität stark zurückgegangen.