Nach einem 0:2-Rückstand gewinnen die Kissinger Wölfe in Bad Aibling nach Penaltyschießen.
EHC Bad Aibling - EC Kissinger Wölfe 3:4 n.P. (2:0, 0:2, 1:1, 0:1).Ein Kanadier ist hart im Nehmen. Chad Evans, der den Anschlusstreffer zum 1:2 geschossen hatte (27.), bekam durch eine unglückliche Aktion des Gegners dessen Schläger auf die Lippe. "Ob absichtlich oder nicht, kann ich nicht sagen, ich habe es nicht genau gesehen", erklärte Mikhail Nemirovsky. "Der Gegner hat auf jeden Fall eine Zwei-Minuten-Strafe bekommen, anders als bei einer ähnlichen Situation mit Eugen Nold im zweiten Drittel, der auch einen Schläger auf die Nase bekommen hat." Jedenfalls musste Nemo nach fast 800 Kilometern Hin- und Rückfahrt um halb vier Uhr morgens mit Evans nach Schweinfurt ins Krankenhaus. Bis fünf Uhr war die Lippe genäht. Auf die Frage, ob Evans am Sonntag gegen Amberg spielen würde, antwortete sein Trainer: "Selbstverständlich. Er ist Kanadier."
Die Kissinger Wölfe, die die lange Auswärtsfahrt ohne Martin Oertel und Roman Nikitin (beide berufsbedingt) angetreten hatten, waren "vielleicht vom Kopf her noch nicht hundert Prozent bereit" für das Spiel. So versuchte Nemirovsky den frühen 0:2-Rückstand im ersten Drittel zu erklären. "Die zwei Tore waren Geschenke von uns", so Nemirovsky, "wir waren die bessere Mannschaft." Beim ersten Treffer von Sebastian Glaß (7.) verteidigten die Kissinger Wölfe unglücklich, niemand stand eng genug am Gegner. Das zweite Gegentor durch Thomas Neumaier folgte auf einen Konter der Wölfe (16.), was Nemo durchaus anerkannte: "Respekt vor Bad Aiblings Arbeit, die kämpfen um jeden Puck. Auch wenn wir besser waren, muss man gegen solch eine Mannschaft alles bringen." Obwohl Kissingens Trainer dafür bekannt ist, nach jedem Gegentor sauer zu sein, blieben die Wölfe cool und erarbeiteten sich im zweiten Drittel mehr Chancen als die "Aibdogs", was sich bezahlt machte: Evans nach einem Pass von Nemo zum 2:1, Viktor Ledin mit dem Ausgleich zum 2:2 (29.), der mustergültig vom brandneuen 20-jährigen litauischen Neuzugang Donatas Vitte bedient wurde.
Mit der vom Trainer geforderten höheren Risikobereitschaft gingen die Wölfe ins letzte Drittel. Und nach dem 3:2 durch Christian Masel (50.), der von Eugen Nold und wieder Vitte bedient wurde, sah es auch so aus, als wären die drei Punkte für die Kissinger im Sack. Doch sie hatten die Rechnung ohne Johannes Seidl gemacht, der in der 54. Minute zum 3:3 traf und seine Bad Aiblinger damit ins Penalty-Schießen rettete. Dort zeichnete sich vor allem der andere Litauer, Torwart Donatas Zukovas, aus, der Stefan Rohms Penalty hielt. Eugen Nold und Christian Masel versenkten ihre, und weil Bad Aiblings Sebastian Stuffler einen weiteren Penalty verschoss, war auch Nemos verschossener Strafstoß unbedeutend. "Zwei Punkte sind besser als keiner", sagte zwar Nemirovsky, aber Wölfe-Vorsitzender Michael Rosin empfand das anders: "Das war ein verschenkter Punkt, denn wir waren klar die bessere Mannschaft mit einer mangelhaften Chancenauswertung." Nemo widersprach dem etwas: "Wenn man nach einer langen Fahrt mit 0:2 zurückliegt, ist es immer schwierig, zurückzukommen." Doch er gab auch zu: "Bei solchen Spielen brauchen wir dreckige Tore, wir müssen mehr Druck am gegnerischen Tor machen."
Während Mike Heindls Wechsel zu den "Falken" nach Haßfurt nun offiziell durch ist, war Donatas Vitte am vergangenen Mittwoch ins Training bei den Wölfen eingestiegen und hatte seinen Spielerpass auch schon dabei. Der Kontakt zum Litauer kam über Chad Evans, die beiden kennen sich aus Herford, wo sie zuletzt zusammen gespielt hatten. Neben dem finnischen Duo wirbelt jetzt auch ein litauisches Duo durch die Eishalle in der Oskar-von-Miller-Straße. Mit zwei Torbeteiligungen gegen die "Aibdogs" war es bereits ein gelungener Einstand für Vitte.