Warum Reichenbacher Spieler singen mussten und Wollbacher Kicker mindestens das Seepferdchen brauchen.
Trainingslager sind Rituale, die keineswegs nur Profi-Vereine pflegen, um gezielt an Fitness oder Taktik zu arbeiten und den Teamgeist zu fördern. Na klar, der Spaß darf bei solchen Ausflügen nicht zu kurz kommen bei Amateur-Kickern. Aber dass der sportliche Anspruch die Basis ist, unterstreicht unsere kleine Umfrage. Vereine wie der SV Obererthal oder die SG Reiterswiesen hatten sich für einen Trainingstag oder ein Trainingswochenende in heimischer Umgebung entschieden. Oder bauten kreative Elemente wie Aqua-Fitness in den Trainingsplan mit ein, wie dies beim BSC Lauter der Fall ist. Den TSV Münnerstadt und den FC Großwenkheim hatte es in die Rhön gezogen, aber auch ins Ausland ging es für einen Teil der Landkreis-Vereine.
Der Torwart trifft
"Der Kunstrasenplatz dort ist überragend", begründet Abteilungsleiter Jonas Schäfer, warum sich 21 Spieler des FC Reichenbach zum zweiten Mal für ein Trainingslager im tschechischen Cheb entschieden hatte. Über drei Tage, mit vier Einheiten sowie einem Testspiel gegen den FK Cheb, das mit 4:3 gewonnen wurde. Unter den Torschützen war mit Eric Ress sogar der Keeper, der sich dank Reserve-Torwart im Feld ausprobieren durfte. Da das Trainingslager noch unter Ex-Trainer Marcel Klug geplant und der neue Trainer Sven Ludsteck anderweitig beschäftigt war, hatten Jonas Schäfer und Johannes Katzenberger die Oberaufsicht. Zur großen Gaudi beim Drumherum gehörte, dass die Neuzugänge vor versammelter Mannschaft ein Lied singen mussten. "Das ist nämlich Tradition bei uns", sagt Jonas Schäfer.
Ganz auf künstlichen Untergrund setzte auch der FC Westheim. Wie in den vergangenen Jahren ging es nach Erlangen-Eltersdorf in eine Soccer-Halle, um witterungsunabhängig trainieren zu können. "Das machen wir, seitdem Oliver Scholz bei uns Trainer war. Wir buchen über eine Agentur immer die selbe Halle mit verschieden großen Spielfeldern und das selbe Hotel", sagt Abteilungsleiter Maximilian Schaub. Mit 21 Spielern ging es ins Mittelfränkische, wo an zwei Tagen vier Einheiten auf dem Programm standen, Kraftzirkel inklusive. "Freitag nach dem Einchecken wurde trainiert, am Samstag dreimal. Der Abend gehörte dem Teambuilding und am Sonntagfrüh ging es wieder zurück", berichtet Schaub.
Ein Hauch von Luxus
"Nachdem wir das vergangene Jahr in einer Jugendberge verbracht hatten, sollte es in diesem Jahr etwas luxuriöser zugehen", sagt mit Alexander Schott der Trainer des FC Rottershausen. Die Unterkunft im thüringischen Teistungen war schließlich ein Viersterne-Hotel inklusive Sauna und Wellnessbereich. Vielleicht ja auch eine Belohnung für die tolle Hinrunde des Aufsteigers in der Kreisliga Rhön. "Die Organisation lag in den Händen des Mannschaftsrates, in welcher sich besonders Johannes Kanz sehr stark einbrachte", sagt der FC-Trainer. Neben einem Kunstrasen bot das Hotel ein vielfältiges Sport- und Freizeitangebot. Bei Fremdsportarten, wie Football oder Gymnastikballfußball wurden koordinative Ziele verfolgt oder auch einfach nur mit Spaß gekickt. "Das Trainingslager stand unter dem vollumfassenden Thema der Mannschaftstaktik, denn nur selten ist es einem Trainer im Amateurbereich möglich, 25 Spieler für drei Tage am Stück zu fordern und zu fördern", sagt Schott.
Weil die Jugendherberge in Marburg saniert wird, ging es für die Fußballer des SV Riedenberg diesmal in den Spessart. Gewohnt und gegessen wurde in der Jugendherberge in Lohr, trainiert beim TuS Frammersbach mit seinem sehr guten Kunstrasenplatz. "Leider waren wir nach sechs kurzfristigen Absagen nur zwölf Spieler, dazu kamen Trainer Michael Leiber, Co-Trainer Dominik Fröhlich, Torwarttrainer Stefan Dorn, Mannschaftsbetreuer Manfred Fröhlich und Abteilungsleiter Mario Rüttiger. Am Tag eins standen eine Taktikbesprechung sowie ein Testspiel gegen Frammersbach auf dem Programm. Der Samstag und der Sonntag begannen sportlich mit einem Guten-Morgen-Lauf um 7 Uhr. Weitere Taktikbesprechungen und Trainingseinheiten rundeten ein gelungenes Wochenende ab. "Einen großen Dank an Jochen Mill von der TuS Frammersbach für die super Organisation vor Ort", so Mario Rüttiger.
Der Rheinländer kennt sich aus
"Wir sind zum Trainieren da. Und wir wollen mental gestärkt die Heimreise antreten", sagt Michael Jahns. Dass der Spaß nicht zu kurz kommen wird, hat der Trainer des TSV Wollbach freilich ebenfalls auf der Agenda. Nach Köln geht es an diesem Wochenende für die 25 Kicker des Kreisklassisten, und damit in die Heimat des Trainers, der bei seinen Einheiten auf Abwechslung setzt. "Am Freitag haben wir ein erstes Training in einer Indoor-Halle. Danach geht es zum Essen - und auf die Piste", sagt der TSV-Coach, der sich für den Samstag ein ganz besonderes Schmankerl überlegt hat. Rudern steht auf dem Programm, und das drei Stunden lang, ehe nach einer Erholungszeit wieder Hallentraining angesagt ist. Am Sonntagmorgen hat Jahns bei einem Ex-Verein einen - wie in Köln üblichen - Ascheplatz angemietet, ehe das Trainingslager endet mit einem Brunch im Geißbockheim, der Vereinsgaststätte des 1. FC Köln, von dem Jahns ein großer Fan ist.
Noch ein paar Kilometer weiter nehmen die Fußballer des SV Aura in Kauf, und das sehr gerne. "Wir wollten nicht in die unmittelbare Region, wo jeder daheim auf Toilette gehen kann", sagt Christof Sauer, der sich im Internet schlau gemacht hatte und auf den tschechischen Ort Susice gestoßen war. "Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist genial. Und die Trainingsmöglichkeiten, drinnen wie draußen, sind bombastisch", sagt der Trainer des Kreisklassisten. Gleich 29 Personen machten sich am Donnerstag in Privat-PKW und Kleinbus auf den etwa 400 Kilometer langen Weg. Noch am Abend stand die erste Einheit auf dem Programm.