Sebastian Heinlein: der Coach, der Eisen bindet

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Sebastian Heinlein. Foto: privat
Sebastian Heinlein. Foto: privat

Warum der 33-Jährige keine Langeweile kennt und der FC Untererthal auf der Trainerbank auf Arbeitsteilung setzt.

Fußballer, Trainer, Häuslebauer. Nein, langweilig ist Sebastian Heinlein aktuell nie. Der 33-Jährige lebt mit seiner Verlobten (noch) in Langendorf und arbeitet in Schweinfurt als Elektroniker in der Großindustrie. Hört sich sehr bodenständig an, allerdings ist der Spielertrainer des FC Untererthal auch gerne auf Achse: Beim Reisen, Ski und Fahrrad fahren oder Wandern - wenn es denn die Zeit mal zulässt.

Wer hat Sie angespielt?

Sebastian Heinlein: Mein ehemaliger Trainer Dominik Schönhöfer. Leider haben sich unsere sportlichen Wege nur eine Saison bei der DJK Schwebenried/ Schwemmelsbach gekreuzt. Dom hat in jeder Einheit immer alles von uns verlangt und ich musste feststellen, dass man auch mit 30 noch nicht am Ende seiner fußballerischen Entwicklung ist.

Wie sieht Ihr Laufweg aus?

Das Fußballspielen habe ich beim FC Westheim gelernt, wo ich bis 2012 aktiv war. 2008 sind wir Meister in der A-Klasse und 2011 in der Kreisklasse geworden, und zwar nach einem Entscheidungsspiel inklusive Elfmeterschießen in Fuchsstadt gegen den FC Hammelburg vor fast 2000 Zuschauern. 2012 wagte ich den Sprung über die Saale zum FC Fuchsstadt und hatte dort bis 2016 eine erfolgreiche Zeit. Das Kapitel endete mit der erfolgreichen Landesliga-Aufstiegsrelegation gegen Euerbach und Feuchtwangen. 2016 wollte ich was Neues probieren und es verschlug mich bis 2019 zur DJK Schwebenried/Schwemmelsbach. Seit 2019 bin ich beim FC Untererthal, mit dem ich als Spielertrainer die "Corona"- Meisterschaft feiern konnte.

Ihr Co-Trainer war zunächst Stefan Thoma, jetzt ist es Michael Hammer. Wie kam es zu dieser Änderung und wie schaut die Arbeitsteilung aus?

Seit der Saison 2021/22 bin ich nur noch der "Co", weil ich mit Hausbau eingespannt bin. Stefan Thoma musste im Laufe der Vorbereitung leider aus privaten Gründen kürzertreten. Mit Michael Hammer hatten wir zum Glück schnell eine gute interne Lösung. Michael ist der Chef und ich der Co. Wir tauschen uns unter dem Tag aus und besprechen die Einheiten, Spiele, Aufstellung usw. Ich schaffe es im Moment nicht regelmäßig ins Training, so liegt die Trainingsgestaltung klar bei Michael.

Lernen Sie beim Bau Ihres Eigenheims in Sachen Organisation und Teamwork noch einmal dazu?

Hausbau ist eine intensive Lebensphase und fordert natürlich sehr viel Zeit. Da ist man beruhigt, wenn man ein gut funktionierendes Trainerteam hat. Wochenenden und Spieltage sind aktuell immer mit Stress verbunden. Gut, dass Michael Hammer und Stefan "Max" Gerlach von der 2. Mannschaft sehr engagiert und mit Leidenschaft dabei sind.

Was war bislang die größte Herausforderung beim Hausbau?

Eisen binden...

Wurden Sie von Ihren Spielern schon genötigt, einen besonders großen Party-Raum einzuplanen?

Bisher noch nicht. Am besten lässt es sich sowieso in der Kabine nach einem Heimsieg feiern.

Sie haben in Fuchsstadt und Schwebenried in der Landesliga gespielt. Spüren Sie daher Druck, es besonders gut machen zu müssen?

Als Spielertrainer sollte man vorangehen und mit Leistung überzeugen. Natürlich gibt es auch Tage, an denen nicht immer alles funktioniert. Die Vorbildfunktion auf und neben dem Feld gehört zum Trainerwesen einfach dazu.

Der FC Untererthal gehört zu den Vereinen, die kaum Abgänge zu verzeichnen haben. Was macht die Viktoria besser als andere Vereine?

Jeder Verein hat seine Besonderheiten und Tradition. Die Viktoria ist ein lebender Verein, bei dem man sich einfach wohlfühlt. Zwei selbstständige Mannschaften und viele Fans sprechen für sich.

Was ist drin in dieser Saison?

Als Aufsteiger ist der Klassenerhalt das klare Ziel. Gerade nach der langen Corona-Pause und nur drei Pflichtspielen im Jahr 2020, muss man erstmal in der Liga ankommen und aus Rückschlägen schnell lernen.

Bemerkenswert auch, wie gut die Reserve in der B-Klasse dasteht. Was ist das Erfolgsgeheimnis der zweiten Garde?

Die "Zweite" zeigt sich sehr fleißig im Training und hat gegenüber anderen Reserven eine gute Kadergröße.

In Ihrem Facebook-Profil steht als Heimatort San Sebastian, Pais Vasco, Spain. Was hat es damit auf sich?

Meine Facebook-Anmeldung liegt schon ein paar Tage zurück. Ich war damals für zwei Wochen in einem Surf-Camp in Südfrankreich. Nach einem Tagesausflug nach San Sebastian habe ich mich auf der Heimreise bei Facebook angemeldet, um mit den Urlaubs-Bekanntschaften Kontakt zu halten.

Überhaupt scheinen Sie öfters von Fernweh heimgesucht zu werden. Ein Urlaubs-Tipp für unsere Leserinnen und Leser?

Meine bisherigen Lieblingsstädte sind Sidney, San Francisco und Barcelona. Am meisten beeindruckt war ich vom Yosemite-Nationalpark im Westen der USA und vom Hochland in Sri Lanka.

Und der nächste Urlaub ist auf Balkonien?

Ja, mit einer Salch-Patrone in der Hand und dem Rhöner Fußballpodcast "Du Holz" auf den Ohren.

An wen spielen Sie weiter?

An Tim Herterich. Wir haben unseren Trainerschein an der Sportschule Oberhaching zusammen absolviert und uns in den drei Wochen ein Zimmer geteilt. Tim lebt den Fußball 24/7 und weiß über das aktuelle Geschehen im Lokalsport bestens Bescheid. Aktuell hat er mit meinem ehemaligen Mitspieler Harald Bayer das Kommando beim SV Ramsthal. Ihr Meistertipp in der Lokalpresse war sehr mutig...