Nemirovsky und Co. starten mit einem Überraschungssieg gegen Landsberg in die Aufstiegsrunde.
Kissinger Wölfe - HC Landsberg 6:3 (4:2, 0:1, 2:0).
Kritische Analysen gehören zur DNA des Mikhail Nemirovsky. Lobhudeleien sind nicht das Ding des 44-Jährigen. So, als wäre Selbstzufriedenheit schon ein erster Schritt zurück. Also hielt sich der Spielertrainer der Kissinger Wölfe mal wieder mit Komplimenten zurück, sprach lieber das an, was verbesserungswürdig ist. Wie das ineffektive Überzahlspiel. Das alles aber mit entspanntem Unterton. Denn schlecht reden ließ sich die Leistung seiner Mannschaft wahrlich nicht mit diesem perfekten Start in die Aufstiegsrunde. "Das erste Drittel war eines der besten in dieser Saison", sagte Wölfe-Boss Michael Rosin in der Pressekonferenz, und hatte natürlich Recht angesichts beeindruckender Startphase.
Sachen von Sekunden
58 Sekunden waren gespielt, als Verteidiger Simon Eirenschmalz die Führung erzielte. Ein krasser Abwehrfehler ermöglichte Thomas Fischer den Ausgleich (15.), doch nur 26 Sekunden später netzte Anton Zimmer für die Kissinger ein, ehe 41 Sekunden später Christian Masel nach einem Puck-Klau mit Schmackes zum 3:1 traf. Die 400 Fans im Wolfsbau waren kurz vor der Ekstase, während Gästetrainer Randy Neal im Tor fortan auf Christoph Schedlbauer setzte, für den Markus Kring weichen musste. "Das war teilweise Chaos bei uns. Wir haben uns einige geistige Aussetzer erlaubt, die zu Gegentoren geführt haben", sagte der HC-Trainer, dessen Leidensfähigkeit weiter auf die Probe gestellt wurde mit dem 4:1 durch Kapitän Eugen Nold (20.), der nach langer Verletzungspause ein starkes Comeback gab, bei seinem Treffer freilich von der grandiosen Vorarbeit von Kristers Freibergs profitierte. Der nächste "Bock" ermöglichte den Gästen kurz vor der ersten Pausensirene den zweiten Treffer durch Fabio Carciola, der nach seiner Trainer-Demission in Königsbrunn kurzerhand von den Riverkings verpflichtet worden war. Am ehemaligen DEL-Spieler hatten übrigens auch die Kurstädter Interesse gezeigt, die laut Rosin ihre Fühler weiter ausstrecken hinsichtlich potentieller Neuzugänge. Erst zum 31. Januar schließt das Transferfenster. Durch die Rückkehr verletzter Spieler, mit Ausnahme von Adrian Persch und Verteidiger Jona Schneider, konnten die Kissinger Wölfe endlich mal wieder drei Sturmreihen aufbieten, was sich überaus positiv bemerkbar machte.
Geärgert und gefreut
"Dank der Kräfteersparnis können die Stürmer besser nach hinten arbeiten", sagte Simon Eirenschmalz, der selbst einen famosen Abend erlebte als zweifacher Torschütze. Im Mitteldrittel durften sich die Unterfranken zunächst ordentlich ärgern, weil drei Überzahlspiele ebenso ungenutzt blieben wie die Hochkaräter von Nemirovsky, Masel, Nold und Marc Hemmerich, stattdessen die Lechstädter erneut kurz vor Drittelende trafen, diesmal durch Michael Fischer (40.). Umso wichtiger geriet das 5:3 durch den noch von einem Landsberger Schläger abgefälschten Eirenschmalz-Schuss (49.). Das Sahnehäubchen war das Empty-Net-Goal von Anton Zimmer (60.), der zwischendurch eine 10-Minuten-Strafe absitzen musste nach einer verbalen Entgleisung dem Schiedsrichter gegenüber.
"Im letzten Drittel haben wir clever gespielt und dumme Fehler vermieden. Mit so einer Leistung können wir oben mitspielen. Das Spiel war jedenfalls jeden Euro wert", sagte Rosin. Hinsichtlich der zwei freien Plätze in der Oberliga gibt es andere Kandidaten, aber mit dem Greifen nach den Sternen hat Mikhail Nemirovsky überhaupt kein Problem. "Natürlich wollen wir hoch, wenn die Möglichkeit da ist. Das muss unser Ziel sein, sonst können wir gleich zu Hause bleiben. Was dann käme, ist Sache der Vorstandschaft und der Sponsoren. Bad Kissingen ist doch eine reiche Stadt." Auch der ungebrochene Ehrgeiz gehört zur DNA des Mikhail Nemirvosky.