In Premich haben spätestens jetzt die Frauen die Hosen an

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Sandra Wohlfahrt (rotes Sweatshirt) fährt einmal in der Woche nach der Arbeit in die Rhön zum Fußballspielen. Dort gibt es für Damen eine neue Mannschaft, eine Spielerinnengemeinschaft der DJK Premich und Waldberg. Hier trainiert die 26-Jährige auf dem Hartplatz in Premich. Foto: Kathrin Kupka-Hahn
Sandra Wohlfahrt (rotes Sweatshirt) fährt einmal in der Woche nach der Arbeit in die Rhön zum Fußballspielen. Dort gibt es für Damen eine neue Mannschaft, eine Spielerinnengemeinschaft der DJK Premich und Waldberg. Hier trainiert die 26-Jährige auf dem Hartplatz in Premich. Foto: Kathrin Kupka-Hahn
 

Die DJK hat ein Projekt Damen-Fußball- Team gestartet. 25 junge Frauen sind dabei und trainieren mit Begeisterung.

Im Markt Burkardroth gibt es etliche erfolgreiche Fußballmannschaften. Zum Beispiel den TSV Wollbach, den BSC Lauter oder die DJK Oehrberg. In diesen Vereinen ist der Fußball bislang ausschließlich Männersache. Neu ist: In Premich treten nun auch Frauen ans runde Leder.
Ungewöhnliche Töne sind seit einigen Wochen am Sportplatz in Premich zu hören, Gekichere und schrille, spitze Schreie. Sie stammen von etwa 25 jungen Frauen, die seit einiger Zeit hier trainieren. Fußball versteht sich. Die meisten haben wenig Ahnung von dem Sport, aber so richtig Bock darauf. Entsprechend geht es auf dem Platz zur Sache. Eine von den fußballbegeisterten Damen ist Sandra Wohlfahrt. Die 26-Jährige arbeitet als Assistentin der Geschäftsleitung im "Hotel Kunzmann" in Bad Bocklet. "Sport zu treiben, ist mein Ausgleich. Ich brauche die Bewegung", sagt sie, noch etwas außer Atem von der letzten Trainingseinheit.
Es galt, den Ball beim Vorwärts- und Rückwärtslaufen zur Trainingspartnerin zu passen.

Doch nach Büroschluss alleine in ein Fitnessstudio zu rennen, ist nicht ihr Ding. "Mit einer Mannschaft zu trainieren und dazuzugehören, das ist schon etwas Anderes, einfach schön", sagt Sandra Wohlfahrt. Einmal pro Woche fährt sie deshalb nach der Arbeit nicht direkt nach Hause, nach Bad Kissingen, sondern nimmt einen Umweg über Premich. Hier tauscht die junge Frau Kostüm und Pumps gegen Sporthose, Sweatshirt und Fußballschuhe. "Die habe ich mir extra gekauft."

Wie man richtig Fußball spielt, wusste Sanda Wohlfahrt bisher nicht. Dank des regelmäßigen Trainings hat sie sich in den vergangenen Wochen schon ansehnliche Ballfertigkeiten aneignen können. Am Samstag wird sie diese erstmals unter Beweis stellen: Auf dem Waldberger Sportplatz bestreiten die Mädels der neuen Premicher Damenfußballmannschaft um 18 Uhr ihr erstes Spiel. "Wir fangen erst mal in der Freizeitliga an, damit sie ohne großen Druck spielen und Erfahrungen sammeln können", sagt Udo Loibersbeck, der Vorsitzende der DJK und Initiator des Projektes. Jedoch sei die Kreisliga das erklärte Ziel.

Bis dahin ist es aber noch ein langer Weg, dessen ist sich der Vorstand bewusst. "Schließlich sind viele Damen Neuanfänger zwischen 14 und 28 Jahren", sagt er. Doch im Moment überwiegt Loiberbecks Freude darüber, dass das neue sportliche Angebot so gut angenommen wird. Die Idee, eine Damenmannschaft zu gründen, hatte er schon eine Weile. "Schließlich gibt es im Markt Burkardroth so etwas noch nicht." Jedoch hat es etwas gedauert, Trainer, Spielerinnen und Unterstützer zu organisieren. Schützenhilfe kam schließlich aus Waldberg. Bei der dortigen DJK gibt es seit sechs Jahren eine Damenfußballmannschaft, jedoch sind dieser in der letzten Zeit die Spielerinnen ausgegangen. Schnell wurde den Verantwortlichen klar, gemeinsam einen Neuanfang zu starten. Ein Aufruf blieb nicht ungehört und prompt fanden sich genügend Mitstreiter und Spielerinnen.

"Es sind etwa je ein Dutzend aus Premich und Waldberg sowie zwei aus Bad Kissingen", erklärt Julian Schäfer, der gemeinsam mit dem Waldberger Nico Klamann das Training der Frauenmannschaft übernommen hat. Begonnen haben die beiden mit ihren rund 25 Spielerinnen zu Jahresbeginn zunächst in der Schulturnhalle, seit März wird im Freien trainiert. Abwechselnd auf den Sportplätzen in Waldberg und Premich.
"Die Mädels haben sich schon prima entwickelt. Es ist kein Vergleich zu dem, wie wir in der Halle angefangen haben", erzählt der Coach nicht ohne Stolz. Sich als Trainer beim örtlichen Fußballverein zu engagieren, hat er noch nicht bereut. "Die Mädchen sind einfacher, sie meckern weniger. Sie sind ungeheuer engagiert und sich für keine Übung zu schade", lobt er sein junges Team. Für den 25-Jährigen ist es die erste Trainerstation. Er selbst hat viele Jahre als Jugendlicher bei der DJK Premich Fußball gespielt, fühlt sich mit dem Verein verbunden.

Als die Entscheidung für das Ehrenamt anstand, musste Schäfer nicht lange überlegen, war sofort von dem Vorhaben überzeugt. "Schließlich gibt es viele Mädchen in Premich. Auch ich habe eine zweijährige Tochter, vielleicht will sie ja mal Fußball spielen", fügt er hinzu. Dann hat er aber keine Zeit mehr zum Plaudern, sondern bereitet die nächste Trainingseinheit vor.

Ein Spiel ist angesagt. Ohne Tore. Stattdessen sollen die Mädels versuchen, den Ball fünf Mal zu einer Mitspielerin zu passen. Leicht ist das nicht, doch die Fußballerinnen sind mit Feuereifer dabei. Wie Sandra Wohlfahrt, auch wenn ihr die Ballannahme noch nicht so gut gelingt wie beispielsweise der jungen Eileen. Die 16-Jährige Premicherin spielt schon seit der U-7 Fußball. Da es vor Ort keine Jugendmannschaften gab, spielte sie in Langenleiten und Waldberg mit, zuletzt bei der dortigen Damenmannschaft.
Umso größer ist ihre Freude nun, dass es mit dieser weitergeht, und das eine oder andere Training direkt vor der Haustür stattfindet. "Ich könnte nicht ohne Fußball sein", gibt sie ehrlich zu. Und damit die Mannschaft über genügend Spielerinnen verfügt, hat sie auch gleich ein paar Freundinnen zum Mitmachen motiviert, Antonia und Julia. "Wir wollten in unserer Freizeit eh etwas Sportliches machen", sagen die beiden, und sich entschlossen, in der neuen Fußballmannschaft mitzumachen.


Die Mischung macht's

Sportvereinsvorsitzender Udo Loibersbeck ist zuversichtlich, dass sich daraus eine richtig gute Truppe entwickeln wird. "Zudem hat das Ganze noch einen sozialen Aspekt", sagt er. Schließlich tue es gut, wenn sich verstärkt Damen ins Vereinsleben einbringen. "Die Mischung macht's", ist er überzeugt. Und an die neuen Töne auf dem Sportplatz, wie etwa Gekicher und schrille, spitze Schreie, gewöhne man sich schnell.