Gerne wären die Spielerinnen von KissChess an diesem Wochenende zum Bundesliga-Spiel beim SC Bad Königshofen angetreten. Aber der Zwist mit dem Deutschen Schachbund ist längst nicht vom Tisch.
"Es ist schon einigermaßen Wallung. Das geht einem auch persönlich nahe", sagt Harald Bittner. Es sind keine einfachen Tage für den Vorsitzenden von KissChess Bad Kissingen. Also jenem Verein, der mit einem tollen Durchmarsch in die Frauen-Bundesliga aufstieg - und womöglich bald gänzlich von der Bildfläche verschwindet.
In dieser Saison hat der junge Verein aus der Kurstadt noch kein Spiel bestritten, wird auch an diesem Wochenende keine Spielerinnen an die Bretter schicken. Was doppelt schade ist, denn einer der Gegner wäre der gastgebende SC Bad Königshofen gewesen. Der amtierende Deutsche Meister ist ein sportlicher Konkurrent, dem man allerdings freundschaftlich sehr verbunden ist.
Gerne hätten die Bad Kissinger die Grabfelder für diese Saison als sogenannten Reisepartner für die Auswärtsspiele gehabt, was sich aufgrund der regionalen Nähe natürlich angeboten hätte.
Der Verein hat auch eine Fürsorgepflicht
Synergie-Effekte hätten sich auch aus dem Umstand ergeben, dass beide Vereine osteuropäische Spielerinnen in ihren Reihen haben, die ebenfalls gemeinsam hätten anreisen können.
Wieder hatte der Zeit-Faktor eine Absage von Bad Kissinger Seite unumgänglich gemacht. Am ersten Spieltag hatte das Schiedsgericht erst zwei Tage vor dem Spieltag seine Entscheidung getroffen, einer von Bad Kissinger Seite beantragten Spielverlegung aufgrund der Pandemie und dem damit einhergehenden Risiko für die Spielerinnen nicht zuzustimmen.
"Wir haben unseren Spielerinnen gegenüber eine Fürsorgepflicht. Außerdem hätten einige unserer Akteure aus Osteuropa gar nicht spielen dürfen. Der Vorschlag, unser Team mit Spielerinnen aus der zweiten Mannschaft aufzufüllen, war für uns nicht akzeptabel", sagt Bittner. Beide angesetzten Partien gingen so mit einer 0:X-Wertung verloren. Die Strafe über 800 Euro für das Nichtantreten wollen die Bad Kissinger nicht bezahlen. "Dazu kommen zweimal 150 Euro für die Anhörung des Schiedsgerichts. Das ist alles viel Geld für einen jungen Verein, der auf Sponsorensuche ist", so Bittner, der auch Vorsitzender im unterfränkischen Schachverband ist.
Reine Amateure
Die Spielerinnen von KissChess sind lupenreine Amateure, die lediglich ein Fahrtgeld bekommen. Aber um auf Bundesliga-Niveau bestehen zu können, braucht es eine gezielte Vorbereitung auf die Gegnerinnen, um die sich KissChess jetzt ein zweites Mal gebracht sieht.