Was erwarten Sie sich von den Olympischen Spielen 2020 in Tokio? Es werden nur 80 Karatekas teilnehmen können, und das in verschiedenen Gewichtsklassen. Aber Karate wird in 200 Ländern gelehrt. Ich hoffe, dass sich irgendwann die Champions eines jeden Landes bei den Olympischen Spielen treffen und mit einem einheitlichen Regelwerk ihre Besten ermitteln.
Kampfsport ist auch populär durch Filmhelden wie Jackie Chan, Bruce Lee oder die Karate-Kid-Filme. Wie stehen Sie solchen Filmen gegenüber? Diese Streifen finde ich großartig, gerade nach Bruce-Lee-Filmen haben sich die Leute für Martial Arts interessiert, waren motiviert und haben unsere Schulen gefüllt. Danach waren zum Beispiel die Nunchakus (zwei gleich lange Holzstücke, die mit einer Kette oder mit einer Schnur verbunden sind; Anm. d. Red.) immer gleich ausverkauft. Kinofilme sind immer eine Fiktion, die man nicht zu ernst nehmen darf. Aber ihre Helden sind immer auch Martial-Arts-Kämpfer, die jeden Tag hart trainieren und ihre Übungen immer wiederholen müssen. Und das unterstützt die Motivation unserer Schüler. Dass es in unseren Schulen aber nicht ums Prügeln geht, wird den Leuten sehr schnell klar.
Haben Sie selbst einen Kampfsport-Lieblingsfilm? Ich mag historische japanische Filme über die Samurai-Zeit.
Sie sind von Beruf Karate-Lehrer. Was lernen die Schüler bei Ihnen? Karate ist nicht nur Technik oder Kampf. Es ist das Entwickeln der eigenen Persönlichkeit. Das Lernen, wie ich zu einem stärkeren und besseren Menschen werde. Die besten Schüler sind die, die einen Charakter entwickeln, den sie ohne Karate nicht erlangt hätten. Hier spielt der gegenseitige Respekt eine große Rolle. Wir kämpfen, aber wir passen auch alle auf uns auf.
Kiyohide Shinjo (Jahrgang 1951) ist Träger des 9. Dan und ein neunfacher All-Okinawa Kata- und Kumite-Champion und ein Meister des Uechi Ryu Karate. "Okinawas Superman", so sein Spitzname, ist seit vielen Jahren der höchste Vertreter des Uechi-Ryu KEN-YU-KAI-Karate-Verbandes. Ein enger Kontakt aller Schulen zu den Meistern auf Okinawa stellt sicher, dass der Stil originalgetreu von den Lehrern an die Schüler weitergegeben wird.
Uechi-Ryu bezeichnet eine Stilrichtung in der okinawanischen Kampfkunst Karate-Do. Der Unterschied zu anderen Karatestilen liegt im relativ engen, aufrechten Stand, Techniken mit der offenen Hand, den Knöcheln, den Zehenspitzen und der Abhärtung des gesamten Körpers. Uechi-Ryu ist jedoch nicht nur körperliches Training. Die geistigen Aspekte, die sich hinter dem Wort "Do" (der Weg) verbergen, spielen beim Training eine ebenso große Rolle.