Ein Derby mit unerwarteten Toren und einigen Absurditäten

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Konnte diesmal kaum offensive Akzente setzen: Bad Kissingens Jan Krettek (am Ball). Weil Nicolas Weber (rechts) und seine Nebenleute exzellent verteidigten, ging der Derbysieg verdient an den TSV Münnerstadt. Foto: Hopf
Konnte diesmal kaum offensive Akzente setzen: Bad Kissingens Jan Krettek (am Ball). Weil Nicolas Weber (rechts) und seine Nebenleute exzellent verteidigten, ging der Derbysieg verdient an den TSV Münnerstadt. Foto: Hopf

Eigentlich hatte der FC 06 Bad Kissingen alle Trümpfe in der Hand gehalten. Aber als es darauf ankam, war von den Kurstädtern nichts mehr zu sehen. Von einem Husarenstück der Lauerstädter.

FC 06 Bad Kissingen - TSV Münnerstadt 0:3 (0:1). Tore: 0:1 Lukas Katzenberger (45.+2), 0:2, 0:3 Sebastian Schubert (48., 56.). Rot: Janik Markert (18., Münnerstadt), Christian Heilmann (71., Bad Kissingen).

Als die Sonne längst wieder über dem Sportpark schien, da tanzten und sangen die Münnerstädter im Kreis. Soeben hatten die Lauerstädter ein denkwürdiges Derby für sich entschieden. Ebenso überraschend wie verdient. Überraschend, weil die Elf von Goran Mikolaj stark ersatzgeschwächt im Sportpark antrat; und dann früh in Unterzahl geriet, weil der Unparteiische Marc Treubert das Einsteigen von Janik Markert an Alexander Brakk als grob unsportlich bewertete. Eine harte Entscheidung, die das Spiel komplett verändern sollte - in eine unerwartete Richtung.

Bis dato waren die Kurstädter die tonangebende Mannschaft gewesen mit guten Gelegenheiten für Luis Hüfner und Jan Krettek, als TSV-Keeper Patrick Balling beherzt zupackte. In Überzahl stieg die Ballbesitz-Quote der Bad Kissinger noch einmal. Luis Hüfner traf das Außennetz, Julian Hüfner aus der Distanz die Latte, und als sich Balling nach einer Ecke vergebens nach dem Leder streckte, war kein 06er zur Stelle. Dass der Unparteiische nach der Aktion gegen Brakk nicht auf Strafstoß entschied, war zusätzliches Pech für die Saalestädter. Dass die Heimelf Sekunden vor dem Pausenpfiff urplötzlich sogar zurück lag, muss 06-Keeper Felix Friedlein angekreidet werden, der den hart, aber unplatziert getretenen Freistoßball von TSV-Kapitän Lukas Katzenberger durch die Hosenträger rutschen ließ.

Einstellung und Mentalität

"Grundsätzlich wollten wir vorne schon für Druck sorgen, aber wenn du so früh in Unterzahl bist, geht es nur noch um Einstellung und Mentalität. Und da waren die Jungs überragend. Das Glück bei den Toren haben wir uns daher verdient. Die Kissinger hatten mehr den Ball, wir aber die besseren Chancen", sagte später Münnerstadts verletzter Co-Trainer Simon Snaschel. Beim 0:2 kurz nach Wiederanpfiff durch "Not-Stürmer" Sebastian Schubert halfen jedenfalls auch die äußeren Umstände, denn im Graupel-Sturm bekam Friedlein das Leder erneut nicht unter Kontrolle. Komplett von der Rolle war die Defensive der 06er beim dritten Gegentreffer, den der TSV-Keeper mit einem weiten Abschlag einleitete, wieder war der junge Schubert der Chef-Veredler nach seinem Sololauf von der Mittellinie. Das Debakel der Kernstädter, die das Hinspiel mit 2:0 gewonnen hatten, hätte noch krasser ausfallen können. Mit seinem missglückten Heber aus 35 Metern nach einem zu kurzen Friedlein-Abstoß verpasste Sebastian Schubert einen Hattrick, zweimal blieb Lukas Katzenberger ohne Fortune bei seinen Vorstößen.

Stoisch-entsetzt verfolgte Daniel May den Vortrag seiner Elf, die offensiv nur noch einen Kopfball von Innenverteidiger Florin Popa anzubieten hatte, aber auch ihren Kapitän verlor: Das Nachtreten von Christian Heilmann gegen Tobias Kröckel konnte nur mit "Rot" geahndet werden. "In der Halbzeit hatten wir uns eigentlich vorgenommen, mit mehr Leidenschaft zu spielen. Davor fehlte unserem Passspiel die Präzision und Geschwindigkeit. Nach dem zweiten Gegentreffer war es schwer zurückzukommen. Allerdings muss man auch klar sagen, dass wir im Spiel ohne Ball zu wenig laufen", bilanzierte Kissingens Co-Trainer Christian Laus.

Während die Münnerstädter am Karsamstag die DJK Altbessingen empfangen, wartet auf die 06er ein knallhartes Auswärts-Programm. Bereits am Mittwoch geht es zum TSV Ettleben-Werneck, am Samstag zum SV-DJK Oberschwarzach und am Ostermontag zum TSV Bergrheinfeld.

FC 06: Friedlein - Heimerl (60. Geipel), Heilmann, Popa, Halbig - J. Hüfner, Schmitt, L. Hüfner, Bäßler, Brakk (60. Salzmann) - Krettek.

Münnerstadt: Balling - Müller, Weber, Köhler, Lu. Katzenberger - Sperlich, J. Markert, Kröckel, Schubert (90. Warthemann) - Back (46. Lo. Katzenberger), Quinones (86. Härter).

FC Thulba - TSV Ettleben 1:4 (1:2). Tore: 1:0 Tobias Huppmann (18.), 1:1, 1:2 Marcel Faulhaber (26., 35.), 1:3 Simon Michel (63.), 1:4 Tim Rottmann (89.). Rot: Rene Leurer (45., Thulba). Bes. Vorkommnis: Andreas Kohlhepp (Thulba) pariert Foulelfmeter von Marcel Faulhaber (35.).

"Das wird eine schweres Spiel für uns", unkte FC-Abteilungsleiter Christoph Adrio schon im Vorfeld, seine Befürchtung sollte sich bewahrheiten. Denn die gefürchtete Offensivpower der Gäste überforderte letztlich die Frankonen, die allerdings den Kontrahenten zu seinen Treffern vor der Pause auch einluden. Dieser hatte nach einer Viertelstunde die Führung auf dem Fuß, doch einen Schuss von Simon Michel kratzte Thulbas Sebastian Gah gerade noch von der Torlinie. Mehr Erfolg hatte beim ersten Angriff der Heimelf Tobias Huppmann, der das Leder aus 22 Meter unhaltbar in den Winkel setzte. Doch die Freude über die Führung währte nur kurz, denn als Florian Heim und Rene Leurer den Ball nicht entscheidend aus der Gefahrenzone herausbugsieren konnten, traf Marcel Faulhaber zum Ausgleich.

Als dann Schiedsrichter Christian Wolf (Langenleiten) auf den Punkt deutete, scheiterte Faulhaber zunächst am FC-Goalie, um mit seinem erfolgreichen Nachschuss doch jubeln zu dürfen. Die Entscheidung zugunsten der Gäste leitete im Prinzip Rene Leurer mit dem Pausenpfiff ein, der nach einem überharten Einsteigen den roten Karton sah. In Unterzahl war an eine Aufholjagd nur schwer zu denken, zumal mit Florian Heim ein Leistungsträger wegen muskulärer Probleme vom Feld genommen werden musste. Die TSVler dominierten den zweiten Durchgang mit flüssigen Kombinationen, visierten durch Manuel Faulhaber den Pfosten an (48.) und erzielten noch zwei schon herausgespielte Tore. "Wir müssen das Spiel einfach abhaken, wir haben nun mit Rödelmaier und Bergrheinfeld zwei aus unserer Sicht schlagbare Gegner vor der Brust, wobei die drohenden Ausfälle in der Deckung die Aufgaben erschweren werden", räumte der Informant ein.sbp

Thulba: Kohlhepp - S. Gah, Leurer, Fl. Heim (46. M. Gah), Reuß (76. Knüttel) - Betz, Muth, D. Büchner, Glykos (46. Meindl) - L. Heim (73. M. Büchner) Huppmann.