An der Sinn reifen die Titelträume

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Verbindet Wucht und Abschluss-Qualität: Tom Schumm vom FC Bad Brückenau (rechts). Foto: Anand Anders
Verbindet Wucht und Abschluss-Qualität: Tom Schumm vom FC Bad Brückenau (rechts). Foto: Anand Anders

Das Duell der Schwergewichte geht an den FC Bad Brückenau. In den kniffligen Phasen machen Simon Dietrich und Tom Schumm den Unterschied.

FC Bad Brückenau - TSV Mellrichstadt 26:21 (13:10).
Mit dem Sieg im Spitzenspiel der Bezirksliga Nord vor 150 Zuschauern im Römershager Sportzentrum wahrten die Sinnstädter ihre blütenreine Weste. Der bis dato ebenfalls verlustpunktfreie Gast kassierte dagegen seine erste Niederlage, die nach aller Auffassung auch verdient war. "Wir haben aus dem Rückraum zu wenig Durchschlagskraft entwickelt", so der enttäuschte Mellrichstädter Coach Ditmar Piechulek, der allerdings seinen Goalgetter Robert Schmitt in Schutz nehmen wollte, weil sich dieser am Vortag noch einer Zahn-OP unterziehen musste und mit schmerzstillenden Mittel auflief.
Schmidt wie auch die anderen Beteiligten dieser Begegnung, nimmt man einmal die Torhüter aus, vermochten über die gesamte Spielzeit hinweg nicht ihre Nervosität abzulegen, und die Statistik zeigt auf, woran es haperte. Die Kurstädter leisteten sich dreizehn Fehlwürfe und scheiterten zusätzlich bei dreizehn Würfen an den TSV-Keepern, wobei Christian Hartmann in der ersten und Thomas Bieber in der zweiten Halbzeit den TSV-Kasten hütete. Vierzehn technische Fehler sprechen zwar auch für keine Meisterleistung, waren aber wesentlich weniger als die 24 Fang-, Pass- und Schrittfehler der Gäste. Diese scheiterten zusätzlich am starken FC-Goalie Peter Feuerstein in neun Fällen, der zudem zwei Siebenmeter abwehrte. Dabei begann die faire Partie (6 - 4 Minuten) aus Sicht der Mannen von der Streu ordentlich, denn sie setzten ihre ersten drei Würfe in die Maschen und lagen nach drei Minuten nach einem Doppelpack ihres treffsichersten Akteurs, Linksaußen Valentin Bruns, mit 3:1 in Front. Dann schlichen sich erste Ungereimtheiten ins Spiel der TSVler ein: Einen 2:4-Rückstand (6.) verwandelten die Hausherren in eine 6:4-Führung (12.).


Vom hohen Tempo überfordert

Doch jetzt riss für Minuten auch der Faden bei den Schützlingen von Oliver Hilbert-Probeck, binnen zwei Minuten lagen sie wieder mit 6:7 zurück. Die Begegnung verlief danach ausgeglichen, wobei beide Teams ein hohes Tempo anschlugen - was sie in vielen Fällen überforderte. Als Robert Schmidt per Siebenmeter in der 22. Minute den Ausgleich zum 9:9 schaffte, läutete er eine mehrminütige Torflaute seiner Farben bis zum Seitenwechsel ein. Von nun an netzten ausschließlich die Einheimischen ein, die jeden Fehlwürfe und sonstige Kalamitäten beim Gast gnadenlos ausnutzten und auf 13:9 enteilten. In Überzahl gelang Marco Ernst Sekunden vor dem Kabinengang noch das 13:10, aber der Drei-Tore-Vorsprung sollte sich als gutes Polster für die FCler erweisen. "Bis jetzt war es noch nicht das erwartete Spitzenspiel", so Hallensprecher Dirk Stumpe und FC-Fan Marco Reinisch sagte mit Kennerblick: "Die Akteure können es sicher besser, man merkt ihrem Spiel die große Bedeutung an, was für viele nervöse Aktionen sorgt."


Giftige Tempogegenstöße

Den besseren Start in den zweiten Durchgang verzeichneten wieder die Gäste, die durch Bruns, der später auf die halblinke Position rutschte, und durch Johannes Will den Anschlusstreffer zum 13:12 schafften. Doch die Sinnstädter reagierten postwendend. Der gerade nach der Pause sehr auffällige halbrechte Tom Schumm wie auch ihr torgefährlichster Spieler, Simon Dietrich, stellten zügig den alten Drei-Tore-Abstand wieder her. Dietrich, der vor der Deckungsreihe als Speerspitze agierte, profitierte bei einigen Treffern von Paraden seines Torhüters, der ihn dann auf die Reise schickte. Diese Tempogegenstöße waren Gift für die Gäste, die in solchen Situationen kein geordnetes Rückzugsverhalten zeigten.

Im Prinzip war die Begegnung in der 41. Minute entschieden, denn da netzte Schumm zum 20:14 ein, was dem Kontrahenten einen sichtlichen Knacks versetzte. Dieser agierte nun in der Offensive zu ungeduldig, besser postierte Mitspieler, besonders die Außen, wurden so gut wie nicht mehr ins Spiel eingebunden. "Da sind wir völlig von unser taktischen Linie abgekommen", haderte Coach Piechulek, der mit Schrecken zusehen musste, dass der Gegner in der 54. Minute auf 24:17 enteilt war. Da nutzte auch die Ansprache in der Auszeit nichts mehr, die Niederlage war besiegelt. Dass sein Team nur einen Fünf-Tore-Vorsprung ins Ziel brachte, wurmte nach dem Abpfiff den FC-Trainer, "denn der direkte Vergleich könnte durchaus über die Meisterschaft entscheiden".
Darauf hofft natürlich auch sein TSV-Kollege, für den es aber erst einmal gilt, seine Spieler wieder moralisch aufzupäppeln. "Bad Brückenau war die bessere Mannschaft, gegenüber der letzten Saison hat sie sich in allen Belangen verbessert", lobte Mellrichstadts Routinier Thomas Bieber, "wir hätten nur eine Chance gehabt, wenn wir uns nicht so viele Eigenfehler geleistet hätten."
Tore für Bad Brückenau: Simon Dietrich (11/1), Tom Schumm (5/1), Simon Weiner (4), Ralf Müller 2, Michael Müller (1), Stefan Bott (1), Christian Karl (1), Alexander Bauer (1).