Berufsbedingte Abgänge und Verletzungen reduzierten den Spielerkader erheblich, sodass die Frage anstand, wie es weitergehen sollte. Nachdem der SV Albertshausen mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hatte, trat man in der Saison 2018/19 erstmals als Spielgemeinschaft in der Bezirksliga an. Sportlich konnte sich das neue Team gut behaupten mit einem beachtlichen Platz im Mittelfeld.
Schnell zusammengewachsen
Die Nüdlinger Abteilungsleiterinnen Rebecca Erhard und Brigitte Gruteser sind voll des Lobes für ihre Kolleginnen aus Albertshausen. "Nach einer anfänglichen Eingewöhnungsphase sind wir schnell zu einer Gemeinschaft geworden. Das Zusammenspiel und das Miteinander läuft jetzt richtig super", so Rebecca Erhard. Brigitte Gruteser fügt ergänzend hinzu: "Für junge Mädchen ist Fußballspielen eine tolle Abwechslung, um vom Schulalltag oder Beruf abzuschalten, den Kopf frei zu bekommen und neue Freundinnen kennenzulernen."
Seit 2014 ist Benny Mast der Trainer der Nüdlinger Fußballerinnen, die inzwischen in einer Spielgemeinschaft mit Albertshausen in der Bezirksliga spielen. Rund um das 20-jährige Bestehen der Frauenfußball-Abteilung führten wir dieses Interview.
Herr Mast, Sie trainieren seit fünf Jahren die Damenmannschaft und waren vorher selbst als Fußballer aktiv. Welche Erfahrungen haben Sie als Trainer gesammelt?
Benny Mast: Das Engagement der Spielerinnen ist durchweg sehr hoch. Egal bei welchem Wetter, die Mädels sind da. Das Leistungsgefälle zwischen den einzelnen Spielerinnen ist jedoch sehr groß. Was daran liegt, dass viele erst mit 16 Jahren und älter mit dem Fußballspielen in einer Mannschaft beginnen. Andere, die schon einige Jahre in Knabenmannschaften gespielt haben, müssen erst einmal pausieren, um für die Damenmannschaft spielberechtigt zu sein. Es ist deshalb eine besondere Herausforderung, trotz unterschiedlicher Fähigkeiten der Spielerinnen für alle ein attraktives Training anzubieten.
Hört sich so an, als ob die Probleme aus der Zeit der "Wilden Liga" doch nicht gelöst wurden.
Ja, das stimmt im Wesentlichen. In der Damenmannschaft darf man frühestens mit 16 Jahren spielen. Vorher müssen die Mädchen mit den Jungs kicken, es sei denn, es gibt reine weibliche Jugendmannschaften. Im ländlichen Bereich ist dies geradezu illusorisch. Die bestehenden Regelungen des BFV werden der Lebenswirklichkeit bei uns nicht gerecht. Mädchen wollen häufig bereits mit zwölf Jahren nicht mehr mit Jungs zusammen in einer Mannschaft spielen. Sie hören dann auf und wenden sich anderen Sportarten zu. Vier Jahre warten zu müssen, um in der Damenmannschaft Fußball spielen zu dürfen, ist eine zu lange Zeit.
Was wäre die Lösung?
Grundsätzlich sollten Mädchen mit 14 Jahren für Damenmannschaften spielberechtigt sein. So hat es übrigens Präsident Koch damals bei seiner Sitzung in Nüdlingen auch in Aussicht gestellt. Um dem Schutzgedanken für die Jugendlichen trotzdem gerecht zu werden, wäre es möglich, die Einsatzzeiten pro Spiel oder pro Saison zu beschränken oder verbindliche Pausen zwischen den Spielen festzulegen. Grundvoraussetzung bleibt natürlich, wie bereits aktuell bei den 16-Jährigen, das Einverständnis der Eltern und auch aus medizinischer Sicht. Die Mädchen hätten dadurch die Möglichkeit, aktiv am Spielbetrieb aktiv teilzunehmen und Teil der Mannschaft zu bleiben. Aktuell sagen sie leider allzu oft dem Fußball Adieu, was sich an der Vielzahl der Abmeldungen von Damenmannschaften in unserem Gebiet zeigt. Das Herabstufen des Mindestalters würde diesen besorgniserregenden Trend nicht beenden, es wäre jedoch sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung.
Das Gespräch führte Werner Freidhof