Turnier zum zehnjährigen Bestehen der Abteilung des SV Garitz lockt 450 Kämpfer aus 50 Schulen an.
Bad Kissingen war zum vierten Mal das Mekka der Kampfsportler, die in der Welt-Kampfkunst Föderation (WKF) zusammengefasst sind. Insgesamt 450 Kämpfer aus 50 Schulen traten in der Bayernhalle auf acht Kampfflächen an, um einen der 1000 Pokale zu erringen. Mit Desiree Pahl (U13) und Daniel Basedow (U18) kamen zwei der drei Turniersieger vom Veranstalter SV Garitz, der mit dem Turnier das 10-jährige Jubiläum seiner Kampfsportabteilung feiert.
In Monate langer Vorbereitung hatte das Organisationsteam rund um Yves Engel die Veranstaltung vorbereitet und damit für einen reibungslosen Ablauf der 1000 Starts in den unterschiedlichen Techniken und Wettkampfspielen gesorgt. "Yves Engel hat alles top vorbereitet, so dass der straffe Zeitplan gut eingehalten wurde", lobte WKF-Präsident Andreas Tillmann. Dazu gehören auch ein guter Verein im Hintergrund, die mitarbeitenden Eltern und die Unterstützung der Stadt. Mitverantwortlich hierfür waren auch die 30 Kampfrichter, die an den sieben Mattenflächen und dem "Box-Ring" im Einsatz waren und die Kampfsportler aus Deutschland, der Schweiz und Österreich beim Bruchtest und in der Formen-Präsentation, beim Voll- und Leichtkontakt oder beim Mixed Martial Arts bewerteten.
Straffe Organisation Ab sieben Uhr morgens füllte sich nach und nach die Bayernhalle, das Erfassen mit Namen und Verein, mit Alter und Gewicht folgten und gegen 10 Uhr - kurz vor Beginn der Veranstaltung - sah die Halle aus wie ein großes Lager: überall waren Sporttaschen abgestellt, aus denen Tiefschutz, Kopfschutz und Brustschutz quollen. In jeder Ecke bereiteten sich Wettkämpferinnen und Wettkämpfer allein oder mit Trainer auf ihre Starts vor. Immer wieder drängelten sich die Teilnehmer vor den Schautafeln, auf denen die Einteilung der Kämpfer zu den verschiedenen Formen und Matten sowie die Zeiten standen, denn: jeder wurde nur einmal aufgerufen, und wer nicht antrat, der wurde disqualifiziert. Ein strenges Regelwerk sorgte somit für die Einhaltung des Zeitplans, der das offizielle Ende gegen 18 Uhr vorsah.
Die Sportler waren in zwei Leistungsklassen unterteilt. Neben der Deutschen Meisterschaft der WKF waren auch die Disziplinen für nicht so erfahrene Neulinge ausgeschrieben. In den Grand Champion Klasse traten die Sieger gegeneinander an, um den Turniersieger in den verschiedenen Kategorien zu ermitteln. Dazu gehörten u. a. Selbstverteidigung, wobei hier verschiedene Angriffe schnell und effektiv abgewehrt werden müssen, der Bruchtest mit dem Zertrümmern von einem oder mehreren Brettern, Formendisziplinen in den traditionellen Katas aus Taekwondo, Karate und Kung Fu, Waffenformen mit Schwert oder Stock sowie die modernen Freestylemusik-Formen mit Akrobatikelementen. In den Kampfdisziplinen wurde nach Point Fighting gewertet, wobei wie beim Fechten der erste Treffer zählt, sowie beim Leichtkontakt, wo die Runden durchgekämpft werden und erst am Ende gewertet wird, beim Semikontakt mit einer Wertung nach jedem Treffer, und beim Vollkontakt, der nach festen Regeln im Ring stattfand. Für Kinder bis 12 Jahren war auch "No Contact" ausgeschrieben, das heißt, dass keine Berührungen erlaubt sind und es nur auf die Ausführung der Bewegungen ankommt. Beim Mixed Martial Arts handelt es sich um eine Vermischung aller Stile.
Für Andreas Tillmann ist das Bad Kissinger Turnier das "Schwergewicht" unter den drei Turnieren, die als Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2014 in Prag zählen. Die Sieger der Deutschen Meisterschaft qualifizieren sich für die WKF-WM in Tschechien und für die World Material Art Games in Kanada.
Tillmann erläuterte, dass in der "Welt-Kampfkunst Föderation Deutschland derzeit rund 35 Schulen vertreten sind. Im Moment sei der WKF bemüht, eigenständige Landesverbände zu gründen. Damit möchte man - so Tillmann - die prosperierenden Kampfsportschulen stärker miteinander vernetzen. "Wir fangen in Süddeutschland - also Bayern, Baden-Württemberg und Hessen - an und wollen nach und nach in die anderen Bundesländer gehen." Weltweit gehören 106 Länder dem übergeordneten Weltverband an.
Mit dem Namen WKF wird betont, dass es sich um traditionelle Kampfkunst handelt und dass es ein Sport für Alt und Jung sowie für beiderlei Geschlecht ist. "Wenn das Potential und die Reife da sind, dann kann man diesen Sport ausüben", erklärt Tillmann und verweist auf die Shaolin, die bereits Kinder im Alter von drei Jahren in der Kampfkunst unterrichten. Mittlerweile gibt es immer mehr Mädchen und Frauen, die sowohl die Übungsformen erlernen als auch im Wettkampf gegeneinander antreten. Für Tillmann ist das kein Widerspruch, "wenn die körperlichen Voraussetzungen stimmen und ein qualifiziertes Training angeboten wird". Dazu gehört vor allem bei den Kampfdisziplinen die richtige Schutzausrüstung: Kopf-, Zahn, Tief- und Brustschutz sowie gepolsterte Schuhe sollen vor Verletzungen schützen, wobei es ganz ohne Blessuren nicht geht. Was sich der WKF noch auf die Fahnen geschrieben hat, ist der Behindertensport. So wurde in der Kissinger Bayernhalle ein Blasrohr-Wettkampf für die beeinträchtigten Sportler veranstaltet.