So sehr bewegt das Schicksal des Tierheims die Menschen

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Nicht nur das Feuer, sondern auch das Löschwasser hat vieles zerstört. Helferinnen werfen Einrichtungsgegenstände, die nicht mehr zu retten sind, aus dem Fenster.Foto: Heike BeudertLöschwasser
Nicht nur das Feuer, sondern auch das Löschwasser hat vieles zerstört. Helferinnen werfen Einrichtungsgegenstände, die nicht mehr zu retten sind, aus dem Fenster.Foto: Heike BeudertLöschwasser
Ausräumaktion im Tierheim Wannigsmühle. Foto: Heike Beudert
Ausräumaktion im Tierheim Wannigsmühle. Foto:  Heike Beudert
 
Ausräumaktion im Tierheim Wannigsmühle. Foto: Heike Beudert
Ausräumaktion im Tierheim Wannigsmühle. Foto:  Heike Beudert
 
Ausräumaktion im Tierheim Wannigsmühle. Foto: Heike Beudert
Ausräumaktion im Tierheim Wannigsmühle. Foto:  Heike Beudert
 
Ausräumaktion im Tierheim Wannigsmühle. Foto: Heike Beudert
Ausräumaktion im Tierheim Wannigsmühle. Foto:  Heike Beudert
 
Auch die Brotzeit für die Helfer ist gespendet.Foto: Heike Beudert
Auch die Brotzeit für die Helfer ist gespendet.Foto: Heike Beudert
 
In manchen Räumen des Tierheims steht noch das Löschwasser. Alles ist durchtränkt von Wasser. Foto: Heike Beuder
In manchen Räumen des Tierheims steht noch das Löschwasser. Alles ist durchtränkt von Wasser. Foto: Heike Beuder
 
In einem Container befindet sich das provisorische Büro des Tierheims. Foto: Heike Beudert
In einem Container befindet sich das provisorische Büro des Tierheims. Foto: Heike Beudert
 
Tierheimleiterin Ursula Boehm rettet aus dem zerstörten Haus das Lieblingsspielzeug eines Katers, der den Brand überlebt hat. Foto: Heike Beudert
Tierheimleiterin Ursula Boehm rettet aus dem zerstörten Haus das Lieblingsspielzeug eines Katers, der den Brand überlebt hat. Foto: Heike Beudert
 

Nach dem verheerenden Brand im Tierheim Wannigsmühle stehen immer noch viele Unterstützer unter Schock. Dass sie bei einem ersten Arbeitseinsatz jetzt endlich mit anpacken konnten, war für die freiwilligen Helfer ein emotionaler Moment.

Freiwillige Handwerker für das Tierheim nennt sich die Gruppe, die sich über Facebook im Internet gefunden hat und schon mehr als 800 Mitglieder hat. Am Freitag waren die ersten beiden Gruppen zum Arbeitseinsatz eingeteilt. Melanie Kneuer gehört zu den acht Gruppen-Administratoren, die unter anderem die Arbeitseinsätze koordinieren. Sie bekomme immer noch Gänsehaut, wenn sie an den riesigen Zuspruch denkt, sagt die Großwenkheimerin spürbar gerührt. "Ich bin emotional so überwältigt." Für die Hundebesitzerin und Tierfreundin ist es einfach schön zu sehen, wie viel Anteilnahme am Schicksal des Tierheims zu spüren ist.

Gleich nach dem Brand vor gut einer Woche hatte sie die Facebook-Gruppe entdeckt, die Holger Hanel gegründet hatte, um Handwerker zu gewinnen, die dem Tierheim ihre Hilfe anbieten. Seitdem gehört Melanie Kneuer zum Administratorenteam. Es gibt viel zu tun. Das Team steuerte beispielsweise den Arbeitseinsatz am Freitag, koordinierte die Verpflegung, hält Kontakt mit dem Tierheim, um zu erfahren, wo die Freiwilligen gebraucht werden. So soll es auch künftig laufen. Dieser erste Einsatz sei die Generalprobe. Selbstverständlich wolle die Gruppe ihren Teil weiterhin dazu beitragen, das Tierheim wieder aufzubauen.

Bei aller Hilfs-Euphorie wurde nicht vergessen, dass die Corona-Pandemie noch nicht vorüber ist. Alle Helfer an diesem Tag waren entweder geimpft oder getestet, erklärt Tierheimleiterin Ursula Boehm auf Nachfrage.

Melanie Kneuer packt an diesem Freitagvormittag kräftig mit an, wie sieben weitere Frauen, die zum Dienst eingeteilt waren. Volle Frauenpower. Dazwischen ein 82-jähriger Senior, der es sich nicht nehmen lassen will, ebenfalls mit auszuräumen. Der Mann, der seinen Namen nicht nennen möchte, ist schon lange ein treuer Unterstützer des Tierheims. Mittwochs hat er immer gemeinsam mit seiner Frau Hunde ausgeführt. Auch jetzt, in der Krise, will er helfen. Er lobt die Einrichtung und die Leiterin Ursula Boehm. Sein Credo: "Es braucht mehr Tierliebe und mehr Liebe zu den Menschen", sagt er und eilt schon wieder davon, um eine Holzpaneele in den Container zu werfen.

Tierliebe ist der Motor

Ihre Tierliebe ist es, die die Helfer antreibt, in der Freizeit mitzuhelfen. Die Frauen an diesem Vormittag kommen aus der ganzen Region - von Schweinfurt bis nach Südthüringen. Sie kennen sich nicht und fühlen sich doch schon nach wenigen Stunden eng verbunden, betont Pamela Tänzler aus Wölfershausen in Thüringen. Sie selbst hilft mit, weil ihr Hund aus der Wannigsmühle stammt. Auch sie schätzt das Tierheim. Alle seien hier mit Herzblut dabei. Wer hilft, will dazu beitragen, dass aus dem schlimmen Schicksal etwas Positives erwächst, ein neues, schönes Heim für Tiere.

Ein paar Meter weiter steht Sarah Englert (Landkreis Schweinfurt) in den noch immer völlig durchfeuchteten Räumlichkeiten des Erdgeschosses. Auch für sie war es sofort klar, dass sie helfen will. Über ein P-Seminar am Schweinfurter Bayernkolleg hatte sie schon früher Kontakt zum Tierheim und war geschockt, als sie die Nachricht vom Brand hörte.

Zwei Schichten

Während die Frauen durchweichte und aufgequollene Gegenstände aus dem Haus tragen oder werfen, bauen Birgit Weigand-Müller (Eichenhausen) und ihr Mann Armin die Brotzeit auf. Das ist ihr persönlicher Beitrag zum Arbeitseinsatz. "Wir sind schon immer verbandelt mit dem Tierheim", sagt Armin Weigand. Deshalb hilft man gerne. Am Freitagnachmittag übernahm dann ein Männerteam, darunter American-Footballer aus Münnerstadt, die zweite Schicht der Ausräumaktion.

Und immer mittendrin ist Tierheimleiterin Ursula Boehm. Aufregung und Trubel der letzten Tage sind nicht spurlos an ihr vorübergegangen. Doch sie ruht sich nicht aus, ist Anlaufpunkt für alle. Sie schaut jetzt nach vorne. Der erste ehrenamtliche Arbeitseinsatz sei möglich gewesen, nachdem die Versicherung das untere Stockwerk dafür freigegeben hat. In diesem Bereich hat es nicht gebrannt, aber der Wasserschaden ist so hoch, dass ein Großteil des Inventars nicht mehr zu nutzen ist. Noch immer steht in einigen Räumen Wasser. In den letzten Tagen hatten die Mitarbeiter des Tierheims die Dinge aus dieser Etage geholt, die noch zu retten waren, Körbchen beispielsweise.

Für Montag hat sich der Brandgutachter der Versicherung angekündigt, der den Schaden dokumentieren und ermitteln wird. Für Ursula Boehm ein Hoffnungssignal, dass bald die Zukunftsplanung beginnen kann. Ihr Büro hat sie mittlerweile in einem Baucontainer, der im Hof des Tierheims steht. Das wird ihr Domizil wohl für lange Zeit sein, meint die Tierheimleiterin. Froh ist sie, dass zumindest die Mitarbeiterwohnung im Seitentrakt wieder bewohnbar ist. Auch die darunter liegende Krankenstation kann genutzt werden. Nur eine Heizung gibt es dort zur Zeit noch nicht. Die wird aber gerade auch nicht gebraucht. Für warmes Wasser sorgt jetzt ein Durchlauferhitzer.

Telefonisch wieder erreichbar

Telefonisch ist das Tierheim wieder erreichbar. Im Notfall können deshalb auch wieder Fundtiere gemeldet und aufgenommen werden. "Da lässt sich schon eine Lösung finden", so Ursula Boehm.