Schriftstellerin Regine Leisner stellte ihren Roman "Unter dem Rabenmond" vor, der im 3. Jahrtausend vor Christus spielt.
                           
          
           
   
          "Manchmal sitze ich stundenlang am Notebook und schreibe, auch bis tief in die Nacht hinein. Dann brauche ich eine schöpferische Pause. Ich habe keinen Zeitdruck", beschreibt Regine Leisner ihren Alltag. Die Schriftstellerin fesselte die Teilnehmerinnen bei einer Lesung aus ihrem jüngsten Buch "Unter dem Rabenmond". 
Im Mittelpunkt steht das Mädchen Raghna, das anders ist als die übrigen Kinder im Dorf. Sie lebt bei ihrer Großmutter. 
Ihre Mutter ist bei ihrer Geburt gestorben. An einsamen Nachmittagen versteckt sie sich oder fliegt mit ihrem unsichtbaren Raben weit fort. Die Großmutter ist davon nicht begeistert: Sie will aus ihrer Enkelin eine gute Bäuerin machen. 
Mitten im Wald kommt ihr ein fremder Mann entgegen. Sie will sich verstecken und zieht ihre Kapuze tief über ihr Gesicht. Aber der Fremde, ein rätselhafter Glockenbechermann, und sein Begleiter entdecken sie. 
Die Dichterin beschreibt diese Begegnung äußerst treffend und eindrucksvoll. Der Hörer kann die bangen Minuten hautnah erleben, ehe sich die beiden Männer auf ihren weiteren Weg machen. Im weiteren Verlauf wird Raghna von brutalen Streitaxtkriegern entführt. Sie kann nicht mehr zurück. In der Fremde erfüllt sie eine erste große Liebe, die aber nicht lange währt. 
Nach dem Tod ihres Ehemanns flieht sie und trifft den geheimnisvollen Priester Caidan, der sie ihrem Ziel und ihrem Glück näher bringt. Neue Herausforderungen, denen sich Raghna stellen muss, warten. 
Die Geschichte spielt im 3. Jahrtausend vor Christus, einer Zeit, in der die dominierenden bäuerlichen Strukturen aufbrechen und Streitaxt- und Glockenbecherleute patriarchalische Prozesse einleiten. 
Warum die Schriftstellerin diese Entwicklung aufgreift, gründet in ihrer Neugierde zur Vergangenheit. Wie die Hauptfigur ihres Romans sieht auch sie sich auf der Suche, wie sie im Treffen schilderte. 
  
  Lesen, Forschen, Recherchieren Regine Leisner wurde 1954 in Schwend, einem kleinen Dorf in der Oberpfalz, geboren. 
Nach dem Abitur 1973 studierte sie zunächst Germanistik und Geschichte, brach dies aber ab und absolvierte eine Ausbildung zur Industriekauffrau. Anschließend arbeitete sie in einem Großunternehmen in den Sparten Personalwesen, Organisation und Software-Entwicklung. Grundlegende Lebensfragen beschäftigten sie weiter, vor allem fernöstliche Weisheitslehren und Buddhismus. In den 80er Jahren war sie Mitbegründerin eines Studien- und Meditationszentrums. 
Sie sammelte Erfahrungen in Unterrichten, Beraten und Begleiten von Menschen. Diese Tätigkeiten mündeten in Kommunikationstraining, Coaching und Konfliktmanagement. 
"Ich bin einfach auf der Suche und gehe von unseren Wurzeln aus. Lesen, Forschen, Recherchieren und Heimatgeschichte erfüllen mich. Mit meinem Mann erörterte ich all die vielen Hintergründe und deren geschichtliche Bedeutung. 
Eines Tages sagte mein Mann zu mir, dass ich doch diese Einsichten nach jahrelangen Recherchen niederschreiben sollte." Diesem Drängen habe sie nachgegeben. In vier Jahren entstand "Die Rabenfrau", ihr erster historischer Roman. Ihm folgte 2008 Band 2 mit "Unter dem Rabenmond". 
  
  Glücklich im Dorf Für ihre Arbeit, ihre Hingabe zu Lesen und Schreiben, erwies sich 1996 der Umzug nach Humprechtshausen als Glücksfall. 
"Das Dorf fernab der großen Städte ist wunderbar, hier sind wir glücklich", lobt sie. Und hier zwischen Rhön und Hassberge spielt ihr zweiter Band. Angedacht hat sie eine fünfbändige Ausgabe, ohne einen Zeitplan vorzugeben. 
Das Treffen rundete sie mit einer Vision ab: "Beim Schreiben entwickle ich einen zeitversetzten Dialog mit Fragen von einst und heute. Wir alle haben einen gemeinsamen Raum, den wir uns teilen. 
Jeder sollte seine Berufung im Prozess aus Vergangenheit und Gegenwart finden. Warum die Entwicklung bis heute so und nicht anders lief, das kann ich nicht beantworten."  
Anja Erz-Holschuh hatte die Dichterin für den Auftakt eines Märchenwochenendes des John-Bauer-Museums gewinnen können. Idealer äußerer Rahmen bildete der Gewölbekeller im alten Rathaus, wo Regine Leisner in Abstimmung mit den Besucherinnen vorrangig Auszüge ihres zweiten Romans 
vortrug. 
Die beiden Historienbände "Rabenfrau" und "Unter dem Rabenmond" weckten bei allen Teilnehmerinnen große Neugierde. Viele erwarben Lesestoff für die Winterabende. Außerdem können die Bände in der Bücherei in Ebenhausen mittwochs zwischen 16.30 und 18.30 Uhr ausgeliehen werden.