In der Schule stand unter seinen Bilder "Thema verfehlt", heute verkauft Ludger Hinse seine Werke. Im Altlandkreis startet ein ganz besonderes Kunstobjekt.
Ein Lkw voll gut verpackter Kunst ist angekommen. Im Rahmen des ökumenischen Kunstprojekts "Spuren zum Licht" stellt Ludger Hinse seine Werke im Altlandkreis Bad Brückenau vom 14. September bis zum 31. Oktober aus. Die 16 ausgewählten Stationen liegen weit abseits der bisherigen Ausstellungsorte wie dem Kunstmuseum Bochum, der Galerie Condé in Paris oder dem Museo de Arte Contemporáneo in Santiago de Chile.
Dabei hatte Hinses Künstlerdasein so ganz anders angefangen. "Gemalt habe ich schon immer, nur nicht so, wie der Lehrer wollte". Die Konsequenz war häufig des Pädagogen Kommentar "Thema verfehlt". Die Reaktionen außerhalb der Schule im Ruhrgebiet fielen jedoch eindeutig vielversprechender aus, es folgte seine erste Ausstellung, die bereits am ersten Tag wieder zu Ende war, weil alle Kunstwerke verkauft worden waren. Inzwischen hat Hinse über 230 Einzelausstellungen in vielen Teilen der Welt auf die Beine gestellt, unter anderem in Berlin oder Wien.
Der 70-Jährige kommt aber auch gerne aufs Land - wegen der Menschen. "Die Menschen in der Rhön sind total begeistert, das zählt für mich." Ihm gefallen die Kirchen, in denen seine Werke zu sehen sein werden, "aber die Menschen haben mich berührt, ich bin wegen der Menschen hier."
Seine Kunst berührt, er erreicht Menschen auf besondere Weise: "Das passiert so keinem Künstler in der Kunsthalle". Zwar hängen seine Werke auch in Museen, doch hat er auch in Kirchen und sogar Gefängnissen ausgestellt.
Dort hat Hinse mit seinen Lichtkreuzen provoziert, "weil sie so schön waren". In manches Denken passen schöne Kreuze nicht hinein, ist dieses Symbol doch mit Leiden verknüpft. Für Ludger Hinse jedoch steht das Kreuz für die Auferstehung. Oft und gerne kombiniert er zu dem Symbol bunte Farben, aber auch nur Weiß, auf jeden Fall Licht. Spiegelungen und Transparenz wirken von den Kreuzen in den Raum hinein. Doch wirkt sich jeder Raum auch auf die Kreuze aus, eine Wechselwirkung findet statt. Selbst der Künstler kann im Vorhinein nicht sagen, wie bestimmte Kreuze vor Ort wirken werden. Allerdings hatte er, als er im Februar die verschiedenen Ausstellungsorte im Altlandkreis besichtigte, für jede Örtlichkeit sofort das passende Kreuz im Geiste parat. Eine Wechselwirkung soll auch stattfinden zwischen Projekt und den Menschen.
Ludger Hinse ist bei jeder Installation selbst dabei. "Ich entscheide, wo was hinkommt". Seine Kunstwerke sind letztendlich nicht in seinem Atelier fertiggestellt, sondern erst, wenn sie in der für ihn richtigen Art und Weise an dem für ihn richtigen Ort angebracht sind. "Ich arbeite mit dem Raum", so beeinflussen sich Raum und Kunstwerk gegenseitig.
Bei der Auswahl der Ausstellungsorte lässt sich Hinse von seinem Gefühl leiten. Nicht nur hat er zwei Kirchen im Landkreis als Ausstellungsorte abgelehnt, auch die genauen Standorte seiner Werke werden durch Intuition bestimmt. Jedes Kunstwerk hat dort seinen Ursprung - im Gefühl, der Intuition. Die Umsetzung jedoch wird beherrscht durch Planen, Überlegen und diszipliniertes Arbeiten: "Ich bin jeden Morgen um acht im Atelier".