Kommunale Jugendarbeit, Kreisjugendringe und Regio bieten seit zehn Jahren viele Themen in kurzer Zeit. Heuer kamen rund 70 Teilnehmer.
Slackline Basiskurs, Natur erleben, Pressearbeit, Legal Highs, Mädelskram, Jungszeug, Macht der Nacht oder Aufsichtspflicht und Rechtsgrundlagen: Das Kurs-Angebot beim "Kräsch-Kurs" für Ehrenamtliche am Münnerstädter Gymnasium war bunt gemischt. Die Kommunale Jugendarbeit des Landkreises Bad Kissingen sowie die jeweiligen Kreisjugendringe und Regionalstellen für kirchliche Jugendarbeit in den beiden Kreisen Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld bieten seit zehn Jahren diese Fortbildung an - mit wachsendem Erfolg: "Es werden jedes Jahr mehr Teilnehmer, heuer hatten wir rund 70 Anmeldungen", berichtet Mit-Organisatorin Melanie Schäfer.
Immer mehr Nachahmer
Zudem entwickelt sich der Kräsch-Kurs zum Export-Schlager: "Ich hoffe, dass wir das im Herbst bei uns auch auf die Beine stellen können", berichtet etwa Annika Herzog. Die Pädagogin ist Jugendreferentin bei der Regionalstelle für kirchliche Jugendarbeit im Kreis Haßberge. Zum Münnerstädter Kräsch-Kurs kam sie mit dem Hintergedanken, dass sie umgekehrt Hilfe aus Bad Kissingen bekommt. Herzogs Angebot "Upcycling - Ist das Kunst oder kann das weg?" zog 20 Teilnehmer an, die aus Büchern, Verpackungen oder alten Landkarten nützliche Dinge bastelten.
"Wir wollen uns neue Ideen holen", begründet die 13-jährige Carla, weshalb sie sich zum Upcycling-Kurs angemeldet hat. Gemeinsam mit ihrer gleichaltrigen Freundin Rosalie engagiert sie sich im Jugendraum Poppenlauer. Vom Betreuer dort sei auch der Impuls für den Kräsch-Kurs gekommen. "Ich könnte mir vorstellen, dass wir das auch mal bei uns im Jugendraum anbieten", sagt Rosalie. Einen Tisch weiter sitzen Max und Felix, beide 14 und ebenfalls im Jugendraum Poppenlauer aktiv. Felix schneidet gerade Blatt für Blatt Rechtecke aus einem Buch, so dass ein Geheimfach entsteht. Max hat ein Buch gleich ganz auseinander genommen: "Das soll eine Handy-Halterung werden", beschreibt er seinen Plan. Neue Ideen im Upcycling-Kurs holt sich auch Lisa-Marie (18) aus Burkardroth, allerdings für ihre hauptamtliche Arbeit als Erzieherin im Kindergarten.
Vier Mal 90 Minuten
18 Referenten waren heuer beim Kräsch-Kurs im Einsatz. Insgesamt boten sie 24 Kurse an, die jeweils 90 Minuten dauerten. Vier Kurse konnten die rund 70 Teilnehmer vorher auswählen. Im Münnerstädter Gymnasium zeigten bunte Wollfäden den Weg zu den einzelnen Kursen an. "Ehrenamtliche in der Jugendarbeit haben oft eh' wenig Zeit, deshalb kommt diese kompakte Info an einem Tag so gut an", sagt Organisatorin Melanie Schäfer. Dass dabei die Themen oft nur angerissen werden, zeige bereits der Name "Kräsch-Kurs". Die Idee sei, dass es erste Infos gebe, die die Ehrenamtler dann bei gezielten Fortbildungen vertiefen können. "Es soll einfach Interesse wecken", betont Schäfer.
Vom Jugendhaus ins Gymnasium
"Das fing mit acht oder neun Kursen an", erinnert sich Schäfer an die Anfänge vor rund zehn Jahren. Wegen der zentralen Lage für die beiden Landkreise Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld fand der Kurs von Anfang an in Münnerstadt statt. Zunächst jedoch im Jugendhaus, erst nach dessen Schließung sei man vor drei Jahren ins Gymnasium umgezogen. "Aber das System ist über all die Jahre gleich geblieben", betont Schäfer.
Stimmen zum Kräsch-Kurs:
Martina Meisch(47), Bamberg:
Martina Meisch ist Sozialpädagogin, Krankenschwester und hat beim Centrum für Erlebnispädagogik auf dem Volkersberg eine Zusatzausbildung zur Erlebnispädagogin absolviert. Trotzdem nahm sie bei ihrem ersten Kräsch-Kurs Neues mit. "Ich bin begeistert", lobt sie die Initiative. Beim Kurs über Legal Highs mit Streetworker Christian Fenn habe sie viel über die gefährlichen Drogen erfahren. Interessiert hätte sie auch das Thema Fundraising, die Suche nach Spenden für Projekte. Der Kurs sei aber leider ausgefallen, weil sich zu wenige Teilnehmer angemeldet hatten.
Melanie Spatz, Abteilungsleiterin
"Das ist Wahnsinn, dass man an einem Tag so viele unterschiedliche Möglichkeiten zur Weiterbildung hat", freut sich Melanie Spatz, die Abteilungsleiterin für Soziales und Kommunales im Landratsamt Bad Kissingen. Sie schaute heuer extra mal im Münnerstädter Gymnasium vorbei, um die Stimmung zu erleben. "Verrückt, was es alles gibt", sagte sie beim Blick auf das umfangreiche Programm. Spatz, die selbst im Vorstand des Kreisjugendringes mitarbeitet, freute sich auch über die gute Zusammenarbeit mit den ehrenamtlichen Helfern, die etwa für Verpflegung sorgten.
Daniel Korn (30), Schweinfurt:
Bei der Organisation mitgewirkt hat auch der kommunale Jugendpfleger Daniel Korn. Zum zweiten Mal war der Schweinfurter heuer dabei und ist nach wie vor begeistert von der Idee und der Atmosphäre beim Kräsch-Kurs. "Man kommt hier mit ganz vielen Ehrenamtlichen zusammen, da helfen auch alle zum Beispiel beim Aufräumen zusammen." Selbstverständlich sei, dass sich Kreisjugendarbeit und Kreisjugendring bei der Organisation unterstützen: "Bei uns stehen die Türen ja immer offen, wir arbeiten ganz eng zusammen", beschreibt Korn die Teamarbeit am Standort Hausen.
M. Markert (58), Bischofsheim:
Jede Menge Ehrenämter hat der Bischofsheimer Manfred Markert: Stellvertretender Vorsitzender und Abteilungsleiter im Sportverein, Stadtrat und CSU-Ortsvorsitzender ist der 58-Jährige. Also eigentlich längst überfällig, dass er endlich mal einen Kräsch-Kurs besuchte. "Das war sehr interessant", zieht er Bilanz. Zum einen habe er völlig neue und bislang unbekannte Drogen (Legal Highs) kennen gelernt, zum anderen erweiterte er sein Wissen in einem anderen Bereich: "Ich mache jetzt schon die Pressearbeit bei uns im Verein, da wollte ich mal schauen, was ich anders machen kann."
Katrin Reh (39), Fuchsstadt:
"Man nimmt überall was mit", sagt Katrin Reh, die heuer zum ersten Mal am Kräsch-Kurs teilnahm. Die 39-Jährige arbeitet ehrenamtlich auf dem Volkersberg, im Elternbeirat und als Klassenelternsprecherin. Anregungen aus dem Spielmobil-Kurs könne sie für die Pausenbetreuung gut gebrauchen. Auch den Kurs zum Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom lobt sie: "Es gab viele Hintergrund-Infos, durch die ich die Kinder besser verstehe, jetzt kann ich das ruhiger angehen." Eine konkrete Strategie sei, betroffenen Kindern gezielt Aufgaben zu geben, auf die sie sich konzentrieren.