Schiffsschraube könnte Revolution für Feuerwehren sein

2 Min
Feuerwehrmann Alexander Marx lässt Wasser durch die neu entwickelte Armatur laufen. Foto: Tobias Köpplinger
Feuerwehrmann Alexander Marx lässt Wasser durch die neu entwickelte Armatur laufen. Foto: Tobias Köpplinger

Feuerwehrmann Alexander Marx hat eine Armatur entwickelt, die den kleinen Landfeuerwehren helfen könnte. Aus Schläuchen sollen Hochleistungsdüsen werden, die ersten Tests verlaufen vielversprechend.

Alexander Marx hatte die Idee, als es beinahe schief gegangen wäre. Ein Einsatz vor gut zwei Jahren.Waldbrand. Florian Gauaschach 46/1 rückte aus. 500 Liter Wasser im Tank, Fahrtrichtung Osten, ein Wald zwischen Gauaschach und Fuchsstadt. Alexander Marx ist der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Gauaschach im Landkreis Bad Kissingen. Er musste entscheiden. Auftanken oder Nachalarmieren? Sie löschten und tankten, auf andere Wehren warten, hätte zu lange gedauert. Marx sagt: "Das Feuer wäre uns davongelaufen."

Am Ende ging alles gut. Weil sie Schaum einsetzten, das half. "Aber wir haben uns danach Gedanken gemacht, Strategien durchdacht", sagt Marx. Der 34-Jährige sitzt im Feuerwehrhaus in Gauaschach. Vor ihm auf dem Tisch liegen Eisenringe, Dichtungsgummis und Kartuschen aus Plastik. Das Ergebnis des Denkprozesses. Marx sagt, Möglichkeit eins sei ein größerer Tank für das Feuerwehrauto gewesen. Zu teuer. Die Stadt spielte nicht mit. Also Möglichkeit zwei: Permanent Schaum zum Wasser mischen. Der bricht die Oberflächenspannung auf, das Wasser legt sich wie ein Teppich auf das Brandgut, das Löschwasser arbeitet effektiver. Netzmittel sagen die Feuerwehrler. Und hier setzten sie an. Der Feuerwehrmann Alexander Marx, der BWLer Matthias Deufert und der Ingenieur Stefan Müller.

Permanent Netzmittel zum Wasser mischen, in geringer Dosierung, überall einsetzbar. Das war die Idee. Egal ob altes C-Rohr oder Hightech-Spritze, ihre Armatur sollte überall passen. Alexander Marx sagt, das sei keine neue Idee. "Aber wir wollten das besser machen, handlicher und verlässlich."

Die Idee scheint zu funktionieren. Die drei Studenten haben eine Firma gegründet, Platz drei beim Hochschulgründerpreis belegt, das Wirtschaftsministerium fördert das Projekt. Bernhard Arndt, der Vizepräsident der FH Würzburg-Schweinfurt sagt: "Meine Einschätzung ist, das könnte am Markt erfolgreich sein." Die Hochschule stellt Infrastruktur und Labors, Arndt sagt, technische Details hätten die Gründer noch zu lösen.

Zum Beispiel den Propeller: Im Moment treibt der Wasserdruck einen dreiblättrigen Propeller an. Der schraubt eine Platte in eine Kartusche und drückt das Netzmittel ins Wasser. "Konstant 0,01 Prozent Netzmittel pro Liter Wasser ist das Ziel", sagt Marx. Bei jedem Wasserdruck. Immer. Aber da macht der Propeller nicht mit. Sie experimentieren jetzt mit fünf und sieben Blättern. Alexander Marx sagt: "Es ist ein bisschen wie Jugend forscht. Ausprobieren, schauen, ob es funktioniert."

Reinhard Kowalzik von der Berufsfeuerwehr in Würzburg sagt: "Das ist eine gute Geschichte für kleinere Feuerwehren." Für solche, die keine Maschine im Feuerwehrauto haben, die Druckluftschaum erzeugt. Und das sind viele. 2011 hatten die bayerischen Feuerwehren 2954 dieser Tragkraftspritzenfahrzeuge im Einsatz. Als TSF-TR, mit Plätzen für die Feuerwehrmänner und TSF-W, mit Wassertank. Umgebaute Transporter mit Wassertank statt Rückbank. Reinhard Kowalzik sagt auch, wer Netzmittel einsetzt, vergrößert die Wirkung des Wassers. Weil das dann nicht mehr abperlt und in das Brandgut eindringt. Bei Strohbränden oder im Wald sei das wichtig. Besonders wichtig bei wenig Wasser und wenigen Feuerwehrleuten. Niemand muss extra abgestellt werden muss, die Armatur passt in die vorhandene Ausrüstung. Alexander Marx sagt, er habe mal den Spruch gehört. "Netzmittel macht aus einem Tank zwei." Für die Freiwilligen Feuerwehren auf dem Land wäre das interessant.