Rundgang durch die neue Gemeinschaftsunterkunft

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Das mit Abstand bunteste Zimmer in der neuen Gemeinschaftsunterkunft hat Ahmad Abbas. Foto: Anja Greiner
Das mit Abstand bunteste Zimmer in der neuen Gemeinschaftsunterkunft hat Ahmad Abbas. Foto: Anja Greiner
Das Plakat hat Ahmad Abbas gemacht - er hat auch im Oktober das "Dankeschön Deutschland" Plakat aufgehängt. Fotos: Anja Greiner
Das Plakat hat Ahmad Abbas gemacht - er hat auch im Oktober das "Dankeschön Deutschland" Plakat aufgehängt. Fotos: Anja Greiner
 
Die Zimmer sind für zwei bis drei Personen ausgelegt. Foto: Anja Greiner
Die Zimmer sind für zwei bis drei Personen ausgelegt.  Foto: Anja Greiner
 

Vor knapp vier Wochen sind die ersten 37 Asylbewerber in die neue Gemeinschaftsunterkunft in der Winkelser Straße in Bad Kissingen gezogen. Ein Rundgang.

Ahmad Abbas hat Weihnachten dorthin gebracht, wo man es am wenigsten vermutet. In Zimmer 118a in der neuen Asylunterkunft in der Winkelser Straße kleben Rentiersticker an der Tür, hängt eine Lichterkette am Fenster und baumeln Christbaumkugeln an Geschenkbändern von der Decke. Im Fernsehen läuft ein arabischer Nachrichtensender. Zwei Welten auf knapp neun Quadratmetern.


In den nächsten Wochen belegt

Ahmad Abbas ist 29 Jahre alt, in Syrien hat er als Friseur gearbeitet, seit drei Monaten ist er in Deutschland. Er ist einer der momentan 37 Bewohner der neuen Gemeinschaftsunterkunft in Bad Kissingen. Am Montag dieser Woche hat er ein Plakat gemalt: "Frohe Weihnachten" steht darauf, es hängt nun an der Hauswand. Abbas ist Muslim, Weihnachten feiert er eigentlich nicht. "Christen, Muslime, wir sind doch alle gleich", sagt er. Da er nun mal jetzt in Deutschland ist, freut er sich eben auf Weihnachten.

Zwei Betten stehen im Zimmer, eines ist noch unbenutzt. In den nächsten Tag wird auch dort noch jemand einziehen.

Vor knapp vier Wochen sind die ersten Asylbewerber aus der Notunterkunft eine Straße weiter in die Gemeinschaftsunterkunft gezogen. Ausgerichtet ist die Unterkunft für 77 Personen. "Bis Weihnachten ist hier alles voll", sagt Lidia Völker. Dann kommen auch Flüchtlinge aus der Notunterkunft in Schweinfurt. Lidia Völker sitzt hinter dem Schreibtisch in ihrem Büro im Erdgeschoss der Unterkunft, an ihrer Tür steht Verwaltung im hinteren Teil des Büros stehen zwei Kinderbetten. Das Telefon klingelt. "Das Übliche", sagt sie, als sie aufgelegt hat. Am anderen Ende war das Bürgerbüro - eine Nachfrage zu den Namen zweier Bewohner.

Gleich nebenan ist das Büro der Caritas, zuständig für die sozialen Belange, die Kleiderspenden, humanitäre Hilfe.


Deutschunterricht mit Hindernis

Es gibt einen Fahrradraum, drei Waschmaschinen und einen Putzplan. Die Bewohner putzen selbst, einen Euro bekommen sie als Aufwandsentschädigung.

Einige Zimmer sind noch unbelegt. Dort liegt dann neu verpacktes Bettzeug auf der Matratze, zwei Teller, Besteck und zwei Gläser stehen auf dem Tisch, ein Topf auf dem Kühlschrank. Das Mindeste für ein neues Leben.
Auf dem Weg von Lidia Völkers Büro, den Gang entlang, zum Raum, in dem der Deutschunterricht stattfindet, hängen überall gelbe Post-its: "Die Wand" steht da, "Der Feuerlöscher", "Der Besen" und "Bitte Türe schließen". Im Zimmer dann grüne Holzstühle und eine weiße Tafel, die Stifte auf dem Schreibtisch liegen im Besteckkorb. Zu fünft helfen sie hier, die Frauen vom Helferkreis. Sie geben Deutschunterricht, begleiten die Asylbewerber zum Arzt, unterstützen bei der Bürokratie.

Elisabeth Kutz ist eine der Helferinnen, sie sagt: "Wenn man einmal auch nur einen der Flüchtlinge kennen gelernt hat, man würde nie was schlechtes über die Leute sagen." Bewundernswert, nennt eine andere Helferin den Willen der Flüchtlinge zu lernen: "Da ist der Mann mit dem Baby im Krankenhaus und sie sitzt trotzdem da, mit ihrem anderen, behinderten Kind auf dem Arm und lernt eine Stunde deutsch."

Es gibt Leute, sagt sie, die würden ihr Engagement kritisieren, aber auch eine Vielzahl, die sofort bereit ist zu helfen, zu spenden - darunter auch viele lokale Firmen. Und, weil sie gerade dabei ist, sagt sie noch: "Falls jemand ein paar Receiver entbehren könnte, wir würden uns sehr freuen."