Am heutigen Dienstag, 12. Mai 2020, wird ein entsprechender Antrag der Bündnis-Grünen im Landtag behandelt. Wie groß ist die Not bei den Kliniken im Landkreis Bad Kissingen?
In Erwartung einer Vielzahl von Covid-19-Patienten hatte die Bundesregierung im März alle Krankenhäuser angewiesen, planbare Operationen und Behandlungen auf unbestimmte Zeit zu verschieben, um freie Bettenkapazitäten in Intensiv- und Normalstationen zu schaffen. Ende März hatte der Bund einen Rettungsschirm zum finanziellen Ausgleich entgangener Einnahmen verabschiedet, wonach Kliniken etwa 50 000 Euro für jedes zusätzliche Intensivbett mit Beatmungsmöglichkeit sowie für jedes freigeräumte Bett auf einer normalen Station eine Tagespauschale von 560 Euro erhalten. Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im bayerischen Landtag, insbesondere deren unterfränkische Abgeordnete, machen sich nun Sorgen um den Fortbestand mancher Krankenhäuser. In ihrem Antrag, der am Dienstag, 12. Mai 2020, im Gesundheitsausschuss beraten wird, fordern sie die Landesregierung auf, sich beim Bund für ein zweites Hilfsprogramm einzusetzen. Unterstützt werden sie dabei von ihrer Hammelburger Bundestagsabgeordneten Manuela Rottmann.
Einige Krankenhäuser hätten "dramatische Einnahmeverluste bei steigenden Kosten" gemeldet, zumal es keine Erstattung für momentan wegfallende ambulante Leistungen oder Wahlleistungen der Kliniken gibt, heißt es in ihrer Pressemeldung. "Ein zweites Hilfspaket muss schnell kommen, sonst könnte es für einzelne Krankenhäuser zu spät sein." Private Krankenhausträger könnten in Einzelfällen, wo eine Klinik schon zu normaler Zeit wirtschaftlich kaum tragfähig ist, nicht mehr bereit sein, die jetzt zusätzlich entstehenden Kosten zu übernehmen. "Standorte könnten von Eigentümern in Frage gestellt werden. Es besteht die Gefahr eines ungesteuerten Krankenhaussterbens", fürchtet die Hammelburger Bundestagsabgeordnete und meint: "Die Beschäftigten in den Krankenhäusern, die gerade ihre Gesundheit für uns alle riskieren, haben ein Signal verdient, dass auch die Krankenhäuser das Virus überleben."
Doch diese Gefahr scheint für die drei Krankenhäuser im Landkreis Bad Kissingen nicht zu bestehen. "Auch wir haben weisungsgemäß alle planbaren Operationen verschoben. Aber Corona spielte bei uns kaum eine Rolle", meldet Alex Busch, seit sechs Wochen Verwaltungsdirektor der Capio Franz von Prümmer Klinik in Bad Brückenau. Seit der Allgemeinverfügung im März seien von den 83 Betten des Hauses bis jetzt kaum 20 pro Tag mit üblichen Patienten belegt gewesen, die Restkapazität sei für Covid-19-Patienten verfügbar gewesen, allerdings nicht genutzt worden. Der entstandene Verlust durch freigehaltene Betten - gemessen an der jährlichen Durchschnittsbelegung - sei durch das bisherige Hilfspaket mit 560 Euro pro Bett und Tag ausgeglichen worden. Busch: "Wir haben keine finanziellen Einbußen gegenüber normalen Zeiten."
Ähnliches scheint für die beiden Helios-Kliniken in Bad Kissingen (225 Betten) und Hammelburg (50 Betten) zu gelten. Auch dort wurden nach Mitteilung von Unternehmenssprecherin Stefanie Noe "alle nicht notwendigen elektiven Eingriffe bis zum 15. Mai ausgesetzt", wodurch Bettenkapazitäten für Covid-19-Patienten frei blieben. Zusätzlich wurden vier Normal- zu Intensivstationen umfunktioniert, auf denen solche Patienten "unter höchsten Schutz- und Hygienemaßnahmen hätten versorgt werden können". Fragen unserer Zeitung zu Umsatzeinbußen wollte die Klinikleitung nicht beantworten. "Momentan geht es uns in aller erster Linie um die optimale Versorgung aller Patienten während der Corona-Situation. Das ist für uns derzeit zentral."
Doch wie geht es angesichts sinkender Infektionszahlen bei gleichzeitiger Erwartung einer möglichen zweiten Infektionswelle nach dem 15. Mai weiter? "Wir fahren unser Haus langsam wieder in den Normalbetrieb hoch", meldet Axel Busch das gleiche Vorgehen wie in anderen Krankenhäusern. "Nur 20 Prozent unserer Betten halten wir dann noch für Corona-Patienten in Reserve." Ob zur finanziellen Überbrückung kommender Wochen und Monate ein zweites Hilfspaket vom Bund benötigt wird, wie es von der Landtagsfraktion der Grünen gewünscht wird, muss sich noch erweisen. Ob es dann auch tatsächlich von der Bad Brückenauer Capio-Prümmer-Klinik in Anspruch genommen würde, "hängt letztlich von dessen Bedingungen ab", gibt sich der Verwaltungsdirektor noch zurückhaltend. Mehr könne er zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Denn momentan gibt es für die Kliniken noch nicht einmal eine neue Allgemeinverfügung des Landes Bayern, obwohl die bisherige schon am 15. Mai ausläuft.