Bei Joyson PlasTec hat die heruntergefahrene Produktion Folgen: "Wir haben einen Teilbereich seit Anfang Oktober in Kurzarbeit schicken müssen", bedauert Koch. Wie viele Mitarbeiter das betrifft, wollte er nicht sagen.
Dass sich die Versorgungslage schnell bessert, glaubt er nicht. "Das hat Auswirkungen auf die gesamte Wirtschaft. Das wird wehtun, weil man nicht abschätzen kann, wann es vorbei ist."
Ähnlich sehen das führende Wirtschaftsforscher. Im Frühjahr hatten sie laut dem Nachrichtenportal spiegel.de nach der Corona-Delle 2020 noch auf ein Wachstum des deutschen Bruttoinlandsproduktes um 3,7 Prozent in diesem Jahr gehofft. Jetzt korrigierten sie die Prognose auf 2,4 Prozent.
Auch Fabiola Wagner, Sprecherin des Auto-Zulieferers ZF in Schweinfurt, sagte vergangene Woche auf Nachfrage: "Der Mangel an elektronischen Bauteilen hat Auswirkungen auf die gesamte Automobilindustrie und deren Zulieferer." Auch den Mangel an Stahl und Kunststoff bestätigte sie. Eine Task Force stehe in ständigem Austausch mit den Lieferanten und großen Autobauern, für die man produziere. "Alle Teile werden weniger gebraucht."
"Aktuell steht die Produktion nicht still und es gibt keine Kurzarbeit. Das ist aber nicht auszuschließen", ergänzte die ZF-Sprecherin damals. Inzwischen berichtet der Bayerische Rundfunk, dass ZF bei der Arbeitsagentur für einzelne Bereiche Kurzarbeit angemeldet hat. Betroffen könnte der Bereich "Zweimassenschwungrad" sein. Eine Entscheidung soll in ein bis zwei Wochen fallen, wird Wagner zitiert
Auch Knaus Tabbert und Preh betroffen
Die Materialknappheit betrifft auch Knaus Tabbert, das in Mottgers (Main-Kinzig-Kreis) Wohnwagen baut. Anders als in den Werken Jandelsbrunn und Nagyoroszi (Ungarn), die wohl für zwei Wochen aussetzen müssen, sei ein Produktionsstopp in der Rhön kein Thema, sagte Pressesprecher Stefan V. Diehl. "In Mottgers brummt es noch." Die Probleme beträfen viele Güter: Das reiche von Kunststoffgranulat, das von den Lieferanten für die Produktion von Fenstern benötigt werde, über Scharniere bis hin zu Klappen. "Das Ärgerliche ist: Alles, was wir produzieren, ist längst verkauft", sagt Diehl. Die Lieferengpässe führten indes dazu, dass Fahrzeuge so weit fertig gestellt und dann zwischengelagert würden, bis die fehlenden Teile einträfen.
Dennoch meint Diehl: "Die Jobs sind sicher, die Standorte sind sicher." Die Wohnmobil-Branche und insbesondere Knaus Tabbert seien Pandemie-Gewinner, die Nachfrage habe enorm zugelegt. Dabei handele es sich um einen "nachhaltigen Trend".
Auch bei der Preh GmbH in Bad Neustadt wurde "teilweise kurz gearbeitet", teilt Ronald Schaare, Leitung Unternehmenskommunikation, mit. "Wenn die Produktion beim Kunden für einige Wochen ruht, müssen wir auch unsere Produktion anpassen." Das sei mit zeitlichem Vorlauf in der gesamten Lieferkette beherrschbar. Die kurzfristigen permanenten Änderungen der Lieferabrufe über mehrere Monate hinweg - um Lieferstopps zu vermeiden - seien aber zweifellos eine massive Belastung für die gesamte Organisation.
"Die Materialverknappungen zeigen sich neben den Elektronik- auch bei den Kunststoffkomponenten", schreibt der Sprecher weiter. Durch die "deutlich gestiegenen Einkaufspreise" entstünde eine "eine sehr hohe zusätzliche Kostenbelastung".
Kontaktversuche zu GKN Sinter Metals in Bad Brückenau und zur IG Metall verliefen erfolglos.