Replik statt Schauspiel

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Mit vorab an den Veranstalter abgesetzten Drohbriefen und Hinweisschildern auf der Bühne wurde die Presse davon abgehalten, während der Aufführung zu fotografieren. Naja, Hallervordens Konterfrei kennt man ja schon. Foto: Gerhild Ahnert
Mit vorab an den Veranstalter abgesetzten Drohbriefen und Hinweisschildern auf der Bühne wurde die Presse davon abgehalten, während der Aufführung zu fotografieren. Naja, Hallervordens Konterfrei kennt man ja schon.  Foto: Gerhild Ahnert

Kabarett  Didi Hallervorden sollte Theater spielen im Kurtheater. Dann glänzte er doch nur mit seinen Sketchen und Kabaretteinlagen.

Tja, geplant war ja eigentlich etwas ganz Anderes. Didi Hallervorden, dem das Verdienst zukommt, den Deutschen die Lust am Kalauern, Blödeln, der Comedy auch weit unter Niveau, wie das den Briten schon immer lieb ist, nahe gebracht zu haben, sollte im Rahmen des Theaterrings zeigen können, was der Schauspieler Dieter Hallervorden in einem Stück von jemand ganz anderem auf die Bühne bringt. Schließlich hat er seit 2009 in Berlin sein eigenes Theater und dieses auch als Schauspieler in ‚Die Socken Opus 124‘ eröffnet.
Nach dem Erfolg im Schlossparktheater sollte das Stück auf Tournee gehen; dass daraus eine Verlängerung des gerade abgeschlossenen Kissinger Kabarettherbstes wurde, war so nicht beabsichtigt.
Die Änderung aufgrund der Überlastung Hallervordens kam spät, der neue Theaterring stand, der Wechsel von Hallervorden als Schauspieler zu Hallervorden als Darsteller seines eigenen Lebenswerks als Komödiant erschien als sinnvollste Lösung. Und es sprach die zu den Theaterringabonnenten hinzugestoßenen Fans von Blödel-Didi wohl auch mehr an als Daniel Colas‘ Theaterstück um zwei alternde Mimen.
So gab es bei ‚Hallervorden. Stationen eines Komödianten‘ ein sehr gut gefülltes Haus mit dem Theaterringpublikum auf den vorderen Plätzen und den Hallervorden-Fernsehfans dahinter. Und es gab für alle eine perfekt zusammengestellte Show, bei der Hallervorden mit seinem langjährigen Sketchpartner Harald Effenberg schön autobiografisch und chronologisch seine 50-jährige Erfolgsgeschichte in Film, Fernsehen und auf der Bühne noch einmal zum Leben erweckte. Die Bühnenpräsenz und Textfestigkeit des 77-Jährigen waren enorm; als richtige ‚Rampensau‘ ließ er das Publikum kaum merken, dass er - wie zu erfahren war - am Morgen noch im Kissinger Krankenhaus durchchecken ließ, ob seine Erkältung nicht doch schon eine Lungenentzündung ist.
Er ließ sich auch nicht von der Tatsache verdrießen, dass im Kurtheater im Gegensatz zu seinen sonstigen Auftritten mit dem Programm nicht nur "die Zuschauer der ersten Stunde" saßen und nicht alle schon bei der humoristisch recht flach gehaltenen Begrüßung aus dem Häuschen gerieten. Aber die Abfolge von à point servierten Highlights aus "Spott-Light" und "Nonstop Nonsense" , die gespielten Witze wie "Die Katze" oder die Parodie auf die so verzweifelt ernsthaften wie hohlen Volksmusiksendungen bis zum Friseurbesuch von Martin Luther aus der "Didi-Show" lockte dann doch eine große Zahl von Didi-Abstinenzlern aus der Reserve. Als Auflockerung gab es auch eine ganze Reihe von Original-Einspielungen der Fernsehsendungen, das eingeschneite Orchester bei Vivaldis "Winter" und die ernsthafte politische Satire auf Jacques Chiracs Atombombentests im Muroroa-Atoll zeugten auch hier von der enormen Vielseitigkeit des Schauspielers, Komödianten, Regisseurs usw, usw. Hallervordens Hommage an Marty Feldman, dessen Synchronsprecher er war, dessen genauso überzogene Persiflage auf die sexuelle Verklemmtheit von Vater und Sohn in ‚Die Aufklärung‘, sein ‚Pädagogisches Drama‘ und das Männerkneipengespräch spielten er und Effenberg mit so viel komödiantischer Präzision und Freude am verulkenden Charakterisieren, dass auch die etwas zurückhaltenden Theaterringbesucher sich bedankten durch rhythmisches Klatschen, während die echten Fans durch Pfiffe und Bravorufe ihr Idol feierten.