Referendarin Lena Wolf vergibt ihre ersten Zwischenzeugnisse

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Für die Zwischenzeugnisse der Schüler der Sinnberg-Grundschule gehen die Lehrerinnen Lena Wolf und Sybille Hartung Noten und Hefte durch. Gerecht und richtig sollen die Zeugnisse sein. Fotos: Carmen Schmitt
Für die Zwischenzeugnisse der Schüler der Sinnberg-Grundschule gehen die Lehrerinnen Lena Wolf und Sybille Hartung Noten und Hefte durch. Gerecht und richtig sollen die Zeugnisse sein. Fotos: Carmen Schmitt
225 Zwischenzeugnisse vergeben die Lehrer der Sinnberg-Grundschule heute an ihre Schüler.
225 Zwischenzeugnisse vergeben die Lehrer der Sinnberg-Grundschule heute an ihre Schüler.
 

Heute gibt es Zwischenzeugnisse. Zwei Lehrerinnen der Sinnberg-Grundschule erklären, wie die Noten und Bemerkungen entstehen.

Nicht nur Erstklässler haben heute Zeugnispremiere. Auch für viele Lehrer sind es die ersten Zeugnisse. Lena Wolf ist Referendarin und unterrichtet an der Bad Kissinger Sinnberg-Grundschule die 3b. 19 Zeugnisse vergibt sie heute an ihre Schüler. Das Schreiben war aber gar nicht so einfach, erzählt die 26-Jährige.

"Ich habe alle Zeugnisse fünfmal überarbeitet", sagt die junge Lehrerin mit den braunen Haaren und lacht.
Lena Wolf hat zum ersten Mal für ihre eigene Klasse Zeugnisse geschrieben. Die ersten Entwürfe hat sie noch vor Weihnachten formuliert und immer wieder neue Beobachtungen eingearbeitet.

Auch für erfahrene Lehrer immer noch schwer

Ihre Kollegin Sybille Hartung macht ihr wenig Hoffnung, dass die Beurteilung mit der Zeit einfacher wird. 1978 hat sie ihre ersten Zeugnisse für eine fünfte Klasse geschrieben, erzählt sie. "Man tut sich schon schwer, immer wieder zu überprüfen, ist das wirklich gerecht und richtig. Ich mache mir viele Gedanken." Haben zwei Schüler nach den schriftlichen Leistungen eine Drei, überlege sie, ob die Kinder wirklich auf dergleichen Note stehen.

"Es ist nicht nur das Schriftliche, was zählt", sagt Lena Wolf. Auch die Heftführung der Schüler spiele eine Rolle. "Es ist ein langer Prozess. Ich lasse mir Zeit und lese mir nach einem Tag noch einmal alles gründlich durch", meint Sybille Hartung. Das Zwischenzeugnis der Schüler aus der 3b besteht aus Bemerkungen und Zensuren, schriftlich festgehalten auf zwei Seiten. Erst ab dem Ende des zweiten Schuljahres sehen die Zeugnisse der Grundschüler so aus. Bis dahin gibt es keine Noten, sondern nur Text. Die Form des Zeugnisses wandelte sich mit der Zeit immer wieder. Schulleiter Klaus Lotter kann sich noch an die handschriftliche Version erinnern. Lena Wolf schüttelt den Kopf und lacht: "Das kann ich mir gar nicht vorstellen."

Lehrer sprechen klare Sprache

Das aktuelle Format halten die drei Lehrer für gut. "Tendenzen kann man im Text ausdrücken", sagt Sybille Hartung. Die verschiedenen Bereiche eines Fachs sind detaillierter dargestellt als früher. Die Schüler und Eltern können erkennen, wo Stärken und Schwächen liegen. Die Kommentare zum Fach Deutsch sind im Zeugnis unterteilt in Rubriken wie "Texte verfassen", "Sprache untersuchen" und "Lesen und mit Literatur umgehen". Auch die Formulierungen haben sich geändert. Wie beim Punkt Sozialverhalten: Wo früher "kommunikativ" stand, findet man heute deutlichere Worte wie "schwätzt oft". "Die Zeugnisse sind klarer geworden", sagt Sybille Hartung.

Im Jack-Steinberger-Gymnasium gibt es heute nur für die Elftklässler Zwischenzeugnisse. 115 Stück verteilen die Lehrer. "Alle anderen Klassen haben schon eine Notenübersicht bekommen", sagt stellvertretende Schulleiterin Gerhild Ahnert. Mit allen mündlichen und schriftlichen Noten. Zur besseren Einsicht, auch für die Eltern. Seit einigen Jahren mache das Gymnasium das so.

Böse Überraschungen gibt es auch in der Sinnberg-Grundschule nicht, erklärt Schulleiter Lotter. Den Eltern seien die Noten aller Proben bekannt. Zittern müsse niemand vor dem Zwischenzeugnis. Mit Enttäuschungen und Tränen reagieren nur wenige Schüler. "Die Zweitklässler freuen sich sogar schon auf die Noten", sagt Lena Wolf. Davon gibt es ja noch genug im Leben.