Ein Investor aus Nordrhein-Westfalen hat eine Bauvoranfrage zum Bau von 31 Eigentumswohnungen am Stationsberg gestellt.
Generationen übergreifendes Wohnen will die "IVG Service GmbH" mit Sitz in Hemer (Nordrhein-Westfalen) im ehemaligen Kursanatorium St. Josef am Stationsberg ermöglichen. Eine entsprechende Bauvoranfrage lag dem Bauausschuss in seiner jüngsten Sitzung vor. Der ein oder andere Stadtrat zweifelte zwar an der Umsetzbarkeit und befürchtete eine längere Hängepartie, trotzdem gab es eine breite Zustimmung für den Antrag - allerdings mit Auflagen.
Nach Auskunft der Bauverwaltung gilt eine solche vorläufige Genehmigung für drei Jahre. Dann muss der endgültige Bauantrag vorliegen.
Immer wieder Verwüstungen
Das Josefsheim am Weg zur Ruine Botenlauben ist seit Jahren verwahrlost: Feuerlöscher, die offensichtlich durch geschlossene Fenster nach draußen geworfen wurden, Glasscherben, Graffitis und Müll prägen das Bild rund um das ehemalige
Kursanatorium. In den vergangenen Jahren mutierte es immer mehr zum Abenteuer-Spielplatz: Fotografen und Geocacher entdeckten das zum Teil offenbar noch voll eingerichtete Gebäude. "Wir haben ja auch ein Betretungsverbot erlassen", sagte Bürgermeister Toni Schick (DBK) in der Sitzung.
"In gehobener Klasse"
2008 verkauften die Mariannhiller Schwestern die Immobilie.
Passend zu anderen Grundstücksgeschäften mit russischen Partnern nach Ende der Ära von Ex-OB Karl-Heinz Laudenbach, war auch beim ehemaligen St. Josefsheim die Rede von Investoren aus Russland. Die haben das Haus nun offenbar zum Verkauf angeboten. Über die genauen Eigentumsverhältnisse gibt Elnaz Mirkhosravi, Geschäftsführerin der IVG Service GmbH, keine Auskunft.
In der öffentlichen Sitzung wurde jedoch spekuliert, dass sich Investoren in solchen Fällen meist ein Kaufrecht mit Rücktrittsrecht gesichert haben.
"Es entstehen Wohnungen in gehobener Klasse zu angemessenen, bezahlbaren, fairen Preisen", teilte Elnaz Mirkhosravi auf Nachfrage der Redaktion mit. Das Konzept sehe vor, dass mehrere Generationen unter einem Dach leben.
Mehr stehe bislang aber noch nicht fest, die Gesellschaft warte nun zunächst die Antwort der Stadt ab.
In der Sitzung wies die Bauabteilung darauf hin, dass das Gebäude im Außenbereich steht, im Flächennutzungsplan sei die Fläche als allgemeines Wohngebiet ausgewiesen. Deshalb sei der Umbau des Bestandes zulässig. Geprüft werden müssten zusätzliche Versiegelungen für Parkplätze.
Deshalb stimmte die Stadt auch nur unter der Auflage zu, dass die Untere Naturschutzbehörde sowie das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten wegen des nahen Waldes eingebunden werden.
Zudem besteht die Stadt vor Aufnahme der Nutzung auf einen städtebaulichen Vertrag zur Erschließung des Grundstücks. Aktuell ist die rund hundert Meter breite Zufahrt nur drei Meter breit.
Durch den Bau von Eigentumswohnungen müsse in Zukunft jedoch Begegnungsverkehr möglich sein. Dabei müsse vor allem auf die unter Denkmalschutz stehenden Kreuzwegstationen Rücksicht genommen werden.
Geschichte Im Februar 1924 übernahmen die "Missionsschwestern vom Kostbaren Blut (Mariannhiller Schwestern)" das ehemalige Café "Ysenburg" am Stationsberg. Bis 1998 kamen bis zu 165 Kinder aus ganz Deutschland zur Kur in die Einrichtung.
Durch die Gesundheitsreformen in den 1990er Jahren brach das Geschäft jedoch ein.
Verkauf 2008 wurde das Grundstück verkauft, im selben Jahr eröffneten die Mariannhiller Schwestern ein neues Haus St. Josef am Nordring. Dort werden bis zu 16 Menschen mit seelischer Behinderung bei der Rückkehr in den Alltag betreut. Anfang 2014 hat die "Erthal Sozialwerk gemeinnützige GmbH" die Trägerschaft übernommen.
rr