Mitarbeiter des St.-Elisabeth-Krankenhauses machen auf Missstände in der Pflege aufmerksam. Sie fordern bessere Arbeitsbedingungen und höhere Bezahlung.
von unserem Mitarbeiter Werner Vogel
Bad Kissingen — Den Tag der internationalen Pflege nutzte die Gewerkschaft Verdi um mit einem bundesweiten "Flaggentag" auf Missstände in der Pflege aufmerksam zu machen. In Bad Kissingen beteiligten sich über 30 Mitarbeiter des St.-Elisabeth-Krankenhauses an der Aktion. Um fünf vor 12 hatten sich die Beschäftigten zu einer "aktiven Mittagspause" zusammengefunden um für mehr Lohn und bessere
Arbeitsbedingungen zu demonstrieren.
Die heilige Elisabeth zeigt mit geöffneter Hand auf den am Boden liegenden Kranken. Das überlebensgroße Kunstwerk am Eingang des Krankenhauses, das ihren Namen trägt hatte besonders an diesem Tag Symbolkraft, denn eine größere Fürsprecherin für die Pflegeberufe als die Patronin der Kranken und Schwachen kann es kaum geben und so war der Ort um auf die Sorgen und Nöte von Beschäftigten im Krankenhaus
aufmerksam zu machen, gut gewählt. Es ist fünf vor 12 verkündete Kathrin Weidenfelder, Fachbereichssekretärin der Gewerkschaft und ließ das Banner "Gesundheit braucht genug Personal" an der Eingangswand des "Eli" entrollen. Rund dreißig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Pflegeabteilung verliehen der Forderung der Gewerkschaft einer gesetzlichen Personalbemessung mit einem Trillerpfeifenkonzert Nachdruck.
Die Sprecherin umriss in ihrem kurzen Statement auch die Situation der beiden, inzwischen zur Helios Gruppe gehörenden, Krankenhäuser in Bad Kissingen und Hammelburg und ging auf die laufende Verhandlung für einen Haustarif ein. Hier sei eine deutliche Gehaltssteigerung angezeigt.
Die Forderung von 9,9 Prozent begründete sie mit Nachholbedarf im Zuge der zweimaligen Übernahme des Krankenhauses, zuerst durch das "Rhön-Klinikum" und dann durch die "Helios
Kliniken". "Die Bezahlung in Bad Kissingen liegt deutlich unter dem bei Helios üblichen Niveau", rief sie den Demonstranten zu und forderte sie auf in den nächsten Wochen die Arbeit des Betriebsrats und der Gewerkschaft zu unterstützen.
Betriebsratsvorsitzender Andreas Hämel, verwies auf die angespannte Personalsituation in der Pflege.
"Wir schieben in Bad Kissingen 12 000 Überstunden in der Pflege vor uns her." Es ist tatsächlich fünf vor zwölf meint er, zeigt aber Verständnis für wirtschaftliche Notwendigkeiten der Kliniken und fordert die Politik auf die Rahmenbedingungen zu verbessern. Die Verhandlungen mit der Geschäftsleitung um einen Haustarifvertrag für die beiden Krankenhäuser bezeichnete er als konstruktiv und lösungsorientiert.
Sein Ziel sei es, die Differenz zur Bezahlung im öffentlichen Dienst zu verringern. Das gute Einvernehmen bestätigte auch Edeltraud Gray. Die Erzieherin auf der Kinderstation ist stellvertretende Vorsitzende. Sie weist aber auch darauf hin, dass in den Pflegeabteilungen oft bis zum Anschlag gearbeitet werde. Auch Karin Haase, Mitarbeiterin in der Anästhesie hatte ihre Mittagspause genutzt um die Forderung ihrer Kolleginnen in der Pflege zu unterstützen.
Obwohl die Veranstaltung nur eine knappe halbe Stunde dauerte, musste sie sich vorher verabschieden: "Die Patienten warten", rief sie im Gehen der Versammlung zu.
Von der Geschäftsführung des Elisabeth-Krankenhauses war am Montag keine Stellungnahme zu erhalten.