PFAS: Das Gift in unseren Böden

2 Min
Lange nutzte die Bundeswehr Löschschaum mit PFOS bei Übungen.
Lange nutzte die Bundeswehr Löschschaum mit PFOS bei Übungen.
Archiv/Herbert Hausmann

Lange hat die Bundeswehr Schaum zum Löschen genutzt, dessen Inhaltsstoffe sich dann als giftig herausgestellt haben. Wo sie nun Flächen sanieren muss.

Sie sind chemisch hergestellt, sie werden als "ewige Chemikalien" bezeichnet, sie schaden langfristig dem Körper: Die Rede ist von Per- und polyfluorierten Alkylverbindungen, besser bekannt unter ihrer Abkürzung PFAS. Auch im Landkreis Bad Kissingen sind die Stoffe sehr wahrscheinlich in den Böden.

Viele der Stoffe sind sehr bis extrem langlebig und verteilen sich in der Umwelt in kürzester Zeit über das Wasser. Einige PFAS reichern sich in verschiedenen Organismen bis hin zum Menschen an. Da es sich um neue Stoffe handelt, ist unser Wissen um ihre Wirkung bislang noch gering, heißt es vom Bundesumweltministerium.

Aber sie stehen im Verdacht, Krebs auszulösen, Leberschäden zu verursachen und die Fruchtbarkeit zu beeinträchtigen. Menschen nehmen PFAS vor allem über Lebensmittel auf.

Bundeswehr im Fokus

Seit längerem ist die Bundeswehr in Sachen PFAS im Fokus, da die Stoffe auch im von ihr verwendeten Löschschaum an Flugplätzen zum Einsatz kommen (siehe Infokasten). Derzeit laufen Untersuchungen an verschiedenen Standorten. Ausgeschieden sind die Rhön-Kaserne Neuwildflecken und der Truppenübungsplatz Wildflecken.

Verdachtsfälle hingegen gibt es am Truppenübungsplatz Hammelburg, an der Saaleck-Kaserne und Hammelburg und am ehemaligen US-Flugplatz Reiterswiesen.

So läuft die Prüfung der Böden ab

Ein Sprecher des Bundesamtes für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr erklärt, wie diese Untersuchungen ablaufen: Es werden drei Arbeitsphasen unterschieden. In Phase I würden Flächen erfasst und erstbewertet, für die es durch ihre Nutzung oder andere Hinweise einen Verdacht auf Kontaminationen gibt.

Bestätigt sich der Verdacht, startet Phase II a, die Orientierende Untersuchung. "Dabei wird der Kontaminationsverdacht mit angemessenem Aufwand überprüft. Bestätigt sich der Kontaminationsverdacht, erfolgt die die Phase II b", die Detailuntersuchung.

Hierzu werden weitere Boden- und Wasserproben genommen, gegebenenfalls schließen sich weitere Untersuchungen an, mit deren Hilfe die Expertinnen und Experten eine möglichen Verunreinigung abschätzen. Aus diesen Ergebnissen entscheide sich, ob eine Sanierung notwendig ist.

Untersuchungen in Hammelburg laufen

In der Saaleck-Kaserne ist Phase I abgeschlossen. Der Anfangsverdacht bestätigte sich, die erfassten kontaminationsverdächtigen Flächen werden also in Phase II a) genauer untersucht. Diese ist auf dem Truppenübungsplatz Hammelburg bereits abgeschlossen, dort haben sich PFAS-Kontaminationen bestätigt.

Daher beauftragt die Stelle für die bestätigten kontaminierten Flächen eine Detailuntersuchung (Phase II b) bei der bayerischen Bauverwaltung. Wie viel die Beseitigung kosten wird, kann der Sprecher erst mit den Ergebnisse der Phase II b einschätzen.

Was die Bürgerinnen und Bürger aufatmen lassen kann: "Nach derzeitigem Kenntnisstand ist die Bevölkerung nicht betroffen", so der Sprecher.

Reiterswiesen: bald erste Ergenbisse

Für die Fläche am ehemaligen US-Flugplatz Reiterswiesen ist die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) zuständig. Sie hat ein Ingenieurbüro mit Phase I der Untersuchung beauftragt. Die Bundesanstalt rechnet zum Anfang kommenden Jahres mit Ergebnissen. Dann entscheidet sie über das weitere Vorgehen.

Sanierung von Böden und Grundwasser schwierig

Wie das Umweltministerium berichtet, ist Beseitigung und Sanierung der mit PFAS belasteten Böden und Grundwasser schwierig. "Herkömmliche Sanierungsverfahren funktionieren bei den PFAS schlecht. Die Sanierung ist aufgrund der besonderen Eigenschaften der PFAS kompliziert und aufwendig, um einen nennenswerten Sanierungseffekt zu erhalten", heißt es vom Ministerium.

Das wiederum macht die Sanierung sehr kostspielig. Denn eine vollständige Beseitigung wäre nur in hochtemperierten Sonderabfallverbrennungsanlagen möglich.

Weitere Infos zu PFAS und PFOS

Über 4700 verschiedene Stoffe verstecken sich hinter der Bezeichnung PFAS: Per- und polyfluorierten Alkylverbindungen. Früher waren sie unter dem Namen PFC bekannt. Sie kommen nicht natürlich vor und werden erst seit den späten 1940ern hergestellt.

PFAS werden etwa in Kosmetika, Kochgeschirr, Beschichtungen oder Textilien verarbeitet. Außerdem finden sie Verwendung zur Oberflächenbehandlung von Metallen und Kunststoffen, in Pflanzenschutzmitteln oder Feuerlöschmitteln.

Der bekannteste Stoff, der im Löschschaum bei Flugplätzen verwendet wurde, heißt PFOS. Er ist giftig und seit 2006 in der EU verboten, durfte aber in Löschschäumen bis 2011 verwendet werden. Die Bundeswehrfeuerwehr setzte diese jahrzehntelang bei Übungen ein.emue